Der Fluch des schwarzen Ritters by Thomas Brezina

Der Fluch des schwarzen Ritters by Thomas Brezina

Autor:Thomas Brezina [Brezina, Thomas]
Die sprache: deu
Format: epub
Tags: Kinder


Die Falle

„Bist du des Wahnsinns fette Beute?“ fuhr Lieselotte den Tierpfleger an, als sie ihn hinter dem Robbenbecken aufstöberte. Benni war dort lässig gelehnt und hatte Rauchringe in die Luft geblasen.

Als die vier Knickerbocker auf ihn zustürzten, war er zusammengezuckt und hatte die Zigarette vor Schreck fallenlassen.

„Verzieht euch, ihr kleinen Kröten“, knurrte er sie verärgert an, „euch geht das alles einen Dreck an!“

„Du Tierquäler!“ schrie Poppi und ging mit den Fäusten auf den jungen Mann los. „Du bist an allem schuld! Das Heu bei den Kamelen brennt, und du hast es angezündet!“

Benni stand plötzlich stocksteif da und wehrte sich nicht einmal gegen die wütende Poppi. Er starrte in die Luft, und Lilo beobachtete überrascht, wie ihm die Tränen in die Augen stiegen.

„Was... was ist denn los?“ erkundigte sie sich vorsichtig.

Benni wischte sich über das Gesicht und schüttelte den Kopf.

„Ich... ich kann nicht mehr“, schluchzte er plötzlich und fuhr sich nervös durch die langen blonden Haare. „Ich kann nicht mehr“, wiederholte er und ließ sich ins Gras sinken. Lieselotte setzte sich neben ihn und blickte ihn fragend an.

„Ich bin ein Total-Versager“, stieß Benni hervor.

„Ich werde wirklich auf allen vieren zu ihnen zurückkommen.“

„Zu wem zurückkommen?“ wollte Lilo wissen.

„Zu meinen Eltern. Den ehrenwerten Leuten, für die nur Doktoren und Professoren Menschen sind“, brummte der Bursche spöttisch. „Meine Mutter und mein Vater haben Schreikrämpfe bekommen, als ich damals zum Zirkus gegangen bin. Sie haben mit Enterbung und solchem Quatsch gedroht. Ich hätte studieren und Rechtsanwalt werden sollen. Da ich aber lieber auf das Trapez wollte, hat mich die Familie verstoßen! Mein Vater hat gebrüllt: ,Du bist nicht länger mein Sohn! Aber eines Tages wirst du auf allen vieren zurückkommen.’ Er wird recht behalten.“

Benni zog lautstark durch die Nase auf und sprach dann weiter. Seine Stimme klang belegt und verzweifelt. „Spätestens morgen fliege ich hochkant aus dem Zirkus, da ich nicht einmal zum Tierpfleger tauge. Ich wollte auch nie Ställe ausmisten, sondern Trapezartist werden. Ich habe über zwei Jahre trainiert und bin gut.“ Er nickte heftig. „Ja, ehrlich, ich bin okay. Flotzo hat es selbst gesagt. Trotzdem läßt er mich nicht auftreten.“

„Vielleicht hat er Angst, daß du seinen Sohn Stefan übertrumpfst“, äußerte Lilo einen Verdacht. In ihrem Kopf spann sie den Gedanken weiter. Möglicherweise setzte Stefan nun alles daran, Benni aus dem Zirkus zu ekeln.

Das Superhirn der Knickerbocker-Bande blickte den zukünftigen Trapezartisten lange an.

„Die Kuh hat sich bestimmt in ihn verknallt und läßt sich jetzt von ihm alles einreden“, dachte Dominik grimmig. Axel und Poppi hatten ähnliche Gedanken. Sie glaubten Benni die ganze Geschichte nicht so recht.

„Was hast du heute noch alles zu tun?“ erkundigte sich Lieselotte.

„Das Übliche: ausmisten und füttern. Und am Abend... am Abend muß ich das Robbenbecken schrubben.“

„Hmmm...“ machte Lilo und überlegte, was zu tun war.

„Paß auf, du mußt nach der Vorstellung möglichst laut und deutlich von dieser Arbeit erzählen“, trug sie Benni auf. „Und dann laß dir viel Zeit. Sehr viel Zeit!“

Der Bursche verstand kein Wort. Den übrigen Knickerbockern ging es nicht viel besser.

„Falls er wirklich unschuldig ist, dann wird es sich wahrscheinlich noch heute herausstellen“, dachte Lilo.



Download



Haftungsausschluss:
Diese Site speichert keine Dateien auf ihrem Server. Wir indizieren und verlinken nur                                                  Inhalte von anderen Websites zur Verfügung gestellt. Wenden Sie sich an die Inhaltsanbieter, um etwaige urheberrechtlich geschützte Inhalte zu entfernen, und senden Sie uns eine E-Mail. Wir werden die entsprechenden Links oder Inhalte umgehend entfernen.