Das wahre Buch vom südlichen Blütenland by Zhuang Zi

Das wahre Buch vom südlichen Blütenland by Zhuang Zi

Autor:Zhuang Zi [Zi, Zhuang]
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: Zeno.org
veröffentlicht: 2015-06-28T22:00:00+00:00


7. Des Konfuzius Besuch bei Laotse

Kung Dsï ging nach Westen, um Schriften niederzulegen in der kaiserlichen Bibliothek.

Da gab ihm Dsï Lu einen Rat und sprach: »Soviel ich weiß, ist da ein gewisser Lau Dan, der früher kaiserlicher Bibliothekar war, sich aber nun zurückgezogen hat und in seiner Heimat lebt. Wenn Ihr Schriften niederlegen wollt, Meister, so macht doch einmal den Versuch, zu ihm zu gehen, damit er Euch behilflich sei.«

Kung Dsï sprach: »Trefflich!«

Und er ging hin, den Lau Dan zu besuchen. Aber Lau Dan war nicht dafür zu haben. Darauf gab er ihm eine Beschreibung der zwölf klassischen Schriften, um ihn zu überzeugen.

Lau Dan unterbrach ihn mitten in seiner Rede und sprach: »Das ist zu ausführlich. Ich möchte die Hauptpunkte hören.«

Kung Dsï sprach: »Der Hauptpunkt ist Liebe und Pflicht.«

Lau Dan sprach: »Darf ich fragen: gehört Liebe und Pflicht eigentlich zum Wesen des Menschen?«

Kung Dsï sprach: »Gewiß. Die Tugend ist ohne Liebe nicht vollkommen und kann ohne Pflicht nicht entstehen. Liebe und Pflicht gehören zum Wesen des wahren Menschen. Was will er ohne sie anfangen?«

Lau Dan sprach: »Was bedeutet eigentlich Liebe und Pflicht?«

Kung Dsï sprach: »Im innersten Herzen alle Wesen gern haben, alle lieben ohne Selbstsucht; das ist die Art von Liebe und Pflicht.«

Lau Dan sprach: »Ei, das scheinen mir recht minderwertige Reden zu sein. Alle zu lieben, ist das nicht übertrieben? Selbstlosigkeit als seine Pflicht ansehen, das beweist ja gerade, daß man selbstsüchtig ist. Wenn Ihr, Meister, den Wunsch habt, daß die Welt nicht ohne Hirten sei, so wißt Ihr ja, daß Himmel und Erde ihre ewigen Ordnungen in sich selbst haben, daß Sonne und Mond ihr Licht in sich selbst haben, daß Sterne und Sternbilder ihre Ordnung in sich selbst haben, daß die Tiere ihren Herdentrieb in sich selbst haben, daß die[150] Pflanzen ihren Standort in sich selbst haben. Wenn Ihr, Meister, in Euren Handlungen diesem LEBEN nachahmt und mit Euren Schriften diesem SINNE folgt, so seid Ihr ja schon am Ziel. Was braucht Ihr da noch krampfhaft Liebe und Pflicht predigen, wie wenn man die Pauke schlagen wollte, um einen verlorenen Sohn zu suchen? Ei, Meister, Ihr verwirrt der Menschen Wesen!«[151]



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