Benedikt XVI. in F.A.Z. und Sonntagszeitung by Frankfurter Allgemeine Archiv

Benedikt XVI. in F.A.Z. und Sonntagszeitung by Frankfurter Allgemeine Archiv

Autor:Frankfurter Allgemeine Archiv
Die sprache: deu
Format: epub
ISBN: 9783898432436
Herausgeber: Frankfurter Allgemeine Zeitung Verlag
veröffentlicht: 2013-02-21T00:00:00+00:00


Benedikt XVI. im Jahr 2005 bei einem Festakt in der Kölner Synagoge: Bei der Entwicklung des christlich-jüdischen Verhältnisses verfolgte er die Linie seines Vorgängers. F.A.Z.-Foto / Frank Röth.

Man kann einem Mann, der auch jetzt wieder betont hat, der Prozess des christlich-jüdischen Dialogs sei 'unwiderruflich', der erklärt, den 'Dialog unter Gleichen' mit den 'älteren Brüdern' der Christen, den Juden, 'vertiefen und fortentwickeln' zu wollen, diesem Papst also kann man alles Mögliche vorwerfen, aber sicher nicht, den von Johannes XXIII. begonnenen Prozess 'einzufrieren'.

Und dann ist da noch die Sache mit Pius XII. Ich komme gerne darauf zurück. Ich komme auch gerne noch mal auf Rolf Hochhuth zurück, den Autor des 'Stellvertreters' – des Stücks, mit dem 1963 die Polemik gegen das 'Schweigen des Papstes' begann. Diesem eifrigen Rächer warf Paul Spiegel, damals Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland, bekanntlich vor, selbst den Holocaust zu leugnen, wenn er in einem Interview mit der rechten 'Jungen Freiheit' den mehrfach verurteilten Holocaust-Leugner David Irving als 'seriösen Historiker' bezeichnet.

Zunächst einmal möchte ich aber daran erinnern, dass der spätere Pius XII. noch als Kardinal Pacelli 1937 die Enzy klika 'Mit brennender Sorge' mitverfasste, bis heute eines der entschlossensten und wortgewaltigsten Manifeste gegen die Nazis. Pius XII. sorgte aber nicht nur im Stillen dafür, dass den verfolgten römischen Juden die Klöster offenstanden, er hielt auch wichtige Rundfunkansprachen, die ihm später die Anerkennung Golda Meirs einbrachten, die erklärte: 'In den zehn Jahren des Naziterrors, als unser Volk ein fürchterliches Martyrium durchlebte, hat der Papst seine Stimme erhoben, um die Henker zu verurteilen.' Die ganze Welt schwieg über die Schoa, und da will man nahezu die gesamte Verantwortung für dieses Schweigen auf die Schultern des Souveräns legen, der weder Kanonen noch Flugzeuge zur Verfügung hatte; der sich zweitens bemühte, seine Informationen mit denen zu teilen, die solche Waffen hatten, und drittens der in Rom und anderswo eine große Zahl derer zu retten vermochte, für die er die moralische Verantwortung trug.

Das ist nun also der letzte Eintrag in unserem Buch der Niederungen: Ob Pius, ob Benedikt, man kann sowohl Papst als auch Sündenbock sein.

Aus dem Französischen von Nils Minkmar.

Bernard-Henri Lévy ist Philosoph und Publizist.

Aus der Frankfurter Allgemeinen Zeitung vom 28.01.2010



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