Der falsche Freund by French Nicci

Der falsche Freund by French Nicci

Autor:French, Nicci [French, Nicci]
Die sprache: deu
Format: epub
Tags: Belletristik (st), Krimi (st)
ISBN: 9783442461769
veröffentlicht: 2003-01-02T00:00:00+00:00


»Hier, ich habe was für dich, das ist besser als Tee.«

Bill drückte mir ein Glas Whisky in die Hand und stellte sich neben mich, während ich gleich einen großen Schluck nahm.

Wir waren alle zusammen ins Haus meiner Eltern zurückgekehrt und standen nun in ihrem zugigen Wohnzimmer herum, tranken Tee und wussten nicht so recht, worüber wir reden sollten. Was sagt man nach einem solchen Ereignis?

»Danke.«

»Geht es dir gut?«

»Ja.«

»Blöde Frage. Wie sollte es dir nach alledem gut gehen?«

»Wenn er durch einen Unfall gestorben wäre oder durch eine Krankheit oder sonst was, dann wäre es etwas anderes gewesen, aber so …« Ich brauchte den Satz nicht zu Ende zu sprechen.

»Marcia wird sich den Rest ihres Lebens fragen, was sie falsch gemacht hat.«

»Ja.«

»Das scheint bei einem Selbstmord immer so zu sein. Tatsache ist, dass sie alles in ihrer Macht Stehende getan hat. Das habt ihr alle.«

»Nein. Er hätte sich nicht umbringen dürfen.«

»Nein, natürlich nicht.«

»Ich meine, ich begreife es einfach nicht. Mum sagt, dass sie das Gefühl gehabt habe, er sei auf dem Weg der Besserung gewesen. Und es war wirklich so, Bill. Es hat tatsächlich so ausgesehen, als würde es ihm langsam besser gehen.«

»Man kann in einen Menschen einfach nicht hineinsehen.«

»Ja, so ist es.«

Ich nahm einen weiteren großen Schluck Whisky.

»Er war ein unglücklicher junger Mann.«

»Ja.«

Ich musste an Troys Kicheranfälle denken. Er hatte oft blöde Witze gerissen und dann grinsend zu mir hochgeblickt. Die ganze Zeit hatte ich sein Gesicht vor Augen, wie es in seinen glücklichen Phasen aussah, wenn er vor Energie nur so sprühte.

Bill schenkte mir noch mal nach und ging dann mit der Whiskyflasche zu Dad. Ich wanderte aus dem überfüllten Wohnzimmer zu der Baustelle, die einmal die Küche gewesen war, und dann durch das Loch in der Wand, wo sich einst die Tür befand, nach draußen in den vom Regen aufgeweichten Garten. Herausgerissene, gesplitterte Bodendielen und Stücke der alten Küchenelemente stapelten sich entlang des Zauns. Ich lehnte mich gegen ein altes Regalteil und sah mich um. Es war leicht neblig, alle Umrisse wirkten eine Spur verschwommen, aber vielleicht lag das auch am Whisky. Nach meinem Gespräch mit Bill befand ich mich in einem Zustand, in dem ich für alle Zweifel offen war. Dabei hatte die Autopsie eindeutig Selbstmord durch Erhängen ergeben. Ich rief mir das Gespräch mit Troy an jenem Morgen ins Gedächtnis. Ich hatte ihn angerufen, um ihm von dem Haus zu erzählen, das ich für Brendan und Kerry gefunden hatte, und wir hatten über unsere Pläne gesprochen. Er hatte sich ein wenig müde, ansonsten aber relativ fröhlich angehört. Ich hatte ihm gesagt, wie sehr ich mich darauf freute, die Wohnung mit ihm zu teilen, worauf er leicht verlegen geantwortet hatte, er freue sich auch. Meine brennenden Augen füllten sich erneut mit Tränen, obwohl ich geglaubt hatte, völlig leer geweint zu sein. Ich musste daran denken, wie Brendan mich am Vortag gefragt hatte, um welche Zeit ich denn in die Wohnung kommen würde, um meine Sachen abzuholen, und ich geantwortet hatte, so gegen halb sieben. Ich zwang mich, mich



Download



Haftungsausschluss:
Diese Site speichert keine Dateien auf ihrem Server. Wir indizieren und verlinken nur                                                  Inhalte von anderen Websites zur Verfügung gestellt. Wenden Sie sich an die Inhaltsanbieter, um etwaige urheberrechtlich geschützte Inhalte zu entfernen, und senden Sie uns eine E-Mail. Wir werden die entsprechenden Links oder Inhalte umgehend entfernen.