Conni 15, Band 2: Mein Sommer fast ohne Jungs (German Edition) by Hoßfeld Dagmar

Conni 15, Band 2: Mein Sommer fast ohne Jungs (German Edition) by Hoßfeld Dagmar

Autor:Hoßfeld, Dagmar [Hoßfeld, Dagmar]
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: Carlsen
veröffentlicht: 2014-05-21T16:00:00+00:00


Ein Meeresaugenblick

Als ich nach dem Wochenende pünktlich am Montagmittag zum Dienst an der Eistheke antrete, nimmt Frau Krüger mich beiseite. Ihr Bruder Karl, der, wenn man ihn erst einmal näher kennt, eigentlich gar nicht so grummelig ist, wie er immer tut, steht grinsend im Hintergrund.

Zuerst denke ich, dass ich irgendetwas verkehrt gemacht habe, und gehe alle in Frage kommenden Möglichkeiten durch:

Hab ich am letzten Freitag die Eisbehälter falsch weggeräumt?

Mich beim Wechselgeld verzählt?

Einem Kunden das falsche Eis gegeben oder – was noch viel schlimmer wäre – einem Kind mit Haselnussallergie ein Haselnusseis verkauft?

Falls ja: Kann ich dafür überhaupt zur Rechenschaft gezogen werden?

Ich glaube nicht. Aber ich bin mir nicht sicher.

Ich hole tief Luft und mache mich auf alles gefasst.

„Du wurdest vermisst!“, raunt die Chefin mir zu.

Wie bitte?

Mein Blick muss meine unausgesprochene Frage widergespiegelt haben, denn Frau Krüger nickt eifrig und wedelt gleichzeitig mit einem Staubtuch um mich herum.

„Vermisst? Ich? Von wem?“, frage ich verwirrt.

„Von einem netten jungen Mann!“

Ich überschlage schnell, wie viele nette junge Männer ich kenne. Eigentlich gar keine. Ich kenne ein paar Jungs in meinem Alter, das ja. Und dann noch welche in Jakobs Umfeld. Aber kann man die als nette junge Männer bezeichnen? Wohl kaum.

Ich versuche es anders.

„Hat er seinen Namen gesagt?“, frage ich, während ich mir meine Schürze um die Taille schlinge und eine Schleife binde. „Wie sah er denn aus?“

„Namen hat er keinen genannt“, sagt Frau Krüger und schüttelt bedauernd den Kopf, „aber gut sah er aus!“

Okay, das bringt mich nicht wirklich weiter.

„Samstag hat er zwei Kugeln Banane gekauft!“, ruft Karl uns aus dem Off zu. „Und gestern zwei Kugeln Walnuss!“

Wie bitte? Der Walnuss-Mann war hier? Mister Banane? Nein, umgekehrt natürlich. Ach, ist doch vollkommen egal. Auf jeden Fall war er hier. Und er hat mich vermisst.

Ach du liebe Luise …

„Er hat sich erkundigt, wo das hübsche Mädchen ist, das sonst hier Eis verkauft.“ Frau Krüger zwinkert mir verschwörerisch zu.

„Und … was haben Sie ihm gesagt?“, krächze ich.

„Dass das hübsche Mädchen am Wochenende freihat, natürlich.“ Frau Krüger dreht sich um und lässt mich stehen.

Hübsch? Ich? Da muss wohl eine Verwechslung vorliegen. Okay, ich bin vielleicht nicht gerade potthässlich. Aber hübsch? Nö, kann ich nicht finden. Das hängt wirklich stark von meiner Tagesform ab. Aber wen soll der Typ sonst gemeint haben? Karl ganz sicher nicht. Der steht an der Kaffeemaschine und grinst wie ein Troll. Er ist eindeutig weder ein Mädchen noch hübsch.

„Hat er sonst noch was gesagt?“, rufe ich Frau Krüger hinterher.

„Nur, dass er sein Glück am Montag noch mal versuchen will“, kommt die gedämpfte Antwort aus dem Lagerraum.

Montag. Das ist heute. Aber vielleicht meinte er ja nächsten Montag. Oder irgendeinen Montag in irgendeinem anderen Jahrzehnt.

Ich bin vollkommen neben der Spur. Das merke ich daran, dass ich einen Karton mit Waffelhörnchen fallen lasse. Zum Glück sind sie gut gepolstert. Nur zwei gehen zu Bruch. Um mich zu beruhigen, schiebe ich mir die Krümel in den Mund und werfe gleichzeitig einen Blick auf mein Handy. Immer noch keine Nachricht von Phillip. Langsam mache ich mir wirklich Sorgen, dass er von einem Bären gefressen wurde oder in eine Felsspalte gestürzt ist.



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