Frida Superstar by Martina Sahler | Heiko Wolz

Frida Superstar by Martina Sahler | Heiko Wolz

Autor:Martina Sahler | Heiko Wolz
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: Carlsen Verlag, Hamburg
veröffentlicht: 2013-06-14T04:00:00+00:00


Man sieht Sophies Zimmer an, dass sie sich Mühe gibt, es gemütlich zu machen. An den Wänden kleben Poster von Christina Aguilera und Pink, die Bücher in den Regalen sind sortiert. Auf dem Nachtkasten steht ein Potpourri mit Rosenblättern.

Der Bettbezug dagegen scheint aus demselben Jahrhundert zu stammen wie Sophies Klamotten. Erst auf den zweiten Blick erkenne ich Schneewittchen und die sieben Zwerge, so verblasst sind die kleinen Bilder und so zerschlissen ist der Stoff. Auch der Teppich ist abgetreten, an manchen Stellen schimmert der kalte Boden durch. Glücklicherweise sieht man vom Teppich nicht viel, denn entweder hätte der Papierkorb neben Sophies Schreibtisch schon vor Wochen geleert gehört oder aber er ist so was wie ein Vulkan, der zerknüllte und in Schnipsel zerrissene Blätter ausspuckt und rund um sich herum verteilt.

„So sieht’s bei mir auch aus, wenn’s mit den Hausaufgaben nicht läuft.“ Ich deute auf das Chaos. „Vor allem bei Mathe.“

Sophie legt ihre Gitarrentasche aufs Bett und geht auf die Knie. Ihre Augen tauchen kurz zwischen den langen Haaren auf. Schnell schaut sie weg.

He, ein voller Papierkorb muss ihr doch nicht peinlich sein. Ich bücke mich und will ihr beim Aufräumen helfen, damit wir mit der Probe anfangen können. Ich strecke die Hand aus, aber Sophie schnappt mir ein Papierknäuel vor der Nase weg.

„Das sind keine Hausaufgaben. Das sind … also ich …“

Was denn nun?

„… ich schreibe eigene Songs.“ Sie lässt das Papier fallen. „So, jetzt hab ich es gesagt und du kannst lachen.“

Lachen? Ich? Wieso?

„Cool“, sage ich. „So viele Lieder hast du schon geschrieben?“

Jetzt lacht Sophie und tippt an den Papierkorb. Die gerade aufgeschichteten Blätter purzeln wieder herunter und verteilen sich auf dem Boden.

„Das ist nur einer. Aber den bekomme ich nicht hin. Melodie und Akkorde stehen, aber am Text beiße ich mir die Zähne aus. Der will nicht richtig passen. Na ja, kann man nichts machen.“ Sie steht auf und packt ihre Gitarre aus. „Beautiful zum Aufwärmen? Und dann gehen wir durch, welche Songs wir haben, und entscheiden uns für einen?“

„Mhm“, mache ich und beobachte, wie Sophie ihre Gitarre stimmt.

Einen halben Meter vor mir liegt das Papierknäuel.

Lesen würde ich schon gerne, was Sophie so schreibt. Aber wäre das nicht, als würde ich heimlich einen Blick in ihr Tagebuch werfen, das sie unvorsichtigerweise hat liegenlassen? Ein absolutes No-Go. Ein eigener Song ist doch so etwas wie ein Eintrag in ein Tagebuch, oder? Eben nur mit Musik.

Andererseits: Warum schreibt man Songs, wenn nicht aus dem Grund, sie jemandem vorzuspielen?

Sophie zupft probeweise die ersten Noten. Wenn ich mich beeile, merkt sie es überhaupt nicht … und wenn der Song wirklich so grottig ist, wie sie sagt, kann ich immer noch tun, als wüsste ich von nichts.

Vorsichtig nehme ich das Papier und streiche es glatt.

Ich lese die ersten Zeilen.

Immer wieder sind Wörter durchgestrichen und durch andere ersetzt. Eine ziemliche Krakelschrift hat Sophie, aber ich kann entziffern, was da steht. Das reißt mich aus dem Stand heraus mit: … have a dream … no one believes … not good enough … laugh ’bout me …

Der Text handelt von einem Mädchen, das einen großen Traum hat.



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