Das Weihnachten des Mr Scrooge by Dickens Charles

Das Weihnachten des Mr Scrooge by Dickens Charles

Autor:Dickens, Charles [Dickens, Charles]
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: Insel Verlag
veröffentlicht: 2013-12-10T05:00:00+00:00


* * *

[1] Volkstümlicher Ausdruck für Schilling.

Vierte Strophe

Der letzte der Geister

Das Gespenst nahte langsam, ernst und schweigend. Als es dicht vor ihm stand, fiel Scrooge auf die Knie, denn sogar in der Luft, durch die er schwebte, schien dieser Geist Düsterkeit und Geheimnis zu verbreiten.

Er war in ein tiefschwarzes Gewand gehüllt, das Kopf, Antlitz und Gestalt verbarg und nichts von ihm sehen ließ als eine ausgestreckte Hand. Wäre die nicht gewesen, so wäre es schwergefallen, seine Gestalt von der Nacht zu unterscheiden und sie von der Finsternis zu trennen, die sie umgab.

Scrooge fühlte, als das Gespenst auf ihn zutrat, daß es hochgewachsen und stattlich war und daß ihn seine geheimnisvolle Gegenwart mit feierlichem Bangen erfüllte. Mehr wußte er nicht, denn der Geist sprach nicht und rührte sich nicht.

»Ich stehe wohl vor dem Geist der künftigen Weihnacht?« sprach Scrooge.

Der Geist antwortete nicht, sondern deutete mit der Hand vorwärts.

»Du bist gekommen, mir die Schatten der Dinge zu zeigen, die sich noch nicht ereignet haben, sondern sich erst in der Zeit ereignen werden, die vor uns liegt?« fuhr Scrooge fort. »Ist das so, Geist?«

Der obere Teil des Gewandes zog sich für einen Augenblick in Falten, als ob der Geist sein Haupt geneigt habe. Das war die einzige Antwort, die Scrooge empfing.

Obwohl er sich inzwischen an den Umgang mit Geistern gewöhnt hatte, fürchtete er sich vor der schweigenden Gestalt doch so sehr, daß seine Beine wankten, und er fühlte, daß er kaum stehen konnte, als er sich anschickte, dem Geist zu folgen. Der wartete einen Augenblick, als ob er Scrooges Zustand bemerkte und ihm Zeit zur Erholung gönnen wollte.

Aber Scrooge wurde dadurch noch übler zumute. Es durchschauerte ihn mit unbestimmtem Entsetzen zu wissen, daß hinter dem düstern Gewand Geisteraugen eindringlich auf ihm ruhten, während er, obwohl er sein Auge aufs äußerste anstrengte, doch nichts sehen konnte als eine gespenstische Hand und einen einzigen großen schwarzen Fleck.

»Geist der Zukunft!« rief er aus, »ich fürchte dich mehr als irgendeines der Gespenster, die ich gesehen habe. Da ich aber weiß, daß du die Absicht hast, mir Gutes zu tun, und da ich hoffe weiterzuleben, um ein anderer Mensch zu werden, als ich bisher war, so bin ich darauf vorbereitet, deine Gesellschaft zu ertragen, und tue es mit dankbarem Herzen. Willst du nicht mit mir reden?«

Der Geist gab ihm keine Antwort. Seine Hand wies geradeaus vor ihn hin.

»Geh voran«, sprach Scrooge, »führe mich! Die Nacht schwindet schnell, und ich weiß, es ist für mich eine kostbare Zeit. Führe mich, Geist!«

Der Geist glitt hinweg, wie er auf ihn zugekommen war. Scrooge folgte im Schatten seines Gewandes, das ihn, wie er glaubte, emporhob und davontrug.

Nicht sie schienen sich der City zu nähern – diese schien vielmehr auf sie zuzuspringen und sie aus eigenem Antrieb zu umschließen. Da waren sie auch schon in ihrem Herzen, auf der Börse unter den Kaufleuten, die eifrig hin und her eilten, mit dem Geld in ihren Taschen klimperten, in Gruppen zusammenstanden und sich besprachen, auf die Uhr schauten, gedankenvoll mit ihren großen, goldenen Siegeln spielten und dergleichen Dinge mehr taten, wie Scrooge sie oft gesehen hatte.



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