Als auf der Welt das Licht ausging by Tom DeMarco

Als auf der Welt das Licht ausging by Tom DeMarco

Autor:Tom DeMarco
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: Carl Hanser Verlag GmbH & Co. KG
veröffentlicht: 2014-11-05T16:00:00+00:00


23

Alternative Universen

Je mehr Zeit ohne Sichtung des Feinds verging, desto mehr zweifelte Loren daran, dass der Angriff wirklich aus der Richtung erfolgen würde, die er für am wahrscheinlichsten hielt. Immer wieder hatte er voller Gewissheit darauf hingewiesen, dass der Feind an der Insel Little Inagua vorbeisegeln würde; das war für ihn zu einem Glaubensgrundsatz geworden. Doch jetzt kamen ihm immer mehr Zweifel. Bisher hatte er sie nur Kelly anvertraut. Sie war am vergangenen Abend zur Strandhütte gekommen und hatte ihm, welch eine Überraschung, Eis gebracht. Eiscreme, so betonte sie, sei das Symbol der wiederauferstandenen Zivilisation. Nachdem sie die Köstlichkeit genossen hatten, sprach Loren von seinen Sorgen.

»Angenommen, sie kommen von Süden, Kelly.«

»Ist das wirklich möglich?« Kelly beugte sich über die Karte. »Sie müssten um die ganze Dominikanische Republik segeln und das würde ihre Reise um rund dreitausendzweihundert Kilometer verlängern.«

»Ja. Etwa fünfzehn zusätzliche Segeltage.«

»Warum sollten sie sich solche Mühe machen?«

»Ganz zu Anfang habe ich gefürchtet, wir müssten uns der Angriffs­flotte ohne einen Vorteil zum Kampf stellen, nur mit Messern und Pfeil und Bogen. Das war, bevor SHIELA ins Spiel kam. Meine Gedanken kehrten immer wieder zu diesem Punkt zurück: dass wir etwas brauchen, das uns einen Vorteil gibt. Diesen Vorteil gibt uns SHIELA. Wir sind inzwischen ziemlich sicher, dass wir einen Kontakt mit dem Supercomputer im Orbit hergestellt haben und er auf uns allein hört. Das Interface ist neu programmiert, was alle anderen ausschließt, selbst wenn es jemandem gelingen sollte, eine Datenverbindung herzustellen.«

»Umso besser für uns.«

»Ja. Aber jemand auf der anderen Seite betrachtet dasselbe Schachbrett wie wir und vermutlich gehen ihm ähnliche Gedanken durch den Kopf. Vielleicht ist auch er auf der Suche nach einem Vorteil.« Loren sprach von »er«, obwohl er dieser Person, dem Planer auf der anderen Seite, einen Namen geben konnte. Rupert Paule. Oder vielleicht Paule und der geheimnisvolle Mann, den Armitage beim letzten Treffen in Washington bemerkt hatte, Reverend Nolan Gallant.

»Welche Alternativen hat er?«

»Er könnte an der Dominikanischen Republik heruntersegeln und sich uns von Südosten nähern, mit dem Wind im Rücken.«

»Ein winziger Vorteil im Vergleich mit dem, was wir haben.«

»So winzig ist er nicht. Wenn die Angreifer den Wind im Rücken haben, können sie den einen technologischen Vorteil einsetzen, den sie uns gegenüber haben: das Nervengas. Sie können es uns entgegenströmen lassen.«

»Igitt.«

»Ja, igitt.«

»Aber du hast Vorsorge getroffen, nicht wahr?« Kelly sah ihn zuversichtlich an.

»Ja. Allerdings ist es alles andere als perfekt. Wir haben einen Ausguck auf Saona Island, wo die Flotte den Kurs ändern muss, um östlich an Hispaniola vorbeizusegeln. Und wir haben unsere Slup Dejah Thoris südlich von Santo Domingo. Eine Warnung von den beiden Wachtposten gäbe uns Zeit genug, in den Golf von Haiti zu segeln. Dort können wir uns verstecken und die Angreifer nach Süden segeln lassen. Wir wären dann hinter ihnen.« Loren deutete auf die Karte und zeigte die Positionen der beiden Flotten.

»Wir wären also wieder im Vorteil, weil sie das Nervengas nicht gegen uns einsetzen könnten. Und wir haben SHIELA.«

»Ja. Aber es ist nicht der klare Vorteil, den wir im Norden hätten, denn wir wären nicht mehr zwischen den Angreifern und ihrem Ziel.



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