Alyx by Russ Joanna

Alyx by Russ Joanna

Autor:Russ, Joanna [Joanna, Russ]
Die sprache: deu
Format: epub
veröffentlicht: 2013-04-18T16:00:00+00:00


Als der Morgen graute und eine falsche Wahrheit mitbrachte, setzte sich Alyx auf, die Arme um die Knie geschlungen, und sah zu, wie die anderen erwachten. Wie zuvor war sie köstlich vereist, balancierte auf dem schmalen Grat zwischen Vernunft und Unvernunft. Sie nahm sich vor, so zu bleiben. Sie aß mit den anderen, sagte nichts, tat nichts, betrachtete den trüben Dunst am Himmel und den verschwommenen Fleck, der die Sonne war. Die Landschaft war geometrisch und hübsch anzusehen. Am Vormittag kamen sie an einem Felsblock vorbei, den jemand oder etwas in der Ödnis zurückgelassen hatte. Eine Seite war von verharschtem Schnee bedeckt, durch den braunes Moos schimmerte. Später am Tag wurde die Welt wieder normaler, ohne ihren Reiz zu verlieren, und sie legten eine Rast ein, um zu essen, hockten mitten auf der Ebene, die sich in alle Richtungen um sie erstreckte. Iris saß vornübergebeugt da und aß aus ihrer Hand, so wunderschön wie alle anderen, wie die anderen sechs oder sieben oder acht Menschen, die alle schön und auch dekorativ waren, und das erklärte ihnen Alyx auch in aller Ausführlichkeit.

»Was soll das bedeuten?« schrie Iris plötzlich. »Was soll das heißen, daß Sie ohne uns weitergehen wollen? Was soll das heißen?«

»Huh?« machte Alyx.

»Und beschimpfen Sie mich nicht«, fauchte Iris sichtlich erregt. »Ich habe genug davon.« Und sie ging davon und ließ sich neben jemand anderem nieder. Wovon hat sie genug? fragte sich Alyx neugierig und sie folgte ihr, um die Sache zu klären. Iris saß neben einer der Nonnen. Das Gesicht hatte sie halb abgewandt, und ein Schatten hatte sich über eine Hälfte gelegt. »Nun, ich habe es Ihnen ja gesagt«, bemerkte die Nonne. Der Schatten auf Iris' Antlitz schien sich in Schorf zu verwandeln, in etwas Rauhes, Hervorstechendes, wie Flechten auf einem Felsblock, und es war ein sehr interessanter purpurfarbener Schatten; dann zog er sich zu einem kleinen Fleck zusammen und schien ganz verschwinden zu wollen, aber schließlich verwandelte er sich.

Iris hatte ein blaues Auge.

»Wo haben Sie das her?« fragte Alyx neugierig.

Iris legte eine Hand auf das Auge.

»Nun, wo haben Sie das her?« drängte Alyx. »Wer hat Ihnen das verpaßt? Sind Sie auf einen Stein gestürzt?«

»Ich glaube, Sie haben sich das Auge selbst blau gemacht«, sagte sie dann frei heraus, doch die Worte klangen nicht richtig. Das blaue Auge verschwamm, als ob es sich wieder in Schorf verwandeln würde. »Nun?« fragte Alyx. »Wo haben Sie das her – hier draußen im Zentrum der Wüste? Hm? Woher? Antworten Sie schon!«

»Sie haben es mir verpaßt«, sagte Iris.

»Oh, sie wird es nicht verstehen«, warf eine der Nonnen geringschätzig ein. Alyx ließ sich im Schneidersitz in den Schnee sinken. Sie verschränkte die Arme. Iris wandte sich wieder ab und versorgte die Schwellung um ihr blutunterlaufenes Auge; das Purpur begann sich gelb zu verfärben.

»Ich?« stieß Alyx schließlich hervor.

»Im Schlaf«, erklärte eine der Nonnen. »Ich glaube, Sie sind eine schlechte Frau. Wir alle haben versucht, Ihnen die Pillen abzunehmen, und das Ergebnis ist, daß Iris ein blaues Auge und Gavrily ein verstauchtes Handgelenk hat. Ich für meinen Teil habe mit der Sache nichts zu tun.



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