Benny und Omar by Eoin Colfer

Benny und Omar by Eoin Colfer

Autor:Eoin Colfer
Die sprache: de
Format: mobi
veröffentlicht: 2010-12-20T23:00:00+00:00


Erledigt

In den folgenden Wochen hielten sich die beiden Jungen in der näheren Umgebung auf und bemühten sich nicht übermäßig, Ärger zu vermeiden. Vater Shaw schluckte die alte Geschichte vom ›Sohn eines Wachmanns‹ und Omar war sogar im Haus willkommen. Wobei ›willkommen‹ vielleicht ein bisschen übertrieben war; ›kein offizielles Hausverbot hatte‹ kam der Sache näher.

Wenn Benny sich später an diesen Abschnitt seines Lebens erinnerte, sah er ihn immer als eine große Zeit des Lernens: Zwei Jungen gaben einander uneigennützig von ihrem kulturellen Erbe, damit beide kosmopolitischer werden konnten. Jessica dagegen erinnerte sich an zwei verdreckte Flegel, die sich nicht einmal in der Nähe einer Fensterscheibe aufhalten konnten, ohne dass sie zu Bruch ging. Benny dachte oft, seine Eltern freuten sich insgeheim, wenn er Mist baute, dann hatten sie nämlich eine Rechtfertigung, ihn zu beschimpfen. In gewisser Weise tat er Ma und Dad sogar einen Gefallen, wenn er sich danebenbenahm.

In Wirklichkeit waren Pat und Jessica Shaw selig, dass ihr Sohn einen neuen Kumpan hatte. Aber Benny sollte das nicht merken, sonst würde er sich womöglich nicht mehr mit dem kleinen Sohn des Wachmanns abgeben. Regel fünf im ›Handbuch für angehende Teenager‹ lautet: Was deinen Eltern gefällt, ist allein schon aus diesem Grund schlecht. Jessica bedachte Omar also mit denselben bösen Blicken, die sie schon Bennys Freunden in Wexford zugeworfen hatte. Das hielt ihren Sohn bei Laune und gab ihr die Möglichkeit, ihr Juno-Gesicht zu üben.

Omar hatte natürlich nicht immer Zeit. Er musste sich seinen Lebensunterhalt verdienen. Omar war eine Art tunesischer Arthur Daly. Er kaufte und verkaufte alles, was ihm Geld einbrachte. Das ungeübte Auge sah in Omars Warenangebot nur einen Haufen Müll, aber Omar fand für alles einen Markt. Man musste nur wissen, wo dieser Markt war. Und Omar war in dieser Hinsicht offenbar ein Naturtalent.

Das Dorf Marhaba war ein wahre Fundgrube. Auf dem Baugelände lagen Hohlblocksteine, Bretter, Nägel, Schrauben und Stahlträger herum. Die Träger machten allerdings sehr viel Arbeit. Omar musste sie beim Transport mit dem Moped hinter sich herziehen. Je nachdem, wie weit er mit seiner Ware fuhr, büßten die Träger zwei bis sieben Zentimeter an Länge ein.

Auch Probleme des täglichen Lebens mussten gelöst werden. Omar hatte kein Klo oder, genauer gesagt, ein paar hundert, jedoch über das ganze Dorf verstreut. Er nutzte auch das leer stehende Junggesellenapartment und schlich sich hinein, um ein mitternächtliches Bad zu nehmen oder seine Klamotten kurz in die Waschmaschine zu werfen. Es war eine verrückte Existenz. Aber Omar schien durchaus glücklich und gesund und was er so unter sauber verstand.



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