Anleitung zum Guerillakrieg - ein-Che-Guevara-Roman by Marcelo Ferroni

Anleitung zum Guerillakrieg - ein-Che-Guevara-Roman by Marcelo Ferroni

Autor:Marcelo Ferroni [Ferroni, Marcelo]
Die sprache: deu
Format: azw3, mobi, epub
veröffentlicht: 2014-04-27T22:00:00+00:00


Zur selben Zeit hat Guevara offenbar einen Weg zurück ins Lager gefunden, doch seine Leute sind zu müde, um sich zu freuen. Vor ein paar Tagen haben sie einem Bauern ein verwahrlostes Pferdchen abgekauft, von dem er sich nicht hatte trennen wollen. Sie haben es geschlachtet, das Fleisch aufgeteilt und sich nach dem Festessen vor Bauchschmerzen gekrümmt. Jetzt, drei Tage vor Ende des Marsches, überqueren sie einen Fluss, den sie für den Rio Ñancahuazú halten, und weil sie so schwach sind und endlich ankommen wollen, werden sie unvorsichtig. Das Floß löst sich vom Seil, die vier Männer darauf landen in den Fluten und werden in die Tiefe gerissen. Nur drei von ihnen tauchen wieder auf, der vierte bleibt verschwunden, ein junger Mann mit dem Codenamen Carlos. Sie suchen die ganze Nacht vergeblich nach ihm. »Bis dahin galt er als der beste Bolivianer in der Nachhut, zuverlässig, diszipliniert und voll bei der Sache«, schreibt der Comandante. »Wir haben noch keinen einzigen Schuss abgegeben und schon zwei Tote«, sagt Pacho.

Als sie endlich das Lager erreichen, geben sie ein erschreckendes Bild ab. Danton erinnert sich noch an die »Prozession buckliger Bettler, die sich nach und nach aus der Dunkelheit löst, schwerfällig wie ein Haufen Blinder«. Bustos erinnert sich an Guevaras zerfetztes Hemd, die spitzen Knie, die aus den Löchern in der Hose gucken. Die grünliche Haut klebt ihm an den Knochen, die Haare sind ungewaschen und verfilzt. Er lächelt schwach, versucht einen Witz zu machen (»Tut uns leid, dass wir uns verspätet haben«), verliert, als er den Rucksack absetzt, das Gleichgewicht und muss von Pombo gestützt werden, der an seiner Seite geht. Sein asthmatisches Keuchen bringt alle zum Schweigen. Noch steht er, die Hände am Gürtel, lässt den Blick über die Neuankömmlinge schweifen und sucht nach bekannten Gesichtern. Bevor er Fragen stellen kann, tritt Papi vor, zeigt auf Chino und Moisés und sagt, sie seien »wichtige Abgesandte«, die sich ihm anschließen wollten. Der Blick des Comandante bleibt kurz an João Batista hängen. »Das ist der Brasilianer«, bemerkt Papi, »ich weiß nicht, was er hier zu suchen hat.« Tania breitet die Arme aus und will alles auf einmal erklären: Warum sie hier sind, warum sie den Brasilianer mitgebracht hat, dass sie ihre Mission erfüllt habe. Sie macht Anstalten, ihn zu umarmen, aber Guevara tritt zwei Schritte zur Seite. Verwirrt bleibt sie stehen, um sie herum ist leises Lachen zu hören.

Guevara erkennt Bustos, er mustert Danton und dann wieder den Brasilianer, dessen Gesicht aschfahl ist und der mit offenem Mund dasteht: Er weiß jetzt endlich, wer der Mann mit dem Codenamen Ramón ist. »Obwohl er so dünn war, sah ich sofort, dass es Che war.« Der Comandante nickt in seine Richtung.

»Wer hat den Idioten mitgebracht? Tania?«

Gelächter, Rufe, Guevara sieht sich nach ihr um, aber sie ist zwischen den Männern verschwunden. Bevor er sich wieder dem Brasilianer widmen kann, kommt Antonio mit einer Tasse dampfendem Kaffee, fragt ihn nach ihrem Marsch und versucht, ihn in ein Gespräch zu verwickeln. João Batista steht da, hört zu, sieht, wie die anderen einander begrüßen, und merkt, dass er allein ist.



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