Das Blut des Verräters by Rollins James; Cantrell Rebecca

Das Blut des Verräters by Rollins James; Cantrell Rebecca

Autor:Rollins, James; Cantrell, Rebecca [Rollins, James; Cantrell, Rebecca]
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: blanvalet
veröffentlicht: 2015-07-30T16:00:00+00:00


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19. Dezember, 22:11 MEZ

Cumae, Italien

LEOPOLD STAND AM Ufer eines blauen Sees in Süditalien, in dem sich die Sterne spiegelten. Er holte tief Luft und bereitete sich vor auf das, was da kommen musste. Er nahm einen Hauch von Schwefelgeruch wahr, zu schwach, um von Sterblichen bemerkt zu werden, doch er war vorhanden und verriet den vulkanischen Ursprung des Avernussees. Dichter Wald säumte die steilen Ufer des uralten Kraters. Am anderen Ufer sah man vereinzelte Häuser und Bauernhöfe, der Horizont wurde erhellt von den Lichtern Neapels.

Früher einmal hatte der See so stark von vulkanischen Gasen gedampft, dass Vögel tot vom Himmel fielen. Avernus bedeutete ohne Vögel. Die alten Römer hatten geglaubt, der Eingang zur Unterwelt liege in der Nähe des Sees.

Wie recht sie doch hatten …

Er musterte das unbewegte blaue Wasser und stellte sich vor, wie dieser friedliche Ort entstanden war aus gen Himmel schießender Lava, die alle Lebewesen zu Lande und in der Luft getötet hatte. Jetzt war dies ein stilles Tal, ein Paradies für Vögel, Fische, Rotwild und Kaninchen. Im Pinienwald und im Gebüsch wimmelte es von Leben.

Er nahm sich die Lektion zu Herzen.

Bisweilen war Feuer nötig, um einen Ort zu reinigen und ihm dauerhaften Frieden zu bringen.

Das war Leopolds Hoffnung – der Welt durch das Armageddon zum Heil zu verhelfen.

Er schaute auf den See hinaus und dankte Gott dafür, dass er die Menschen im Zug verschont hatte. Nachdem er in Castel Gandolfo seinem eigenen Sarg begegnet war, hatte er den Damnatus angerufen und erfahren, dass die anderen überlebt hatten und dass der Damnatus mit dem russischen Mönch vereinbart hatte, die Gruppe in Stockholm anzugreifen.

Entschlossen zu tun, was getan werden musste, kehrte er dem See den Rücken zu. In Ledersandalen schlurfte er über den roten Vulkanboden und folgte einem Pfad, der zur Grotta di Cocceio führte. Dies war ein römischer Tunnel aus der Zeit vor Christi Geburt von etwa einem Kilometer Länge, der vom See zu den Ruinen des alten Cumae an der anderen Seite der Kraterwand führte. Im Zweiten Weltkrieg war er beschädigt worden und seitdem für die Öffentlichkeit gesperrt – das perfekte Versteck.

Leopold erreichte den Eingang, einen mit einem Metalltor verschlossenen Torbogen aus dunklem Stein.

Es fiel ihm nicht schwer, das Schloss aufzubrechen und hineinzuschlüpfen. Anschließend musste er ein Stück weit über Felstrümmer hinweg zum Haupttunnel kriechen. Als der Weg vor ihm frei war, eilte er durch die Dunkelheit, denn jetzt gab es keinen Grund mehr, seine übermenschlichen Fähigkeiten zu verbergen. Hier konnte ihn niemand beobachten.

An der anderen Seite wurde er langsamer. Der Tunnel mündete in einen Ruinenkomplex. Er trat in den kühlen Meereswind hinaus. Über ihm, am Rand des Tals, lag der Apollotempel, ein Komplex von geborstenen Säulen, Amphitheatern und bröckligen Fundamenten. Das war nicht sein Ziel. Er wandte sich nach rechts und trat geduckt in einen zweiten Tunnel. Der Gang war aus dem gelben Gestein geschnitten und hatte einen trapezförmigen Querschnitt mit nach außen geneigten Wänden.

Dies war der Eingang zur Grotte der Sibylle von Cumae, der zeitlosen Wahrsagerin, die schon bei Virgil erwähnt wurde und deren



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