Castello Cristo by Arno Strobel

Castello Cristo by Arno Strobel

Autor:Arno Strobel
Die sprache: de
Format: mobi
Tags: Spionage, Belletristik/Krimis, Thriller
Herausgeber: DTV Deutscher Taschenbuch
veröffentlicht: 2011-08-04T05:53:35+00:00


Rom. Ein Kellergewölbe

41

Bereitwillig war er dem großen Mann gefolgt und hinter ihm die ausgetretenen Stufen hinabgestiegen. Das Licht der nackten Glühlampe, die in der Mitte des Raumes an einem grauen Kabel von der Decke hing, reichte kaum bis zu den unverputzten Wänden aus großen, grob behauenen Steinquadern. Der Raum war fast leer. Die wenigen Gegenstände auf dem an der hinteren Wand stehenden Regal waren zentimeterdick zugestaubt und mit Spinnweben überzogen. Alles hier unten wirkte abweisend. Und doch war er froh, endlich mit Luca alleine zu sein. Luca hatte ihn von jeher besser behandelt als alle anderen. Manchmal hatte er ihm sogar zugelächelt. Luca war immer gut zu ihm gewesen.

Die drei Männer, die sie vor wenigen Stunden am Bahnhof in Empfang genommen hatten, hatten ihm keine Ruhe gelassen. Dass sie ihn mit den Fäusten in die Seite gestoßen hatten, war nicht schlimm. Schmerzen auszuhalten war er gewohnt, sie gehörten zu seinem Leben, solange er sich erinnern konnte. Viel schlimmer war, dass sie über ihn gelacht hatten, als er erzählt hatte, dass nun sein Leben im Paradies beginnen würde. Was wussten sie schon von diesem Tag? Einige seiner Brüder waren ihm vorausgegangen. Obwohl es erst wenige Tage her war, seit sie sich trennen mussten, konnte er es kaum erwarten, sie wiederzusehen.

»Bist du bereit?«, wollte Luca nun wissen, und Tommaso spürte eine warme Woge des Glücks durch seinen Körper strömen. Ob er bereit war? Nach all den Jahren des Wartens auf diesen einen großen Tag?

»Ja, ich bin bereit«, antwortete er feierlich.

»Dann dreh dich um.«

Bevor er der Aufforderung nachkam, betrachtete er noch einmal Lucas Gesicht. Er wusste nicht, ob er den Mann, den er fast sein ganzes Leben lang kannte, noch einmal wiedersehen würde, wenn er erst einmal seinen wahren Vater getroffen hätte. Sein hageres Gesicht mit der großen Nase, die sich quer über die Stirn ziehende wulstige Narbe, die schwarzen Augen, die ihn unverwandt anblickten ... Er wusste nicht, wie alt Luca sein mochte, aber das spielte auch keine Rolle. Alter war kein Begriff, der Tommaso und seine Brüder interessierte. Essen hatte ihn interessiert, eine Decke gegen die Kälte im Winter und Wasser gegen den Durst. Ihm war lediglich aufgefallen, dass Lucas schulterlange Haare, die früher pechschwarz gewesen waren, irgendwann einen schmutzigen Grauton angenommen hatten.

Tommaso lächelte diesem Gesicht noch einmal zu und sagte: »Ich freue mich.« Dann drehte er ihm den Rücken zu.

»Nun knie nieder und schließ die Augen«, sagte Luca.

Lucas Stimme klang nicht streng wie sonst, sondern freundlich und sanft. Der beste Beweis, dass er auf der Schwelle zum Paradies stand. Langsam ließ er sich auf die Knie sinken. Was würde nun geschehen? Er wusste, dass Luca mit einem geheimnisvollen Ritual beginnen würde, das im höchsten Glück gipfelte. Sie hatten ihm und seinen Brüdern erklärt, dass es ein unvergessliches Erlebnis sein würde, wenn der große Tag für sie gekommen war. Aber was genau geschehen würde, hatte man ihnen nicht verraten. Ihre neugierigen Fragen dazu waren stets mit einem undefinierbaren Lächeln bedacht worden.

»Es wird schön sein«, hatte Luca ihm noch an diesem Morgen geantwortet, als er danach gefragt hatte.



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