Abenteuer in Kairo by Ghazi Abdel-Qadir

Abenteuer in Kairo by Ghazi Abdel-Qadir

Autor:Ghazi Abdel-Qadir [Abdel-Qadir, Ghazi]
Die sprache: deu
Format: epub
Tags: Coco & Laila 04
veröffentlicht: 2016-09-16T16:00:00+00:00


Coco bekommt nicht nur die St.-Sergius-Kirche zu sehen, sondern noch drei andere Kirchen, ein Kloster und eine Synagoge. Danach sind sie alle vier von den Eindrücken so erschlagen, dass sie einhellig auf das koptische Museum nebenan verzichten. Außerdem hält gerade ein voll besetzter Reisebus davor an, und eine Horde Touristen erstürmt den Vorplatz.

„Rette sich, wer kann!“, murmelt Coco und macht einer Frau Platz, die zielstrebig auf ein Gestell mit Ansichtskarten zusteuert.

„Ich hätte Lust, noch ein bisschen am Nil entlangzuspazieren“, meint Nubi. „Warm genug ist es ja. Und wenn nicht, dann hat Bille, wie ich sie kenne, in ihrer Tasche bestimmt noch eine Jacke ‚für alle Fälle‘ mitgenommen.“

„Weitsicht kann nie schaden“, entgegnet Mam hochmütig und bringt damit alle zum Lachen.

Wenig stilvoll, mit einem Sandwich von einer Imbissbude in der Hand, laufen die vier dann die palmengesäumte Uferpromenade entlang. Coco hat sich bei Mam eingehakt, und Nubi muss sich mit Laila begnügen. Er hat seine Bille schließlich den ganzen Tag um sich gehabt, Coco hingegen leidet ja schon beinahe unter Entzugserscheinungen, was mütterliche Nähe anbetrifft.

„Gefällt’s dir, Coco, oder bedauerst du es, mitgekommen zu sein?“, erkundigt sich Mam, während sie zur Südspitze der Insel Roda hinüberblicken, wo der spitze Turm des Nilometers zu sehen ist, der Station, in der der Wasserstand des Nils gemessen wird.

„Bedauern? Quatsch!“ Coco steigt über eine halb gegessene Eiswaffel, die wohl ein Kind verloren hat. „Kairo ist zwar ganz anders, als ich es mir vorgestellt habe, aber ich finde es spannend hier.“

„Weißt du, ich habe ein schlechtes Gewissen, weil ihr die meiste Zeit euch selbst überlassen seid.“ Mam legt Coco einen Arm um die Schultern und drückt sie an sich.

„So wild ist das nicht.“ Coco beruhigt sie. „Gidda Sadida und Tante Marjam kümmern sich sehr um uns, die Nachbarkinder haben uns unter ihre Fittiche genommen, und die Frau, die eine Etage tiefer wohnt, hat Laila und mich heute Nachmittag eingeladen, sie bald zu besuchen.“

„Na, dann ist ja gut.“ Mam klingt erleichtert.

„Schau mal, war das so ein Hund, den du gestreichelt hast?“ Coco zeigt auf den schmalen, mit Gras bewachsenen Uferstreifen, auf dem ein magerer, gelbbrauner Hund läuft.

„Nein, meiner ist größer und hübscher. Ganz grau, mit einem Kopf wie ein Irischer Wolfshund. Du weißt doch, die Art, die ich so sehr mag. Kräftig und stolz, aber mit einem ganz sanften Blick.“ Mam gerät ins Schwärmen. „Ich versteh immer noch nicht, warum Nubi so einen Aufstand macht. Das heißt, ich verstehe es schon, aber ich glaube, ich will es einfach nicht verstehen.“

Coco nickt. Das kann sie gut nachfühlen.

„Weißt du, der Hund kam schon am ersten Tag zum Institut und schnüffelte draußen unter dem Fenster herum. Er ist so mager, dass man seine Rippen zählen kann. Der Gärtner hat ihn natürlich verjagt, weil er keine Hinterlassenschaften in den Blumenbeeten haben will. Und der Institutsleiter, der ansonsten ein sehr netter Mann ist, wurde sogar richtig böse, als der Hund unten an der Treppe vor dem Eingang stand.“

„Vielleicht wollte er ihm bloß den Eintritt ins Institut verwehren“, überlegt Coco laut.

„Verwehren – sehr schön gesagt, Coco.



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