Der Dichter und die Ratio by Sternberg Fritz

Der Dichter und die Ratio by Sternberg Fritz

Autor:Sternberg, Fritz [Sternberg, Fritz]
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: Suhrkamp Verlag
veröffentlicht: 2015-06-07T16:00:00+00:00


2

Brecht Szenen, die Toller macht, schätzt er nicht.

Piscator Polizeiwache war nicht gut.

Brecht Möglichst reine naive Form. Untergang der Luxemburg ganz naiv. Stilistisch ganz klar, scharf absetzen. Da hat man die Sache, wie sie erschlagen wird. Brecht stellt sich vor, wie die Wachen, die aufgestellt werden, informiert werden. »Gibst ihr einen Stoß, wenn sie was sagt, trittst du sie.« – Solche Darstellung das Unerträglichste auf dem Theater, ungeheuer aufreizend. Die Luxemburg sagt etwas, der Soldat: »Was sagst du?« und tritt sie. Wird ausgeführt von Dummköpfen. Es kennt sich keiner aus. Sind alles Dummköpfe.

Piscator Runge hat genau gewußt. Piscator schon Ähnliches aufgeführt. Eine kleine Treppe führte herauf … (Piscator beschreibt es.)

Brecht Ob man das … (Zwischenruf)

Piscator Die Sache ist doch so: Kragler schwimmt untätig dazwischen herum. Er sagt, es ist alles Krampf. Er will raus. Szenen antithetisch setzen. Plötzlich das Unterstreichen herauskommen, was das Drama an sich ist. Ein Arbeiter schwimmt herum, einer von Tausenden, der weiß von nichts. Deshalb scharf Sondiertes herauskommen. (Ehrhardts Leute, die Noske herangeholt. Noskes Befehl, Spartakushetze. Noskes blutiges Werk.)

Brecht Hat kleine Geschichte schreiben wollen. Nämlich in München während der Rätezeit. Eine Geschichte, die wahr. Ein Bauer aus Dachau, der in die Brauerei Fässer brachte. Er wollte seine Fässer abliefern. Man nahm ihm den Gaul weg, nahm ihm den Wagen weg. Er hat mal da und mal da mitgemacht. Zum Schluß fährt er in die Schwabinger Brauerei. Der steht überall dabei. Die zwei ersten Akte können so bleiben. Privatschicksal. Jetzt verschwindet die bürgerliche Familie. Dritter, vierter und fünfter Akt. Fünfter Akt kann bleiben. Die ihn mitschleifen wollen, können bewußt sein. Er rollt mit. Er ist aufgeputscht. Er steht da, geht auch mit den Weißen. Das geht nicht und das geht nicht. Er geht so rum. Inzwischen passiert alles mögliche.

Piscator Ein System dahinter stecken. »Trommeln in der Nacht«. Das Gefühl haben: wo schießt es denn? Am Schönhauser Tor wird geschossen. Die Arbeiter kommen. Über Berlin das Trommeln der Revolution. Das ganze Berlin brodelt. Hexenkessel von Gerüchten. Neft auf dem Dach der Volksbühne. Die Leute liegen vorm »Vorwärts«. Greuel wurden kolportiert. – Jetzt will er mit den Weißen gehen, weil er hört, die Kommunisten machen Greuel. – Einen Riesenplan hinten haben. In diesem Gestein da läuft ein Mann namens Kragler hin und her. – Von dem rhythmischen Gesang der Revolution (Trommeln) ausgehen. Luxemburg, Liebknecht, 31 Matrosen, 1000 Soldaten.

Brecht Karte. Plötzlich wird ein Haus feuerrot.

Piscator Gazeschleier. Darauf Karte. Bleibt immer darauf. Das ist Berlin. Dann sieht man einen Zug marschieren. Stopp. Eine Linie: Kanonen auf der einen Seite. Dazu immer das dumpfe Weitergehen der Sache. Oberbefehlsstelle Noske. Regelrechte Belagerung Berlins. Dann erscheint Tod von Luxemburg, Liebknecht.

Brecht Wir dürfen nur die Untergehenden zeigen, nur die in dem Kessel Zusammengetriebenen. Alles andere kann ich nicht machen.

Piscator Ich will dir sagen, warum. Das eine ein kaltes Netz. Das war zufällig dazwischen, dein ganzes Stück. Das andere hart. Beginn der Revolution. Davon merkt dieser eine Mann nichts. Ein Befehl wird gegeben. Telefon. Befehl. Zwölf, fünfzehn Mann antreten. 150 Mann zur Austragung der Löhnung … Steckbrief auf Liebknecht. Liebknecht gefangengenommen. Ins Eden-Hotel gebracht, umgebracht. Luxemburg dito. Wenn man das noch bringen könnte.



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