Auf deinen Spuren by Johannes Wilkes

Auf deinen Spuren by Johannes Wilkes

Autor:Johannes Wilkes [Wilkes, Johannes]
Die sprache: deu
Format: epub
Tags: Autismus, Inselkrimi, Spiekeroog, Wilkes, Homosexuelle, Leihmutter, Geburtsklinik
ISBN: 9783954752546
Herausgeber: Prolibris Verlag
veröffentlicht: 0101-01-01T00:00:00+00:00


Die Freunde hatten sich auf zwei Getränkekisten gesetzt, sodass sie die South Main Street im Blick hatten. Der Verkehr war dicht, es wurde gehupt und die Luft war so dick wie einst in Dortmund, als der Pott noch rauchte. Viele Elektroautos schien es im Land von Tesla noch nicht zu geben. In regelmäßigen Abständen schaltete die nahe Ampel, die mit Stahlseilen zwischen Hochhäuser gespannt über der Straße zu schweben schien, auf Grün und spuckte die nächste Horde Autos aus.

Immer, wenn sich ein weinroter Wagen näherte, zuckte Karl-Dieter zusammen. So sehr er es herbeisehnte, dass Maggie endlich kam, desto nervöser wurde er. Was sollten sie ihr denn sagen, wenn sie vor ihnen stand? – Hallo, wir sind die Väter von dem Baby, das in deinem Bauch strampelt. Sei bitte so gut und bekomm jetzt brav das Kind, so wie wir es vereinbart haben.

Wenn sie nur wüssten, warum Maggie so überstürzt aufgebrochen war. Sie hätte doch zumindest eine Nachricht hinterlassen können, etwas schreiben wie: Macht euch keine Sorgen, es ist nicht wegen eurem Baby, es ist etwas anderes, das nichts mit euch zu tun hat. Ihr bekommt das Kind natürlich, ich muss nur dringend etwas klären. So in der Art. Die verrücktesten Fantasien bestürmten Karl-Dieter, ständig war er damit beschäftigt, sie wieder beiseitezuwischen. Selbst an Organhandel hatte er schon denken müssen, an einen chinesischen Milliardär, der dringend eine neue Leber brauchte, an die furchtbarsten Dinge. Nur langsam gelang es ihm, sich wieder zu beruhigen. Er versuchte sich klarzumachen, dass alles nur eine Verkettung unglücklicher Zufälle sein konnte, dass Maggie im Grunde ihres Herzens unschuldig war. Wie ein böser Stachel aber tauchte daraufhin stets aufs Neue die Frage auf, warum sie ihre wahre Identität verschleierte. Was hatte sie zu verbergen? Hoffentlich griffen auch andere Fernsehstationen die Suchnachricht auf, es musste doch irgendjemanden geben, der wusste, wer Maggie war und wo sie steckte.

Erneut zog Karl-Dieter ihr Foto hervor. Es wollte ihm einfach nicht gelingen, sie zu hassen. Lag es an der leichten Unsicherheit ihres Blicks, an den kleinen Sorgenfältchen um ihre Augen? Irgendetwas ließ sie sympathisch erscheinen, und dieses Gefühl beschützte sie davor, verabscheut zu werden. Mütze hatte spöttisch lächeln müssen. Wenn Verbrecher alle wie Al Capone aussehen würden, würde das die Fahndung wesentlich erleichtern, hatte er trocken bemerkt.

Aber auch Mütze, so überlegen er tat, hatte keine klare Antwort auf die Frage, was sie machen sollten, wenn Maggie aus dem Auto stieg. »Das wird sich ergeben«, sagte er nur knapp, »jedenfalls werden wir sie nicht mehr aus den Augen lassen, bis unser Kind auf der Welt ist.«



Download



Haftungsausschluss:
Diese Site speichert keine Dateien auf ihrem Server. Wir indizieren und verlinken nur                                                  Inhalte von anderen Websites zur Verfügung gestellt. Wenden Sie sich an die Inhaltsanbieter, um etwaige urheberrechtlich geschützte Inhalte zu entfernen, und senden Sie uns eine E-Mail. Wir werden die entsprechenden Links oder Inhalte umgehend entfernen.