Cityscaping by Therese Fuhrer Felix Mundt und Jan Stenger

Cityscaping by Therese Fuhrer Felix Mundt und Jan Stenger

Autor:Therese Fuhrer, Felix Mundt und Jan Stenger
Die sprache: eng
Format: epub
Herausgeber: Walter de Gruyter
veröffentlicht: 2015-02-15T00:00:00+00:00


2 Die Abweichungen von der utopischen Tradition als Verweise auf die aktuelle Wirklichkeit

In Utopia hat Morus seine Kritik an der europäischen Gesellschaft und seine Vision eines utopischen Staats durch den Kunstgriff eines Perspektivenwechsels realisiert. Das Werk von Morus besteht aus zwei Büchern. Im zweiten Buch bekommen wir eine detaillierte Beschreibung des Lebens auf der Insel Utopia. Dieser Darstellung geht im ersten Buch ein Dialog voraus, in dem der imaginäre Reisende Hythlodäus über die politischen und sozialen Probleme Europas mit seinen beiden Zuhörern diskutiert – Morus selbst und seinem Freund Petrus Aegidius aus Antwerpen. Somit werden die zwei Welten gegenseitig perspektiviert. Der Leser kann aus dem Blickpunkt der beiden europäischen Zuhörer Utopia sehen; er kann aber auch mit den Augen des Reisenden aus Utopia Europa betrachten und somit seine eigene Lebenswelt und Wirklichkeit aus einer anderen Perspektive wahrnehmen.

So besitzt der Reisende aus Utopia einen verfremdeten Blick auf Europa, den er durch seine direkte Sehrefahrung einer anderen Welt gewonnen hat. Auf die Kritiken, die seine Zuhörer gegen Utopia erheben, antwortet Hythlodäus wie folgt:

Non miror inquit, sic uideri tibi, quippe cui eius imago rei, aut nulla succurrit, aut falsa. V e r u m s i i n V t o p i a f u i s s e s m e c u m, moresque eorum atque instituta u i d i s s e s p r a e s e n s, ut ego feci, qui plus annis quinque ibi uixi[…]

(More 1965, 106; Hervorhebung C. R.)

„Es wundert mich nicht”, erwiderte er, „daß du so denkst; du kannst dir ja auch kein Bild davon machen oder nur ein falsches. A b e r w ä r e s t d u m i t m i r i n U t o p i e n g e w e s e n u n d h ä t t e s t m i t e i g e n e n A u g e n die dortigen Sitten und Einrichtungen g e s e h e n, wie ich, der ich über fünf Jahre dort gelebt habe […]”. (Morus 2003, 55; Hervorhebung C. R.)698

Hythlodäus hat die Möglichkeit anders zu denken, weil er eine außerordentliche Reise vollzogen und eine andere Welt direkt ‚gesehen hat‘.699 Seine Reise symbolisiert eine mentale Fahrt, eine gedankliche Abstandnahme von der vertrauten Wirklichkeit.

Calvino glaubt an die Wirksamkeit dieser zwei Kategorien der modernen Utopie, die Morus erfunden hat: die symbolische Bedeutung der Reise und die Dimension des Sehens. In einem Aufsatz vergleicht er die Gattung des politischen Denkens mit dem Genre der literarischen Utopie:

La visione d’un futuro globale è emarginata dal pensiero politico,[…] ciò vuol dire che questo sistema scritto che pretendeva d’estendere la sua organizzazione di segni all’organizzazione delle cose è rimasto prigioniero d’un’altra strategia letteraria più efficace come presa emotiva immediata, il racconto a effetto di spaesamento e avventura[…]. V e d e r e un possibile mondo diverso come già compiuto e operante è ben una presa di forza contro il mondo ingiusto, è negare la sua necessità esclusiva.



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