Arkadi Renko 06 - Stalins Geist by Smith Martin Cruz

Arkadi Renko 06 - Stalins Geist by Smith Martin Cruz

Autor:Smith, Martin Cruz [Smith, Martin Cruz]
Die sprache: deu
Format: epub
veröffentlicht: 2013-11-15T05:00:00+00:00


Arkadi begann, zwischen Picknickdecken umherzuspazieren und nach Schenja zu suchen. Stattdessen sah er seine Eltern, die neben einem offenen Korb auf einer mit Champagnerflaschen beschwerten Steppdecke saßen.

»Sie wollen Bericht erstatten?«, fragte der General. Arkadi salutierte. »Jawohl, Herr General.«

»Ist das Lager gesichert?«

»Das Lager ist gesichert.«

»Hören Sie das, Below? Arkascha ist mein neuer Adjutant. Sie sind arbeitslos.«

»Jawohl, Herr General«, sagte der Sergeant.

»Aber wir sollten es kontrollieren, nicht wahr?« Mühelos schwang er Arkadi auf seine Schultern und lief mit ihm über den Rasen. Sie nannten es Rasen, obwohl es großenteils eine ungepflegte Blumenwiese war, zur einen Seite begrenzt durch die Datscha - eine Hütte mit vier Zimmern und einer Veranda -, zur anderen Seite durch Birken, Weiden und das helle Glitzern eines Flusses.

Sein Vater galoppierte durch hohes Gras und weiße Gänseblümchen, und trotz seiner kurzen Hose fühlte Arkadi sich wie ein Kosak mit einem Säbel.

»Du wirst mir zu schwer.« Sein Vater setzte ihn ab; sie waren wieder bei der Steppdecke, wo sie mit Arkadis Mutter und Below belegte Brote aßen. Die Erwachsenen tranken Champagner, er bekam Limonade. Überall auf dem Rasen lagen Decken, und man hörte das Stimmengewirr von Offizieren und ihren Familien. Niemand sah so stattlich aus wie Arkadis Vater in seiner maßgeschneiderten Uniform mit den Sternen auf den Schulterklappen oder so schön wie seine junge Frau, Arkadis Mutter. In ihrem weißen Spitzenkleid und mit schwarzen Haaren bis zu den Hüften war sie von einer traumartigen Aura umgeben.

»Weißt du, woran du mich erinnerst?«, fragte Arkadis Vater seine Mutter. »Während des Krieges habe ich ein paar Tage an einem belanglosen Ort verbracht, wo es eine wunderschöne Sage über einen See gab, an dem alle Schwäne sich versammeln. Es ist ein See, den nur die wahrhaft Unschuldigen finden können, und deshalb hat ihn schon seit Jahrhunderten niemand mehr gesehen. Aber du bist mein Schwan, mein erlösender Schwan.« Er beugte sich über die Decke, um sich einen Kuss geben zu lassen, und wandte sich dann an Arkadi.

»Wie alt bist du jetzt, Arkascha?«

»Nächsten Monat werde ich sieben.«

»Weil du fast sieben bist, habe ich ein vorzeitiges Geburtstagsgeschenk für dich.« Der General gab Arkadi eine lederne Schatulle.

»Kyril«, sagte seine Mutter, »du verwöhnst ihn.«

»Na ja, wenn er mein Leibwächter sein soll … »

Der Geruch von Waffenöl verriet Arkadi, was für ein Geschenk es war, bevor er die Schatulle öffnete. Aber es war noch besser als erwartet: ein Revolver, klein genug für seine Hände.

»Ihr seid mir ein Paar«, sagte seine Mutter.

»Eine Damenwaffe für den Anfang«, sagte sein Vater. »Keine Angst, wenn du gewachsen bist, bekommst du eine größere. Probier sie aus. »

Arkadi zielte auf einen kleinen braunen Vögel, der trillernd auf einem Pfosten saß.

»Ein Fink ist der Chor Gottes«, sagte seine Mutter. Der Vogel explodierte in einer Federwolke.

»Ist er tot?« Arkadi war erschrocken.

»In zwölf Stunden wissen wir mehr«, sagte sein Vater.

»Ich mache einen Spaziergang.« Seine Mutter stand auf. »Ich werde Schmetterlinge jagen.«

»Ich muss hier den Gastgeber spielen«, sagte sein Vater. »Ich kann nicht mitkommen.«

»Arkascha wird auf mich aufpassen. Ohne den Revolver.« Arkadi und seine Mutter gingen an Hortensiensträuchern mit kugelrunden rosafarbenen Blütenbüscheln vorbei.



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