Adventure and Meeting by Gerke Schlickmann

Adventure and Meeting by Gerke Schlickmann

Autor:Gerke Schlickmann
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: Zauberfeder Verlag
veröffentlicht: 2015-11-15T00:00:00+00:00


3.1.1 T HEATER – R OLLENSPIEL – L IVE -R OLLENSPIEL?

Den Bezug zwischen Theater und role play und in der Folge role playing games zeichnet z. B. Kristine Flood in ihrem Artikel „The Theatre Connection“ nach. Sie führt aus, dass die Methode Rollenspiel aus dem Psychodrama entstanden sei, welches sich wiederum – wie der Name ja auch andeutet – aus Theatertechniken entwickelte:

The creation of psychodrama was cultivated from a theatre base. That is where the concept of „structured make-believe“ entered the post-adolescent world outside of the theatre. Before then, the acting out of make-believe characters and scenes was seen appropriate only as child’s play or within the realm of theatre. Role-playing games opened the doors for positive creative expression, for play, in a moderately socially acceptable form beyond childhood. 73

Obwohl sie ihn in ihrem Aufsatz nicht namentlich erwähnt, impliziert der Verweis auf Psychodrama einen Bezug zu Jacob Levy Moreno, der diese Therapieform maßgeblich entwickelte. Wenn Flood nun von Kinderspielen spricht, schließt sich damit ein Kreis, denn genau diese waren Morenos Ausgangspunkt bei der Entwicklung von Stegreiftheater und Psychodrama, wie er selbst ausführt:

Historisch ging das Psychodrama aus der Grundlage des Spiels hervor. Das Spiel gab es seit jeher, es war immer da; es ist älter als die Menschheit, es hat das Leben des Organismus als einen seiner Überflüsse begleitet, das Wachstum und die Entwicklung vorausahnend. […] Aber eine neue Sicht des Spiels entstand, als wir in den Jahren vor dem Ausbruch des ersten Weltkriegs anfingen, in den Gärten und Straßen Wiens mit Kindern zu spielen: das Spiel als ein Prinzip der Selbst-Heilung und Gruppentherapie, als eine Form des ursprünglichen Erlebens; Spiel nicht nur als Epiphänomen, biologische Ziele begleitend und unterstützend, sondern Spiel als Phänomen sui generis, ein positiver Faktor verbunden mit Spontaneität und Kreativität. Das Spiel wurde von uns allmählich losgelöst von seinen metaphysischen, metabiologischen und metapsychologischen Verbindungen und zu einem methodischen, systematischen Prinzip geformt. All dies hat die Idee des Spiels zu einer neuen, allumfassenden Einheit gebracht. Es hat uns zum „Stegreiftheater“ geführt und später zum therapeutischen Theater, das im Rollenwechsel, im Psychodrama und im Soziodrama unserer Zeit seinen Höhepunkt erreichte. 74

Die Entwicklungslinie wäre also nicht Theater Psychodrama role play role playing game, wie Flood ausführt, sondern vielmehr (Kinder) Spiel (Stegreif)Theater Psychodrama role play role playing game. Über den Umweg des Dramas wird also das Kinderspiel zum „einigermaßen sozial akzeptierten“ Spiel auch für Erwachsene, wenn man Floods Linie folgt und um Morenos Beschreibung ergänzt, und was hier im Kleinen für Moreno gilt, kann vielleicht auch für den großen historischen Zusammenhang gelten. In diesem Zusammenhang erscheinen Aussagen wie „without theatre there could be no role-play“ doch eher fragwürdig, denn zu behaupten, dass eine Kulturtechnik wie Theater den spielenden Kindern, die „so tun als ob“, vorgängig sei, ist doch wenig realistisch, selbst wenn man Spiel nicht als „älter als die Menschheit“ verortet. „Spiel ist älter als Kultur“, stellt beispielsweise Johan Huizinga gleich zu Beginn seines Homo Ludens fest, um im Folgenden aufzuzeigen, „daß Kultur in Form von Spiel entsteht, daß Kultur anfänglich gespielt wird“.



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