Der Hinterhalt by Shane Trevor

Der Hinterhalt by Shane Trevor

Autor:Shane, Trevor [Shane, Trevor]
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: Goldmann Verlag
veröffentlicht: 2012-03-11T23:00:00+00:00


ZEHNTES KAPITEL

Ich brauchte für Allens Aufträge fast drei Wochen und hinterließ dabei vier weitere Leichen. Nach den ersten zwei Morden bettelte ich darum, aufhören zu dürfen. Ich sagte ihm, dass ich nicht mehr weitermachen könne. Ich fragte ihn, ob ich stattdessen Unterricht geben dürfe, und erklärte, dass ich bereit sei, andere Arbeiten zu erledigen. Er sagte mir, dass ich in näherer Zukunft nicht unterrichten würde, dass ich erst wieder zur Vernunft kommen müsse, ehe sie mich Einfluss auf die nächste Generation würden nehmen lassen. »Wir brauchen Männer, um die Männer von morgen zu unterrichten«, sagte er zu mir, wenn ich mich recht erinnere. »Im Moment bist du nicht Manns genug für diese Aufgabe.« Also ließ er mich stattdessen weiterhin morden. Dafür war ich offenbar Manns genug.

Bei meinem ersten Opfer handelte es sich um einen fünfunddreißigjährigen Mann in Georgia. Er war ein ehemaliger Killer der Gegenseite, der vor kurzem in den Ruhestand gegangen war und sich frisch verheiratet niedergelassen hatte, um eine Familie zu gründen. Seine Frau war nicht in den Krieg hineingeboren worden. Sie hatte eingeheiratet. Allen ließ mir die »Option«, sie ebenfalls zu beseitigen. Ich lehnte ab.

Als Nächstes tötete ich eine Frau in Tennessee. Sie war nur eine Telefonistin. Ich fragte Allen, weshalb wir uns die Mühe machten, Telefonistinnen zu töten. Er sagte mir nur, dass wir uns im Krieg befänden, dass sie für die Gegenseite arbeite und dass alle, die für die Gegenseite arbeiteten, schon allein beim Gedanken an uns vor Angst zittern sollten. »Bis wir sie besiegt haben, ist jeder Einzelne von ihnen ein potentielles Ziel. Sie töten unsere Leute, und wir müssen zurückschlagen.« Ich nehme an, das bedeutete, dass eine unserer Telefonistinnen, eine von den fröhlich klingenden Damen, die mich immer durchstellten, wenn ich beim Geheimdienst anrief, ermordet worden war. In meinen Augen war das eine fürchterliche Verschwendung, sowohl auf unserer Seite als auch auf der Seite der anderen.

Mein drittes Opfer war ein einundzwanzigjähriger junger Mann in Washington, D. C. Er war arm, wohnte mit seiner gesamten Familie in einem Mietshaus im Südosten der Stadt und leistete heftigsten Widerstand. Ich musste mich anschließend zwei Tage in einem Hotelzimmer einquartieren, um mich zu erholen. Ich trug eine kleine Stichwunde sowie Kratzer und Blutergüsse am ganzen Körper davon. Er hatte mit achtzehn angefangen, für die anderen zu töten, und bereits eine lange Liste von Morden vorzuweisen. Er war äußerst brutal. Sobald ihm klar war, dass er nicht überleben würde, gab er sich alle Mühe, mich mit in den Tod zu reißen. Bevor er starb, fragte ich ihn, warum er für sie tötete. Warum er für Leute kämpfte, die ihm ganz offensichtlich nichts dafür gaben. Seine Antwort lautete: »Sie geben mir Hoffnung.« Das waren seine letzten Worte.

An meinem zweiten Tag im Hotel, als ich noch immer damit beschäftigt war, meine Wunden zu säubern, und versuchte, wieder zu Kräften zu kommen, erhielt ich einen Anruf. Als das Telefon in meinem Hotelzimmer läutete, war ich unschlüssig, ob ich abheben sollte. Ich wurde nie angerufen. Niemand durfte wissen, wo ich mich gerade aufhielt.



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