Alles ganz wunderbar weihnachtlich! by Kirsten Boie

Alles ganz wunderbar weihnachtlich! by Kirsten Boie

Autor:Kirsten Boie [Boie, Kirsten]
Die sprache: deu
Format: epub
ISBN: 9783862740819
Herausgeber: Oetinger E-Books
veröffentlicht: 2014-11-03T05:00:00+00:00


Der Heilige Tag

Der längste Tag im ganzen Jahr ist immer der Heiligabend. Wenn man morgens aufwacht, ist es noch dunkel, und dann muss man warten, bis es hell und wieder dunkel wird. Dann ist Bescherung.

Und Spielen macht am Heiligen Abend auch keinen Spaß, weil man so aufgeregt ist, und Fernsehen kann man nicht gucken, weil das Wohnzimmer abgeschlossen ist, und Schlitten fahren wie die Kinder auf den Weihnachtskarten kann man auch nicht, weil natürlich wieder kein Schnee liegt.

»Wenn ich groß bin, zieh ich nach Amerika«, sagt Jesper beim Frühstück düster. In den Ferien frühstückt er immer im Schlafanzug. »Da gibt es die Geschenke schon morgens.«

»Ehrlich wahr, Jesper, gibt’s die schon morgens?«, fragt Janna. Sie hat noch kein bisschen von ihrem Brötchen gegessen, obwohl es heute ausnahmsweise Nuss-Schoko-Creme gibt. Wenn man aufgeregt ist, kann man nicht essen.

»In Amerika schon«, sagt Jesper. »Im Strumpf. Und der hängt am Kamin.«

»Und wenn man keinen Kamin hat?«, fragt Janna erschrocken. »Wie wir?«

Jesper denkt einen Augenblick nach. »Dann hängt der vielleicht an der Heizung«, sagt er. »Schon morgens. In Amerika.«

Janna zieht nachdenklich mit ihrem kleinen Finger eine Furche durch die Schokoladencreme auf dem Brötchen. Dann leckt sie ihn ab.

»Da will ich trotzdem nicht sein«, sagt sie. »Wenn es da nur einen Strumpf voll gibt. Da passen ja nur ganz kleine Geschenke rein.«

Daran hat Jesper noch gar nicht gedacht. Aber vielleicht ist es dann doch besser, bis zum Nachmittag zu warten, und dafür gibt es was Ordentliches.

»Und nun zieht euch mal ganz schnell an!«, sagt Mama. Sie hat eine Schürze um und sieht noch kein bisschen weihnachtlich aus. »Wir müssen noch so viel erledigen! Da brauch ich doch eure Hilfe.«

Sonst findet Jesper es eigentlich meistens gar nicht so gut, wenn Mama seine Hilfe braucht. Abtrocknen oder Selters aus dem Keller holen oder Tisch decken, zum Beispiel. Aber Heiligabend ist es besser als gar nichts. Da weiß man wenigstens, was man tun kann.

Darum zieht Jesper sich auch ganz fix an, aber natürlich ist Janna trotzdem mal wieder schneller, und Jule ist sowieso schon längst angezogen. Jule ist auch kein bisschen aufgeregt. Sie sitzt mit Anna-Pouchette unter dem Küchentisch und wäscht sie mit dem Küchenschwamm.

»Also, als Erstes den Kartoffelsalat«, sagt Mama und stellt eine große Schüssel auf den Tisch. »Ich hab schon alles gepellt.«

Am Heiligabend gibt es mittags immer Kartoffelsalat, und immer schnippeln sie ihn erst am Morgen, obwohl Mama seufzt und sagt, dass er eigentlich besser durchzieht, wenn man ihn schon am Abend vorher macht. Aber sie braucht ja Jesper und Janna zum Helfen, und das können sie wohl kaum in der Nacht tun.

»Und schön dünn schneiden«, sagt Mama. »Und nicht in die Finger!« Dann gibt sie Jesper und Janna jedem ein Brett und ein Messer und geht, um die Betten zu machen.

Im Radio spielen sie jetzt lauter Weihnachtslieder, und Jesper und Janna schneiden Kartoffeln, und unter dem Tisch haut Jule Pouchette mit dem Schwamm auf den Kopf. Es ist richtig schön weihnachtlich.

»Denkt euch, ich habe das Christkind gesehn«, sagt Janna und schiebt ihre Kartoffelscheiben mit dem Messer in die Schüssel.



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