Der blaue Kammerherr by Niebelschütz Wolf von

Der blaue Kammerherr by Niebelschütz Wolf von

Autor:Niebelschütz, Wolf von [Wolf von Niebelschütz]
Die sprache: deu
Format: epub
ISBN: 9783036991900
Herausgeber: Kein und Aber BcherTontrger Zrich


III. CAPITEL

Wirklich? Konnte man ihm nichts abschlagen, dem reichen Herrn? Venedig konnte es, Venedig mußte es! denn hier lag seine Stärke, der Schlüssel, der ihm Ägypten öffnete, der Riegel, der ihm den Türken vom Leibe hielt. Und Venedig tat es – à deux in der Hirschen-Galerie.

»Es ist ja nichts vorbereitet«, erklärte mit Hochmut der Botschafter, ein silberbestickter Buckel, der fast ertrank in seinem Fauteuil und doch eine furchtbare Macht darstellte. »Jedenfalls«, fuhr er fort, »wenn irgendwo sondiert worden wäre, dann doch wohl ehestens bei mir. Ich bin es nicht gewohnt, übergangen zu werden.« Er hielt die Ellbogen auf das Armpolster gestützt, die Finger der Linken klopften in Abständen leicht gegen die Knöchel der Rechten, wobei er mit seinen kalten, metallischen Augen den Plafond anblickte, bevor er sie schillernd zum Admiral gehen ließ. »Überhaupt ist der Stil mir neu«, sagte er gelangweilt. »Niemand vom Diplomatischen Corps hat irgend etwas gewußt, die paar wenigen Ambassadeurs hätte man immerhin benachrichtigen können. Man hätte sich ausrechnen dürfen, daß sie begierig genug sein würden, so ein Goldschiff auf eigene Kosten einer Ocular-Inspection zu unterziehen, denn wie will mans verbergen? In dem Punct sind wir wie die Kinder, aber doch keine politischen Kinder, und in puncto der Folgen, Excellenz, wäre es gefährlich, uns für gutmütig zu halten .. Nicht wahr?«

– »Wer rechnet mit Güte in der Politik! Dennoch denke ich, Sie sehen die Folgen zu schwarz. Der Vertrag Phrygien wird Ihnen vorgelegt werden –«

»Danke, ich kenne ihn längst. Was auf dem Papier steht, macht mich nicht heiß oder kalt. Ein Blinder fühlt es mit dem Krückstock, daß Ihre Mariage unsere Lebenslinie durchschneidet. Schönes Bild dort drüben .. Von wem?«

– »Irgend ein Vlame. Er war, glaube ich, Diplomat.«

»Sehr anständig gemalt. Merkwürdig, es ist mir noch nie aufgefallen. Ein Mords-Schinken. Gehört in das Capitel königlicher Finanz-Gebarung. Ich kann mir vorstellen, daß Midas practisch auch diese Sauhatz bezahlen muß, kurz, ich weiß, der König kann nicht anders. Auch ich kann nicht anders.« Und er studierte das Bild. »Herrliche Grau-in-Grau-Töne .. Es wird ein Keiler dran glauben müssen, wofern Sie nicht schleunigst zusehen, die Geschichte rückgängig zu machen.«

– »Keiler, Excellenz, sind schwer zu stechen, zumal wenn sie gereizt werden; sie nehmen den Jäger an.«

»Va bene. Ich wüßte nicht, womit Sie mich aus dem Sattel heben wollen.«

– »Ist Ihnen entgangen, Excellenz, daß die Königin reserviert blieb? Oder irre ich mich in dem Verdacht, der Plan hätte auf dero Mißverhältnis zur Prinzessin und mir gebaut? Es wäre besser, Sie wählten bei formellen Protesten den gewöhnlichen Weg.«

»Was heißt formell? Formell protestiere ich, sobald die Taube zurück ist, formell protestiert der Doge. Nein, das Ganze war ein Zufall. Ich traf den Fürsten Allerhöchstenperg, als ich von Kastamomi kam. Beide übrigens total durcheinander, und da Ihre Majestät eben nach dem Fürsten verlangte, so ergab sich das Weitere von selber. Sie sagte mir auch, ich solle in der Hirschen-Galerie warten, ich würde Excellenz dort antreffen.«

– »Sagte sie nichts vom Fräulein de’ Lanzi?«

»Fräulein de’ Lanzi? A so, ich erinnere mich. Nun, da existieren sehr peinliche Acten von der Hand meines Vorgängers.



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