Das Schachmädchen by Crothers Tim

Das Schachmädchen by Crothers Tim

Autor:Crothers, Tim
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: btb
veröffentlicht: 2017-03-29T10:07:09+00:00


»Es war einmal ein Hunderudel, und einer der Hunde war viel schneller als die anderen. Diese Hunde jagten Katzen und aßen sie. Aber leider gab es eine ganz bestimmte Katze, die unglaublich schnell war, und die meisten Hunde rannten ihr nach, konnten sie aber nicht erwischen. Und eines Tages forderten die anderen den Hund heraus, der gern mit seiner Schnelligkeit prahlte.

›He du. Hier gibt es eine Katze, die unglaublich schnell ist. Glaubst du, dass du sie fangen kannst?‹

›Ach, ihr habt mich schon so oft herausgefordert, und immer habe ich die Katze gefangen‹, sagte der schnellste Hund. ›Diese Katze wird heute meine Mahlzeit sein.‹

An diesem Tag kam also die Katze vorbei. ›He du, dort drüben ist die Katze‹, sagte einer der Hunde. ›Das ist die, die so schnell ist.‹

Der schnellste Hund rannte hinter der Katze her. Er blieb lange fort, und als er schließlich zurückkam, hatte er die Katze nicht gefangen. Also fragten ihn die anderen Hunde: ›Was war los?‹

›Nun, ich bin nur einer Mahlzeit nachgerannt, die ich mir auch woanders besorgen kann. Diese Katze aber rannte um ihr Leben.‹«

Katende erzählt diese Geschichte und verhehlt nicht, dass er die Anti-Heldin, nämlich die Katze, bewundert: »Die Katze rannte um ihr Leben. Sie hatte keine andere Wahl. Für Phiona ist es mit Schach genauso. Ich glaube, dass ihr das helfen könnte, ihr Potenzial voll auszuschöpfen, denn sie betrachtet Schach als ein Mittel zum Überleben.«

Phionas Spiel ist noch immer wenig ausgefeilt. Sie spielt vollkommen intuitiv, statt den unterschiedlichen Theorien für das Eröffnungs-, das Mittel- und das Endspiel zu folgen, was raffiniertere und erfahrenere Spieler tun. Sie ist erfolgreich, weil sie über ein spezielles Schachgen zu verfügen scheint, eine besondere Gabe, die sie in die Lage versetzt, viele Züge im Voraus vor sich zu sehen, und sie konzentriert sich auf die Partie, als hinge ihr Leben davon ab, was in ihrem Fall tatsächlich so sein könnte.

Wenn Phiona an einem Schachbrett sitzt, reagiert sie genauso wie früher, wenn sie sich mit dem Schläger in ihrer Nachbarschaft prügelte oder wenn die anderen Kinder im Schachprojekt sie hänselten. Sie reagiert so, wie Katwe sie zu reagieren gelehrt hat. Sie attackiert.

»Sie spielt gern ein Schach, das ich ›Schach des schnellen Todes‹ nenne«, sagt Godfrey Gali. »Phiona verfolgt ein sehr aggressives Konzept. Sie umzingelt dich, bis du nicht mehr ausweichen kannst, und dann würgt sie dich wie eine Python zu Tode. Diese Aggression bei einem Mädchen ist etwas sehr Kostbares.«

Dennoch kann Phionas Feuereifer sich gelegentlich auch gegen sie selbst wenden. »Wenn sie eine Schwäche hat, dann vielleicht die, dass sie zu sehr darauf aus ist vorzurücken, ausgesprochen begierig darauf zu vernichten, ohne die Munition dafür zu haben«, meint Dr. George Zirembuzi, der frühere Nationaltrainer Ugandas. »Wenn du beim Schach einen Staatsstreich anzettelst und der misslingt, wirst du gehängt.«

In Phionas Spielkonzept liegt eine Aggression, die im Lauf der Zeit in Form geschliffen wurde und nun kalkulierbarer ist. Dafür sorgten die vielen Partien gegen Benjamin und Ivan, die ihr beibrachten, bei einem Angriff niemals die Verteidigung schleifen zu lassen.

»Am Anfang war sie



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