Blood & Bone by Mark Peterson

Autor:Mark Peterson [Peterson, Mark]
Die sprache: deu
Format: epub
Tags: Thriller
ISBN: 9783644542419
Herausgeber: Rowohlt E-Book
veröffentlicht: 2015-05-29T16:00:00+00:00

Kapitel 14

«Ach du Scheiße», murmelte Vicky, als sie oben auf dem Hügel um die Kurve bog. Abi Martins Haus wurde belagert. Übertragungswagen blockierten Vicky den Weg, Fernsehteams hetzten kreuz und quer über die Privatstraße und schlossen Kabel an Generatoren an. Eine Armee von Paparazzi hatte ihre Motorroller auf dem Gras geparkt und vor dem Eingangstor Stellung bezogen. Einer von ihnen wurde auf Vicky aufmerksam. Sekunden später war sie umzingelt und wurde von einem Blitzhagel geblendet. Die Journalisten, die ja nichts verpassen wollten, rannten ebenfalls auf das Auto zu und brüllten der irgendwie offiziell wirkenden Frau am Steuer ihre Fragen zu. «Ist Eden von dem Serienmörder entführt worden?»

Ein Sergeant in Uniform kämpfte sich durch die Menge zu Vicky durch, und sie zeigte ihm durch die Windschutzscheibe ihren Dienstausweis. «Schluss jetzt, Leute!», rief der Sergeant und schubste den Fotografen neben ihm so heftig, dass der fast hinfiel. «Ich öffne jetzt das Tor, damit die Kollegin hier durchfahren kann. Also geht lieber aus dem Weg. Und sollte einer von euch auch nur einen Fuß auf das Privatgelände setzen, wird er sofort wegen unbe fugten Eindringens verhaftet. Ist das klar?» Es gab trotziges Gemaule über eine versprochene Pressekonferenz, aber schließlich gehorchten die Journalisten. Vickys Wagen bewegte sich schleichend vorwärts. Vor ihr öffnete sich langsam das Tor.

Die Auffahrt wandte sich in Kurven den Hügel hinauf, um zu Figuren geschnittene Büsche und einen Rosengarten herum. Das Dach des riesigen weißen Hauses war mit roten Ziegeln gedeckt, und die zwei Lorbeerbäume, die zu beiden Seiten der Haustür standen, sorgten für südeuropäisches Flair. Vicky parkte ihren Astra neben einem roten Porsche und ging an einem Springbrunnen vorbei auf das Haus zu.

Normalerweise wusste ein Opferberater über die betroffene Familie nur das, was der jeweilige leitende Ermittler ihm sagen konnte, doch in diesem Fall war es anders. Vicky wusste alles über Abi Martin. Als Abi zum ersten Mal die Nachrichten im BBC-Fernsehen gesprochen hatte, war Vicky noch zur Schule gegangen. Damals war Abi blond gewesen, und schon das machte sie zum Gesprächsthema, die Aufregung über ihr Aussehen sickerte sogar bis in Vickys Teenagerwelt hinein. Einige Jahre später hatte sie die Berichte über Abis künstliche Befruchtung schon mit größerem Interesse verfolgt. Die ehemalige Nachrichtensprecherin, die keinen Partner hatte, wurde von den Klatschblättern als egozentrischer Promi gebrandmarkt, der auf Teufel komm raus ein «Designerbaby» wollte. Und in neuerer Zeit war Abi wegen ihrer Beziehung zu Jack Bellamy in den Schlagzeilen gewesen. Jetzt wurde sie als «lüsterner Vamp» tituliert.

Eine uniformierte Polizistin öffnete die Haustür, und Vicky betrat eine Eingangshalle, die wie eine Filmkulisse wirkte. Die breite Eichentreppe vor ihr hatte auf halber Höhe einen Absatz, von der Decke hing ein Kristallkronleuchter. Der Fußboden war im Schachbrettmuster mit schwarzen und weißen Fliesen ausgelegt, und auf den antiken Holztischen standen riesige Vasen mit exotischen, duftenden weißen Lilien. «Wo ist Ms. Martin?», fragte Vicky.

«Oben», sagte die Beamtin. Der leicht genervte Gesichtsausdruck, den sie sich gestattete, ließ vermuten, dass es keine leichte Aufgabe gewesen war, auf Ms. Martin aufzupassen. Sie zeigte auf eine Tür zu Vickys Rechten. «Da ist das Wohnzimmer, Ma’am.

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