Der Dampfwolf und andere Geschichten by Martin Riesen

Der Dampfwolf und andere Geschichten by Martin Riesen

Autor:Martin Riesen
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: Books on Demand
veröffentlicht: 2016-02-15T00:00:00+00:00


Er wartete geduldig, bis sich wieder ein Vogel zum Fressen einfand. Alex zählte die Sekunden, während er sich auf die Beeren zu bewegte. Lange bevor er auch nur in die Nähe gekommen war, zischte der Blitzvogel bereits davon. Nach sieben Sekunden drückte er auf den linken Knopf, worauf sich die Zeit zurückstellte. Rasch drückte er zusätzlich den rechten Knopf, worauf die Welt wieder einmal stoppte und der Blitzvogel knapp über den Früchten schwebte, unfähig, sich zu bewegen.

Alex pflückte den Vogel triumphierend aus der Luft und verstaute ihn in seinem Beutel, bevor er wieder aus der Baumkrone stieg. Auch die zweite Aufgabe war erfüllt.

Nun wartete nur noch eine Prüfung auf den tapferen Schafhirten und er vermutete jetzt schon, dass diese die schwierigste sein würde. Die Kobolde, von denen er einen ihrer legendären Edelsteine beschaffen sollte, lebten zurückgezogen im Ewigen Gebirge. Nur selten bekam man sie zu Gesicht, sie galten als scheu und manchmal sogar gewalttätig gegenüber Eindringlingen. Den Legenden zufolge waren sie jedoch nicht allzu intelligent und zudem sehr gierig, was Alex vielleicht ausnutzen konnte.

Schon am nächsten Tag erreichte der Schäfer das Gebirge und stieg in die Höhe, auf der Suche nach einem Eingang in das unterirdische Reich der Kobolde. Nach einer Weile wurde er schließlich fündig. Eine ganze Schar der kleinen Wesen stand schnatternd und keifend um ein Holzgerüst herum, mit dessen Hilfe schwere Lasten in die Tiefen des Berges hinabgelassen werden konnten.

Alex hielt sich verborgen und begutachtete die Situation. Zwar waren die Kobolde klein und schmächtig, aber dafür zahlreich und ihre geschmeidigen Bewegungen zeigten unbestritten, dass sie sehr agile Wesen waren. Einige der Kreaturen hielten Kurzspeere mit scharf aussehenden Metallspitzen in ihren schwieligen Händen. Ohne Zweifel würde eine unüberlegte Handlung in einem schnellen Tod enden.

Alex hatte jedoch nicht vor, sich auf einen Kampf einzulassen. Man erzählte sich, dass jeder Kobold immer einen der gesuchten Steine als Glücksbringer mit sich führte. Doch selbst wenn er gewusst hätte, wo die Wesen ihre Steine versteckten, so hätten sieben Sekunden nicht ausgereicht, um ihn zu stehlen und wieder in Deckung zu verschwinden.

Nach einigem Nachdenken kam ihm die Idee. Es würde nicht ohne Risiko sein, doch Alex war zuversichtlich, dass es klappen würde. Er trat aus seiner Deckung vor die Kobolde, die ihn natürlich sofort bemerkten. Speere wurden gereckt, Befehle gerufen und der Hirte sah sich plötzlich umringt von kleinen, böse dreinblickenden Kreaturen.

„Bitte entschuldigt, ich habe mich verlaufen“, sagte Alex und hob seine Hände. „Könntet ihr mir den Weg zur Hauptstadt weisen?“

„Wir dulden keine Eindringlinge, Menschling“, quiekte einer der Kobolde, während er seinen Speer hob.

„Bitte, ich wünsche wirklich keinen Ärger. Ich möchte lediglich den Weg zur Stadt erfahren. Leider habe ich kein Geld, um für den Gefallen zu bezahlen, doch vielleicht kann ich stattdessen eine Dienstleistung zum Tausch anbieten?“

„Du hast nichts, was wir brauchen könnten!“ Die Kobolde rückten näher, die Speere zum Stich bereit.



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