3 Der Tierarzt kommt by James Herriot

3 Der Tierarzt kommt by James Herriot

Autor:James Herriot
Die sprache: deu
Format: epub
veröffentlicht: 2036-01-02T00:00:00+00:00


Kapitel 12

Freundliche Wärme schlug mir entgegen, als ich in den Pub trat. Es gab keine Theke, nur Holzbänke mit hoher Rückenlehne und Tische aus Eichenholz unter den weißgetünchten Wänden einer umgebauten Bauernküche. In einem alten schwarzen Kochherd knisterte ein Holzfeuer und darüber tickte die Wanduhr. Es ging hier nicht so lebhaft zu wie in den modernen Pubs, aber es war ein freundliches Lokal.

«Na, Mr. Herriot, bei der Arbeit gewesen?» sagte mein Nachbar, als ich mich auf die Holzbank sinken ließ.

«Ja, Ted. Sieht man’s mir an?»

Der Mann blickte auf meinen schmutzigen Regenmantel und die dreckigen Stiefel. «Nun ja, Sie sind ja nicht in Sonntagskleidung. Sie haben Blut auf der Nase und Kuhmist am Ohr.» Ted Dobson war ein kräftiger Viehzüchter in den Dreißigern, und seine weißen Zähne blitzten bei seinem Grinsen auf.

Auch ich lächelte und entfaltete mein Taschentuch. «Komisch, daß man sich bei solchen Gelegenheiten immer an der Nase kratzen muß.»

Ich blickte mich im Raum um. Etwa zwölf Männer saßen vor ihren Halblitergläsern, und einige von ihnen spielten Domino. Sie waren alle Landarbeiter und gehörten zu den Leuten, denen ich begegnete, wenn ich vor Sonnenaufgang aus dem Bett geklingelt wurde; dann waren sie gekrümmte Gestalten in alten Überhängen, die mit dem Kopf gegen Wind und Regen auf die Höfe radelten und sich resigniert in ihr hartes Schicksal fanden. Mir passierte es ja nur gelegentlich, aber sie waren jeden Morgen in der Dunkelheit unterwegs.

Und sie taten es für dreißig Shilling die Woche; ich schämte mich ein bißchen, wenn ich sie hier wiedersah.

Mr. Waters, der Wirt, dessen Name zu allerlei Späßen Anlaß gab, füllte mein Glas und hielt dabei den Krug möglichst hoch, um dem Bier den richtigen Schaum zu geben.

«So, Mr. Herriot, das macht einen Sixpence.»

Er brachte das Bier stets in einem großen Krug aus dem Keller, wo die Holzfässer standen. In einem modernen Gastbetrieb wäre das viel zu unpraktisch gewesen, aber im Fox and Hounds herrschte selten Betrieb, und Mr. Waters hatte keine Chancen, als Gastwirt einmal reich zu werden. Immerhin hatte er vier Kühe im kleinen Stall nebenan, fünfzig Hennen liefen in seinem Hintergarten herum, und seine zwei Säue warfen jährlich eine stattliche Anzahl von Ferkeln.

«Danke, Mr. Waters.» Ich nahm einen tiefen Schluck. Trotz der Kälte mußte ich geschwitzt haben, denn ich war sehr durstig, und das Bier schmeckte mir ausgezeichnet. Ich war hier schon einige Male gewesen und kannte die Gäste. Besonders den alten Albert Close, einen Schafhirten im Ruhestand, der jeden Abend auf seinem Stammplatz in der Nähe des Feuers saß.

Er saß wie immer mit dem Kinn und den Händen auf den großen Stock gestützt, den er früher bei der Arbeit getragen hatte, und er starrte ins Leere. Halb unter der Bank und halb unter dem Tisch lag sein Hund Mick, der wie sein Herr alt und im Ruhestand war. Mick hatte sichtlich einen lebhaften Traum, denn seine Pfoten, Lefzen und Ohren zuckten und hie und da bellte er leise.

Ted Dobson stieß mich an und lachte. «Der alte Mick hütet immer noch seine Schafe.»

Ich nickte. Zweifellos träumte der



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