Am Rande der Lichtung (German Edition) by Robert Dugoni

Autor:Robert Dugoni [Dugoni, Robert]
Die sprache: deu
Format: epub
ISBN: 9781542047333
Herausgeber: Amazon Crossing
veröffentlicht: 2017-07-24T22:00:00+00:00

19

Als Rosa und Gabriel sich verabschiedet hatten, blieb Tracy noch eine Weile am Tisch sitzen. Sie fühlte sich wie benommen, in einer Nebelwolke, die nichts mit dem Bier zu tun hatte. Sie hatte das eine Glas noch nicht einmal ausgetrunken. Sie wollte einen Moment allein sein und sich alles, was die beiden Experten ihr erklärt hatten, noch einmal durch den Kopf gehen lassen. Und sie musste die neuen Erkenntnisse mit dem abgleichen, was sie sonst noch wusste. Kimi Kanasket war also überfahren worden, höchstwahrscheinlich auf dieser Lichtung im Wald. Deswegen war der Boden dort unten aufgewühlt gewesen. Buzz Almond hatte so etwas vermutet; daher die vielen Fotos, die er geschossen hatte. Tracy hätte sich am liebsten geohrfeigt: Warum hatte sie die Fotos nicht kopiert oder zumindest die Negative einbehalten, ehe sie den ganzen Packen an Kaylee Wright weitergab? Was, wenn Kaylee sie nun verloren hatte?

Tracy erinnerte sich an mindestens drei Aufnahmen von den Schäden an Tommy Moores weißem Pick-up, wusste aber nicht mehr, ob auf diesen Fotos auch die Reifen zu erkennen gewesen waren oder nur die Schäden vorn an Kühlerhaube und Kotflügel.

Ein Anruf bei Wright wurde gleich an deren Voicemail weitergeleitet. Tracy hinterließ eine Nachricht und versuchte es beim King County Sheriffs Office, musste sich allerdings einen Finger ins Ohr stecken, um zu verstehen, was man ihr dort in der Zentrale erklärte, denn im Elysian ging es zunehmend lebhaft zu.

»Können Sie das wiederholen?«, bat sie. »Wo ist sie?«

»Tacoma«, erklärte die Frau am Telefon. »Sie arbeitet an einem Vermisstenfall.«

»Dann ist sie schon aus Deutschland zurück?«

»Sieht ganz danach aus.«

Tracy hinterließ auch auf dem Apparat in Wrights Büro eine Nachricht. Jetzt würde sie sich gedulden müssen, bis Wright zurückrief, dabei gehörte Geduld nicht unbedingt zu ihren Stärken.

Sie hatte gerade die von Gabriel und Rosa zurückgelassenen Unterlagen zusammengesucht und ihre Handtasche aufgesammelt, um zu gehen, als ihr Handy klingelte. Das konnte nur der erwartete Rückruf sein. Leider sprach die Nummer auf dem Display eine andere Sprache und in Tracys Magen machte sich die ungemütliche Erkenntnis breit, nicht dort zu sein, wo sie eigentlich hätte sein sollen. Sie hatte Dan komplett vergessen.

»Dan!«, meldete sie sich.

»Ich bin bei dir zu Hause. Wo bist du?«

»Ich wurde aufgehalten! Tut mir so leid! Aber jetzt bin ich unterwegs.«

»Ich kann dich kaum verstehen.«

»Ich war bis eben in einer Besprechung.« Tracy bahnte sich hastig einen Weg durch die angeregte Menge. Sie wollte dem Lärm so schnell wie möglich entkommen.

»So spät noch? Hört sich an, als wärst du in einer Kneipe.«

»Wir sind gerade fertig. Ich erkläre dir alles, wenn ich da bin. Bin schon unterwegs!«

»Soll ich lieber gleich wieder abhauen?«

»Nein! Ich bin unterwegs. Geh schon ins Haus, ja?« Tracy eilte zu ihrem Pick-up.

Inzwischen nieselte es und auf dem Freeway wurde der Verkehr wegen einer Baustelle immer dichter. Er blieb auch auf der Interstate 5 zähflüssig, die ganze Strecke bis zur Abfahrt zur West Seattle Bridge. Tracy überlegte fieberhaft, wo sie jetzt noch etwas einkaufen könnte, aber so schnell wollte ihr nichts einfallen und es wurde ja auch immer später. Dans Geduld

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