Bringt mir die Nudel von Gioachino Rossini - kein Spaghetti-Western by Residenz

Bringt mir die Nudel von Gioachino Rossini - kein Spaghetti-Western by Residenz

Autor:Residenz
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: Residenz
veröffentlicht: 2014-01-26T05:00:00+00:00


Un vento materiale

Obwohl Breezewood an einem alten Indianerpfad lag und der Conestoga Trail seit Jahren durch diesen Ort führte, war Rossini überrascht, wie heruntergekommen dieses Nest war. Er hielt vor einer windschiefen Hütte, die ein Schild als General Store auswies, was genauso absurd war wie die Tatsache, dass die einzige Straße im Ort Main Street hieß. Neben dem General Store befand sich der Horseshoe Saloon, vor dem ein Billardtisch stand, dem ein Bein fehlte, das man kurzerhand durch Ziegelsteine ersetzt hatte. Um den Tisch herum lungerten ein paar Cowboys, die lautstark die beiden Spieler anfeuerten, auf die offenbar Wetten abgeschlossen wurden.

Vor dem Marshal’s Office schlief ein Mann in einem Schaukelstuhl, und am Ende der Straße lag ein Hotel, das keinen Namen hatte, weil es ohnehin mit keinem anderen verwechselt werden konnte. Das war, von ein paar Wohnhäusern abgesehen, Breezewood. Rossini fragte sich, wie man in einem solch trostlosen Nest überhaupt leben konnte, und er hoffte, dass Poplar Bluff anders wäre.

Als Kamalesh sah, wo ihn Rossini absetzen wollte, machte er ein verzagtes Gesicht. Rossini wusste zwar auch nicht, was den Inder hier erwarten würde, aber das war ja schließlich nicht sein Problem. Rossini kratzte sich am Hals und sah den Inder von der Seite an. »Tja, Mister Kamalesh, hier trennen sich unsere Wege. Mehr kann ich für Sie leider nicht tun. Ich wünsche Ihnen alles Gute.« Er drückte Kamaleshs schmächtige Hand und hoffte, dass ihm der Inder keine Schwierigkeiten machen würde.

»Namaste«, antwortete Kamalesh mit einer leichten Verbeugung. Er nahm seine Decke und stieg vom Kutschbock. Dabei sah Rossini, dass sein Anzug noch immer von oben bis unten mit Staub bedeckt war. Als Erstes klopfte Kamalesh seine Kleider sauber, dann inspizierte er die Gegend. Eng an die Hauswände gedrückt, ging er langsam die Main Street entlang.

Von schlechtem Gewissen geplagt, begab sich Rossini zum General Store, der aus der Nähe noch desolater aussah. Bevor er den Laden betrat, drehte er sich noch einmal um, konnte den Inder aber nirgendwo mehr sehen.

Im Laden wusste Rossini bereits nach wenigen Augenblicken, dass er hier keine frischen Lebensmittel bekommen würde. Es gab zwar Bohnen, Erbsen und Gurken in Konservendosen, aber weder Gemüse noch Brot.

»Howdy, Fremder«, brummte ein Mann hinter dem Ladentisch, den Rossini im diffusen Licht gar nicht gesehen hatte.

»Danke, gut«, antwortete Rossini. »Haben Sie Brot?«, fragte er, während er die Whiskyflaschen betrachtete, in denen merkwürdige Dinge schwammen.

»Nein, nur Zwieback«, sagte der Mann und deutete auf einen offenen Jutesack.

»Und auch kein Gemüse, nehme ich an.«

»So ist es, Fremder. Aber getrocknetes Bärenfleisch habe ich noch.« Er griff in ein Holzfass hinter sich und holte einen Klumpen Fleisch heraus, das wie Leder aussah. »Riecht ein bisschen streng, schmeckt aber noch gut. Beschwert hat sich jedenfalls noch keiner, der davon gegessen hat.« Er lachte in seinen Schnurrbart und warf das Stück Fleisch auf den Ladentisch.

»Geben Sie mir drei Konserven mit Bohnen und ein Pfund Zwieback«, sagte Rossini.

Drei Stunden später saß er am Lagerfeuer und würgte den letzten Bissen seines Bohneneintopfs hinunter. »O, dio«, stöhnte er und hielt sich seinen aufgeblähten Bauch.



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