Beck-Wissen - Brandt, Hartwin by Das Ende der Antike

Beck-Wissen - Brandt, Hartwin by Das Ende der Antike

Autor:Das Ende der Antike [Antike, Das Ende der]
Die sprache: deu
Format: epub
veröffentlicht: 0101-01-01T00:00:00+00:00


Abb. 6: Kontorniat mit Roma

Die mit erhöhtem Rand und vertiefter Randlinie (italienisch: contorno) versehenen spätantiken Kontorniaten sind von der heidnischen Aristokratie in Rom als Geschenk- und Gedenkmedaillons benutzt worden. Ihr Bildprogramm konzentriert sich auf alle wesentlichen Aspekte der heidnischen Tradition, und die Göttin Roma spielt dabei natürlich eine besonders prominente Rolle. Ihre Darstellung mit Schild und Zepter greift auf die frühkaiserzeitliche Ikonographie zurück.

auf einem einzigen Weg zu einem so erhabenen Geheimnis

finden.“ Beinahe hätten die stilistisch geschliffenen Ausführungen des Symmachus das gewünschte Resultat erbracht,

wenn nicht der ebenfalls mit allen (nicht nur rhetorischen) Wassern gewaschene Mailänder Bischof Ambrosius persönlich eingegriffen hätte. In seinem nicht minder brillanten (18.) Brief an Valentinian II. läßt auch er die Roma in eigener, nun freilich christlicher Sache sprechen: Viele Jahrhunderte lang sei unschuldiges Blut für heidnische Bräuche und Opfer ver-gossen worden, und dennoch hätten die Römer ungeachtet

dieser Kultpraktiken schmachvolle Niederlagen nicht vermei-den können. Jetzt sei die christliche Wahrheit jedoch offenbar geworden, der sich niemand entziehen könne, denn, so läßt er Roma ausrufen ( ep. 18,7): „Ich schäme mich trotz meines hohen Alters nicht, mich mit dem ganzen Erdkreis zu bekehren.

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Es ist eine unumstößliche Wahrheit, daß man niemals zu alt ist, um zu lernen. Schämen sollte sich das Alter, welches sich nicht mehr bessern kann. Nicht die Reife der Jahre, sondern die des Charakters muß man preisen. Es ist keine Schande, sich dem Besseren zuzuwenden.“ Auf seine argumentative

Kraft allein mochte sich Ambrosius freilich nicht verlassen, und so drohte er Valentinian II. überdies unverhüllt mit der Exkommunikation für den Fall, daß er den Bitten der Heiden entspräche und den Altar der Siegesgöttin wiederaufstellen ließe; folglich wies der Kaiser das Gesuch des Symmachus zu-rück.

Mit seiner Warnung, den Kaiser gegebenenfalls aus der

Gemeinschaft der Kirche auszuschließen, demonstrierte Ambrosius, welche Mittel er als legitime Instrumente im Kampf um die richtige Sache ansah; daß die Frage, welche Sache denn die richtige sei, freilich zugleich eine Machtfrage sein konnte, sollte sich alsbald erweisen, nämlich in dem sogenannten Basilikenstreit von 385/86. Valentinian II. und seine Mutter Iustina beabsichtigten, mit arianischen Glaubensge-nossen das Osterfest in einer außerhalb der Stadtmauern von Mailand gelegenen Kirche zu feiern. Obwohl der Kaiser formal im Recht war, gelang es Ambrosius durch die Mobilisierung der Mailänder Bevölkerung, diese Feier zu verhindern.

Und in einem Schreiben an den Kaiser bestritt Ambrosius diesem überdies jegliche Kompetenz in Glaubensfragen – auf diesem Felde urteilten Bischöfe über die christlichen Kaiser, nicht etwa diese über Bischöfe! Die nächste Kraftprobe (388/89) resultierte aus einem Brandanschlag, den Christen auf die jüdische Synagoge im fernen Callinicum am Euphrat verübt hatten. Theodosius I. reagierte von Mailand aus mit Strafanord-nungen, da die jüdische Religion unter dem Schutz des Staates stand, doch Ambrosius, der als Bischof von Mailand juristisch keinerlei Interventionskompetenz besaß, verlangte vom Kaiser ultimativ die Rücknahme dieser Sanktionen. Vor versammel-ter Gemeinde drohte Ambrosius wiederum mit schärfsten

kirchlichen Maßnahmen, und tatsächlich gab Theodosius I.

nach. Den Höhepunkt dieser Entwicklung markierte nun der 64

bereits angesprochene Bußakt von Mailand im Jahr 390. Vorausgegangen waren blutige Zusammenstöße in Thessalonike, bei denen ein germanischer Heermeister den Tod gefunden hatte, und daraufhin hatte Theodosius I.



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