Beratung für gelingende Leadership 4.0 by Johannes Moskaliuk

Beratung für gelingende Leadership 4.0 by Johannes Moskaliuk

Autor:Johannes Moskaliuk
Die sprache: deu
Format: epub
ISBN: 9783658237080
Herausgeber: Springer Fachmedien Wiesbaden


4.2 Digitale Medien für Kommunikation und Führung nutzen

Aufgabe von Leadership 4.0 ist sicherzustellen, dass auch in der medienbasierten Kommunikation gegenseitiges Verstehen möglich ist. Hilfreich sind hier grundlegende Modelle zum Thema Kommunikation. In diesem Abschnitt wird beispielhaft das kommunikationswissenschaftliche Modell des Common Ground dargestellt. Es beschreibt eine gemeinsame Wissensbasis als Voraussetzung für erfolgreiche Kommunikation. Verstehen die beteiligten Personen den Gegenstand der Kommunikation? Hier spielen Vorwissen, Einstellungen und Überzeugungen eine Rolle. Die Situationswahrnehmung einzelner Personen ist immer unterschiedlich, jede Person kommuniziert auf Basis der eigenen Wahrnehmung der Situation und versteht auch die Äußerungen anderer auf dieser Basis. Gibt es einen Unterschied zwischen den Situationswahrnehmungen der beteiligten Kommunikationspartner, fehlt ein ausreichender Common Ground. Dieses Problem ist insbesondere in der Kommunikation zwischen Laien und Experten (z. B. zwischen Arzt und Patient) untersucht (vgl. Bromme et al. 2004), lässt sich aber auch auf die Kommunikation zwischen Führungskräften und Mitarbeitenden übertragen, oder auf die Kommunikation innerhalb eines Teams. Wenn kein Common Ground besteht, kann ein Team keine Leistung bringen. Insbesondere wenn Menschen mit unterschiedlichen Erfahrungen und unterschiedlichem Wissenshintergrund miteinander arbeiten, ist es wichtig sicherzustellen, dass eine gemeinsame Basis besteht und Verstehen möglich ist.

Um Verstehen sicherzustellen nutzen Menschen Grounding. Grounding hilft zu erkennen, worin ein Missverständnis liegen könnte. Grounding wenden Menschen mehr oder weniger automatisch an. Oft handelt es sich um offensichtliche und deutliche Rückmeldungen, die in Gesprächen auch explizit erfragt werden („Was meinst Du dazu?“, „Haben Sie verstanden, was ich meine?“, „Ok für Dich?“). Auch Ausdrücke wie „Ja“, „Mmmm“ oder „Ah, ok“ gehören zu dieser Form der expliziten Rückmeldung. Das wird Backchanneling genannt: Ein Gesprächspartner gibt zu verstehen, dass er verstanden hat. Dabei wechseln die Rollen nicht, der Zuhörer bleibt in seiner Rolle als Zuhörer. Ein weiterer Hinweis auf erfolgreiches Grounding ist, ob ein Gesprächspartner mit einer relevanten und passenden Antwort reagiert, einer Bitte nachkommt oder auf eine Aufforderung reagiert. Ist die Antwort oder Reaktion auf eine Frage oder Aussage angemessen, weist das darauf hin, dass die Kommunikationspartner sich verstehen. Ist die Reaktion unangemessen, wird klar, dass unterschiedliche Annahmen über den Common Ground bestehen. Dann wird die sendende Person also nachfragen, erklären oder korrigieren. Und schließlich ist die ununterbrochene Aufmerksamkeit, die der Zuhörer dem Sprecher entgegenbringt, ein Hinweis auf erfolgreiches Grounding. Wenn sich der Zuhörer abwendet, den Blickkontakt abbricht oder etwas anderes tut, kann kein Grounding stattfinden. Im direkten Gespräch sind Menschen für Grounding in der Regel sehr sensibel und versuchen z. B. die Aufmerksamkeit eines Gesprächspartners wiederherzustellen, bevor sie weiterreden.

Bei der Kommunikation mit digitalen Medien funktioniert Grounding grundsätzlich ähnlich wie in der Face-to-Face-Kommunikation. Allerdings kann Grounding erschwert sein, z. B. weil soziale Hinweisreise wie Nicken oder der Gesichtsausdruck nicht oder nicht direkt wahrgenommen werden können. Dann muss Verstehen expliziter sichergestellt werden, als in der nicht medienbasierten Kommunikation. Grounding mit digitalen Kommunikationsmedien muss erst „geübt“ werden, damit gut und zuverlässig funktioniert.

Neben den Grouding-Strategien nutzen Menschen Heuristiken, um Common Ground abzuschätzen. Diese Daumenregeln beeinflussen, wie ein Gespräch gestaltet wird und sie erleichtern Grounding. Clark und Brennan (1991) nennen drei Strategien:1.Alle Informationen, die im bisherigen Gespräch (oder auch in vorherigen Gesprächen) ausgetauscht wurden, werden als bekannt und verstanden vorausgesetzt.



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