Caius, der Lausbub aus dem alten Rom by Winterfeld Henry

Caius, der Lausbub aus dem alten Rom by Winterfeld Henry

Autor:Winterfeld, Henry [Winterfeld, Henry]
Die sprache: deu
Format: epub
veröffentlicht: 0101-01-01T00:00:00+00:00


7. Kapitel

Sie sind alle in Lebensgefahr

„Ich hab’ doch geahnt, daß ihr euch wieder in eure Höhle verkriecht“, schnaufte Xantippus.

‚Das fängt ja gut an!’ dachte Mucius. ‚Was wollte Xantippus überhaupt von ihnen? Er war bisher nur ein einziges Mal in ihre Höhle gekommen, und das war im vergangenen Jahr gewesen, als Rufus im Gefängnis gesessen hatte. Oder wollte ihr Lehrer ihnen wieder helfen? Aber wie konnte er wissen, daß sie seine Hilfe brauchten?’

Xantippus guckte sich mißbilligend in der Höhle um; sie hatte ihm schon damals mißfallen. „Gebt mir den Stuhl dort!“ sagte er und zeigte auf einen alten Lehnsessel.

Rufus und Flavius schleppten den schweren Sessel herbei. Xantippus klopfte ihn leicht angeekelt mit seinem Spazierstock ab, dann ließ er sich vorsichtig darauf nieder. Er erinnerte sich wahrscheinlich noch an die bedrohlich wackelnde Kiste, die ihm die Jungen bei seinem ersten Besuch angeboten hatten.

„Heraus mit der Wahrheit!“ sagte Xantippus und stieß mit seinem Stock auf den Boden. „Was habt ihr diesmal verbrochen?“

„Wieso, Meister Xanthos?“ fragte Mucius unsicher. Bei Xantippus wußte man nie genau, ob man nicht doch was ausgefressen hatte. „Ich schwöre bei Castor und Pollux, daß wir nichts verbrochen haben.“

„Aha!“ knurrte Xantippus. „Du bist also auch ein Anhänger des alten Sprichworts ,Je größer die Lüge, um so leichter wird sie geglaubt’. Die Polizei ist euretwegen bei mir gewesen.“

„Die Polizei?“ riefen Caius und Rufus erschrocken aus.

„Ihr sollt auf dem Forum einem Mann einen Eimer mit Honig über den Kopf gestülpt haben“, fuhr Xantippus grollend fort. „Wißt ihr nicht, daß Honig sehr teuer ist?“

Die Jungen kicherten.

„Ruhe!“ donnerte Xantippus. Er schaute genauso grimmig drein wie vorher. „Der Mann wäre beinah erstickt.“

„Es war ein besonders klebriger Honig“, sagte Publius.

„Der Mann war kein Mann, es war ein Verschwörer“, rief Antonius.

„Er wollte uns Udo rauben“, sagte Julius. „Wir haben uns nur verteidigt.“

Xantippus warf einen flüchtigen Blick auf Udo, der auf dem Boden saß und aufmerksam zuhörte. „Warum habt ihr den Sklaven nicht gleich heute früh zu Callon zurückgebracht, wie ich es euch geheißen habe?“

„Wir wollten, aber wir konnten nicht“, sagte Mucius. Er erzählte, warum sie Udo nicht losgeworden waren.

„Ihr hättet unverzüglich zu mir kommen und mich um Rat fragen sollen“, sagte Xantippus.

„Du wolltest ihn doch nicht haben“, rief Caius trotzig. „Wenn du ihn behalten hättest, wäre jetzt die Polizei nicht hinter uns her.“

Überraschenderweise ließ Xantippus diese Bemerkung ungestraft durchgehen. „Ich hab’ dem Polizisten nicht verraten, wer ihr seid“, sagte er nur. „Sie sind vorher schon in anderen Schulen gewesen und haben sich nach sechs oder sieben Jungen erkundigt, die auf dem Forum einen Mann angegriffen hätten. Ich habe ihnen kurz und bündig erklärt, daß ihr es nicht gewesen sein könnt, ihr habt den ganzen Vormittag unter meiner Aufsicht auf der Schulbank gesessen.“

Die Jungen kicherten wieder.

„Ich hoffe, die Lüge ist groß genug“, flüsterte Publius Flavius zu.

„Ich bin kein Spitzel der Polizei“, fuhr Xantippus fort. „Aber euer Benehmen in aller Öffentlichkeit ist mal wieder das beste Beispiel für eure erschreckende Disziplinlosigkeit. Ich werde heute abend zu euren Eltern gehen und ein ernstes Wort mit ihnen reden.“

Von dieser Aussicht waren die Jungen wenig entzückt.



Download



Haftungsausschluss:
Diese Site speichert keine Dateien auf ihrem Server. Wir indizieren und verlinken nur                                                  Inhalte von anderen Websites zur Verfügung gestellt. Wenden Sie sich an die Inhaltsanbieter, um etwaige urheberrechtlich geschützte Inhalte zu entfernen, und senden Sie uns eine E-Mail. Wir werden die entsprechenden Links oder Inhalte umgehend entfernen.