Cline, Ernest by Player One Ready

Cline, Ernest by Player One Ready

Autor:Player One Ready
Die sprache: de
Format: mobi
veröffentlicht: 2012-04-27T19:43:41+00:00


0019

Mein Computer weckte mich kurz vor Sonnenuntergang, und ich begann mit meinem täglichen Ritual.

»Ich bin wach!«, rief ich in die Dunkelheit. Seit Art3mis mir vor ein paar Wochen den Laufpass gegeben hatte, fiel es mir schwer, morgens aus dem Bett zu kommen. Deshalb hatte ich die Schlummerfunktion ausgeschaltet und meinen Computer stattdessen darauf programmiert, in voller Lautstärke den Song »Wake Me Up Before You Go-Go« von Wham! zu spielen. Das Stück war absolut furchtbar, und ich konnte den Computer nur zum Schweigen bringen, indem ich aufstand. Es war nicht die angenehmste Art, den Tag zu beginnen, aber es funktionierte.

Die Musik verstummte, und der haptische Stuhl, auf dem ich geschlafen hatte, brachte mich aus der Horizontalen in eine aufrechte Position. Der Computer fuhr langsam das Licht hoch, sodass meine Augen Zeit hatten, sich an die Helligkeit zu gewöhnen. In mein Apartment drang niemals Tageslicht. Das einzige Fenster, von dem aus man die Skyline von Columbus sehen konnte, hatte ich kurz nach meinem Einzug mit schwarzer Farbe zugesprüht. Die Welt dort draußen würde mich nur von meiner Aufgabe ablenken, also durfte ich meine Zeit nicht damit verschwenden, hinauszuschauen. Hören wollte ich von der Außenwelt eigentlich auch nichts, aber die Schalldämmung des Apartments hatte ich nicht verbessern können. Mit den gedämpften Geräuschen von Wind und Regen, Straßen- und Luftverkehr musste ich einfach leben, obwohl auch sie eine Ablenkung darstellten. Manchmal geriet ich in eine Art Trance, wenn ich mit geschlossenen Augen dasaß, der Welt außerhalb meines Zimmers lauschte und darüber die Zeit vergaß.

Aus Gründen der Sicherheit und Bequemlichkeit hatte ich noch einige weitere Änderungen an meinem Apartment vorgenommen. Als Erstes hatte ich die dünne Zimmertür durch eine neue High-Tech-Panzertür mit Luftschleuse ersetzt. Wenn ich etwas brauchte – Essen, Toilettenpapier, technisches Equipment –, bestellte ich es online, und jemand lieferte es mir direkt an die Apartmenttür. Die Übergabe lief dann folgendermaßen ab: Zunächst überprüfte der Scanner draußen im Flur die Identität des Lieferanten, die mein Computer verifizierte. Dann entriegelte sich die äußere Tür und glitt auf, worauf eine stahlverstärkte Luftschleuse von der Größe einer Duschkabine zum Vorschein kam. Der Lieferant legte das Päckchen, die Pizza oder was auch immer in die Luftschleuse und trat einen Schritt zurück. Die Außentür schloss sich mit einem Zischen und wurde wieder verriegelt. Dann wurde das Päckchen gescannt, mit Röntgenstrahlen durchleuchtet und auf alle möglichen Weisen analysiert. Der Inhalt wurde überprüft und eine Lieferbestätigung versendet. Danach entriegelte ich die innere Tür und nahm die Lieferung entgegen. Auf diese Weise konnte ich alles kaufen, ohne jemals persönlich einem anderen Menschen zu begegnen. Es war perfekt.

Das Zimmer selbst war eher schlicht, was mich nicht weiter kümmerte, weil ich es sowieso nur selten zu Gesicht bekam. Grob gesagt handelte es sich um einen Würfel von etwa fünf Metern Seitenlänge. In einer Wand befand sich eine Dusch- und Toiletteneinheit und gegenüber eine kleine, ergonomisch eingerichtete Küchenzeile. Gekocht hatte ich hier noch nie – allenfalls ein paar Brownies in die Mikrowelle gesteckt. Meine Mahlzeiten stammten entweder aus dem Froster oder wurden fertig zubereitet geliefert.

Ansonsten



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