Bushido by Michael Fuchs-Gamboeck & Georg Rackow

Bushido by Michael Fuchs-Gamboeck & Georg Rackow

Autor:Michael Fuchs-Gamboeck & Georg Rackow
Die sprache: deu
Format: azw3, mobi
Herausgeber: Riva
veröffentlicht: 0101-01-01T00:00:00+00:00


Das Autogramm auf der Nazi-Glatze

Die Quizfrage des heutigen Tages lautet: Wer ist der bessere Fan? Antwort a), der 20-jährige Hip-Hopper mit Baggy-Jeans und Rucksack, der sich für besonders »real« hält, Antwort b), das 14-jährige Mädchen, das noch Essensreste in der Zahnspange hat, oder Antwort c), der 35-jährige superschwule Creative Director einer Werbeagentur, der sich in der Mittagspause eine Line Koks auf dem Klo zieht?

Alles Blödsinn. Ich behandle alle gleich, solange man respektiert, wofür ich stehe. Niemals würde ich auf die Idee kommen, Menschen wegen ihrer Hautfarbe, Gesinnung oder Religion von meinen Konzerten zu verweisen – außer sie zetteln eine Schlägerei an oder so was in der Art. Ganz ehrlich: Ich würde selbst meinen besten Kumpel nach Hause schicken, bekäme ich mit, wie er auf einem meiner Konzerte unschuldige Leute anpöbelt. Generell ist Gewalt auf meinen Konzerten absolut tabu. Wäre ich ein Bulle, würde ich jetzt wahrscheinlich das Wort Null-Toleranz benutzen. Das glaubt ihr nicht? Dann lasst mich euch folgende kurze Geschichte erzählen:

Während meiner Von-der-Skyline-zur-Bühne-zurück-Tour spielte ich ein Konzert im Mannheimer Rosengarten. Ich stand wie immer auf der Bühne, zog meine Show durch und beobachtete, wie sich in der vierten oder fünften Reihe eine kleine Schlägerei anbahnte. Einen Moment später sah ich, wie ein Typ einem kleinen Mädchen von hinten auf den Kopf schlug. Sofort unterbrach ich das Konzert und ließ den Idioten von meiner Security rauswerfen. 3500 Fans begleiteten seinen Abgang mit lautstarken Raus-mit-dir-du-Hurensohn-Sprechchören. Ich bin zwar nicht Robin Hood, der sich für die Armen dieser Welt einsetzt, aber solche Ungerechtigkeiten dulde ich nicht, schon gar nicht auf meinen eigenen Konzerten.

Lange Zeit hat man mir ja auch vorgeworfen, dass ich rechtsradikal sei. Als ich dann auf einem Konzert in Chemnitz vier offensichtliche Nazis nicht rausschmeißen ließ, sondern einem von ihnen sogar ein Autogramm auf seine Glatze schrieb, war das Geschrei der Medien groß. Das Foto von mir und den Glatzen wanderte durch die ganze Presse und alle sagten denselben Unsinn. Nach dem Motto: »Bushido, wie kannst du das machen? Das sind doch die Bösen! Wie kannst du denen auch noch ein Autogramm geben?«

Ich sehe das etwas anders. Diese vier Nazis kamen auf mein Konzert und schafften es, für zweieinhalb Stunden ihren Ausländerhass zu vergessen. Sie standen friedlich zwischen Türken, Schwarzen, Deutschen, Albanern und Arabern, wahrscheinlich war irgendwo auch noch ein Jude darunter, und feierten. Ich hatte es also geschafft, wenn auch nur für einen Abend, dass Menschen, die eigentlich niemals miteinander reden würden, für ein paar Stunden im gleichen Raum chillten und sich ausnahmsweise mal nicht auf die Fresse schlugen. Wie kann so etwas schlecht sein? Ich muss doch in den Köpfen dieser Menschen irgendwas bewegt haben, dass sie bei meiner Musik für einen Moment nicht mehr an ihren Hass dachten – oder nicht?

Ich bin Araber. Trotzdem würde ich niemals einem Juden verbieten, zu meinem Konzert zu kommen. Warum sollte ich das tun? Nur weil unsere Völker, historisch gesehen, sich gegenseitig nicht besonders gut leiden können? Was hat denn die Geschichte mit meiner persönlichen Gegenwart zu tun? Genau aus diesem



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