Bankiers unterm Hakenkreuz by Christopher Kopper

Bankiers unterm Hakenkreuz by Christopher Kopper

Autor:Christopher Kopper [Kopper, Christopher]
Die sprache: deu
Format: epub
Tags: Fachbücher, Germanistik, Epochen, NS-Zeit & Exil, Geschichtswissenschaft, Deutsche Geschichte, Nationalsozialismus, Neuzeit, Politik & Geschichte, Das Dritte Reich, Nationalsozialismus allgemein, Frauenforschung, Political Science, General, Politics & Social Sciences, Politics & Government, Specific Topics, Civics & Citizenship, Foreign Languages, German, Politics, Civics
Herausgeber: Buch und media
veröffentlicht: 2013-06-27T22:00:00+00:00


• Ein Mann für alle Jahreszeiten: Hermann Josef Abs und die Deutsche Bank

„Ich bin nicht Direktor, ich mache Direktoren!”, pflegte Hermann Josef Abs zu antworten, wenn er gegen seinen Willen mit dem Titel „Herr Direktor” angesprochen wurde. Abs, der in den 50er Jahren zum dominierenden deutschen Bankier aufsteigen und sich zum Grandseigneur und zur Symbolfigur des deutschen Bankgewerbes entwickeln sollte, hatte seine Karriere während des „Dritten Reiches” eindrucksvoll begonnen.

Abs kam 1901 in Bonn zur Welt. Wie nicht wenige seiner späteren Standesgenossen wurde er als Sohn eines Unternehmens im wirklichen wie auch im übertragenen Sinne in das Unternehmermilieu hineingeboren. Obwohl sein Vater Josef Abs als Volljurist und Wirtschaftsanwalt zur bildungsbürgerlichen Elite der rheinischen Universitätsstadt Bonn gehörte, genoss er dank seiner Beteiligung an einem rheinischen Braunkohleunternehmen zugleich auch den Status eines angesehenen besitzenden Wirtschaftsbürgers.

Josef Abs hatte den Aufstieg vom Sohn eines Schreinermeisters zum Bildungsbürger und Unternehmer geschafft. Durch den Einfluss des Elternhauses wurde der Ehrgeiz von Hermann Josef Abs stark stimuliert. Bereits als Teenager faszinierte ihn die Bankenwelt. Ein wenig zum Missfallen seiner Lehrer und seiner Eltern erklärte er nach dem Abitur, dass er Bankier werden wolle. Seinem akademisch gebildeten Vater zuliebe schrieb er sich als Jurastudent an der Universität Bonn ein, absolvierte aber zugleich eine Banklehre beim angesehenen Bonner Privatbankhaus Louis David.155

Abs schloss die Banklehre in nur einem Jahr ab und lieferte damit den ersten Beweis für seine schnelle Auffassungsgabe und seine große Begabung zum Bankkaufmann. Das Abschlusszeugnis seines Lehrherren lobte seine Leistungen in den höchsten Tönen und prognostizierte: „Die hervorragende Auffassungsgabe wird nach meiner Auffassung Herrn Abs eine außergewöhnliche Karriere auf dem Gebiet des Bankwesens verschaffen.”156 Als er sein Jurastudium nach drei Semestern endgültig an den Nagel hängte, zeichnete es sich jedoch noch nicht ab, dass sich Abs zum erfolgreichsten Studienabbrecher des 20. Jahrhunderts entwickeln sollte.

Kurz nach dem Abschluss seiner Banklehre bewarb sich Abs erfolgreich beim renommierten Kölner Privatbankhaus Delbrück von der Heydt & Co. Franz Koenigs, der Mitinhaber des Bankhauses, förderte die Begabung und die Interessen von Abs. Er schickte ihn im Februar 1923 – auf dem Höhepunkt der Inflation – zum befreundeten Amsterdamer Bankhaus Rhodius Koenigs-Handels-Maatschappij, an dem er selbst beteiligt war. Anstatt wie seine daheim gebliebenen deutschen Kollegen endlos lange Zahlen mit immer mehr Nullen auf Kontenblätter übertragen zu müssen, erlernte er dort das große Einmaleins des Devisengeschäfts und des Wechselkredits im Im- und Exportgeschäft, was seiner späteren Karriere während des „Dritten Reiches” erheblichen Schub verschaffen sollte.

Die finanzielle Unterstützung seines Chefs und Förderers Franz Koenigs ermöglichte ihm 1925 den Aufbruch zu einer 18-monatigen Ausbildungsreise nach England, in die USA und nach Südamerika. Abs kam dadurch in den Genuss eines verlängerten Wanderjahres im Ausland, das vor dem Ersten Weltkrieg ganz selbstverständlich zur Ausbildung eines angesehenen Privatbankiers gehört hatte. Eine solche Praktikumstour an angesehene Londoner und New Yorker Bankhäuser gehörte bis 1914 ebenso zur Ausbildung des Geldadels, wie die Kavalierstour des 17., 18. und 19. Jahrhunderts zur Ausbildung des europäischen Hochadels gehörte. Nach dem Krieg kamen nur noch wenige privilegierte Bankierssöhne und Unternehmerkinder in den Genuss einer solchen Ausbildung,



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