Allicanto - Goldvogel by M.S. Kelts

Autor:M.S. Kelts [Kelts, M.S.]
Die sprache: deu
Format: epub
veröffentlicht: 2015-12-24T16:00:00+00:00

18.

Es ist morgens um fünf Uhr. Die Sonne geht auf, verhöhnt mit ihren warmen Strahlen die katastrophale Nacht. Nervös und hilflos stehe ich vor der Türe und suche zum tausendsten Male die Umgebung ab.

Amaro ist weg, beziehungsweise seit dem Unfall vor ein paar Stunden verschwunden. Unfall, weil mir bei seinem völlig fassungslosen Gesichtsausdruck klar war, dass er sich vergessen und seinen Körper nicht mehr unter Kontrolle hatte.

Ich habe versucht ihn zu beruhigen, mit Engelszungen auf ihn eingeredet, beteuert, dass ich es nicht schlimm finde, aber umsonst. Totenblass, bebend und mir ausweichend ist er irgendwie in seine Klamotten geschlüpft, nachdem sein Körper wieder Normalzustand angenommen hat und in den Wald gerannt.

Dann habe ich gewartet, bin auf der Decke sitzen geblieben, in der Hoffnung, dass er sich beruhigen und zurückkommen wird.

Tat er jedoch nicht.

Schließlich habe ich selbst Panik bekommen und bin wie von Furien gehetzt zum Haus zurückgerannt, weil ich befürchtete, er wäre in der Zwischenzeit dort gewesen, um seine Sachen zu holen. Ich kann gar nicht sagen, wie erleichtert ich war, als ich das Geld und den Pass fand, wo er sie hingelegt hatte - im Wohnzimmer auf einem kleinen Sekretär.

Also würde er wieder kommen müssen, da er ohne die Sachen genauso aufgeschmissen wäre, wie zuvor.

Aber er kam nicht. Nicht um eins, nicht um zwei … Ich bin irgendwann auf der Couch eingenickt, aber ständig nervös hochgefahren, weil ich glaubte ein Geräusch zu hören. Jedes Mal ein Trugschluss.

Und jetzt ist es früher Morgen. Ich mache mir ehrlich Sorgen. Was, wenn ihm etwas passiert ist? Wenn er sich verletzt hat und irgendwo im Wald liegt? Wie soll ich ihn finden? Will er überhaupt, dass ich ihn finde?

Müde falle ich auf die Bank und reibe über mein Gesicht. Warum vertraut er mir nach all der Zeit nicht? Okay, ich weiß selbst nicht, wie ich das Gesehene einfach so akzeptieren kann, immerhin scheint es sich bei Amaro um … Ja, was ist er? Jedes Wort, das mir dazu einfällt klingt viel zu profan und abgedroschen. Gestaltwandler … Es ist zu grob für ihn, für das, was sich in ihm verbirgt.

Himmel, er soll einfach nur begreifen, dass er nicht alleine ist. Dass ich nach wie vor sein Freund bin und ihm helfen werde.

Ich halte es hier nicht länger aus. Genervt wuchte ich mich auf die Beine, gehe nach drinnen und hole meine Autoschlüssel. Ich werde jetzt eine Runde durch den Wald drehen und nach ihm Ausschau halten, immer noch besser, als nur hier rumzusitzen.

Bereits auf dem Weg zum Auto stutze ich jedoch. Die Haustüre ist unverschlossen, damit er rein kann, sollte er in der Zwischenzeit auftauchen, aber …

Klasse, er hat mich definitiv mit seiner Paranoia angesteckt. Wäre ich an seiner Stelle, würde ich mich jetzt ins Haus schleichen, mein Zeug packen und klammheimlich verschwinden. Aber nicht mit mir, Freundchen. Ich stecke seinen Pass in die Gesäßtasche meiner Jeans und mache mich auf den Weg.

Eigentlich liebe ich diese frühen Stunden im Wald. Die Tiere haben sich noch nicht zurückgezogen, die Luft riecht so herrlich und kein anderer Mensch ist unterwegs.

Download

Haftungsausschluss:
Diese Site speichert keine Dateien auf ihrem Server. Wir indizieren und verlinken nur                                                  Inhalte von anderen Websites zur Verfügung gestellt. Wenden Sie sich an die Inhaltsanbieter, um etwaige urheberrechtlich geschützte Inhalte zu entfernen, und senden Sie uns eine E-Mail. Wir werden die entsprechenden Links oder Inhalte umgehend entfernen.