225 Jahre Knast by Florian Homm

225 Jahre Knast by Florian Homm

Autor:Florian Homm [Homm, Florian]
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: FinanzBuch Verlag
veröffentlicht: 0101-01-01T00:00:00+00:00


Die Befreiung aus den Ketten

»Jeder Mensch hat die freie Wahl. Jeder ist frei, den Naturgesetzen zu gehorchen oder sie zu missachten. Deine Wahl bestimmt die Konsequenzen. Niemand hat je oder wird je den Folgen seiner Entscheidungen entkommen können.«

Alfred A. Montapert

Als ich das erstinstanzliche Verfahren in Florenz und das Berufungsverfahren vor dem toskanischen Gericht verloren hatte und sich der Richter weigerte, meine Verlegung in eine spezielle MS-Klinik anzuordnen, wurde der Gedanke an einen Ausbruch aus dem Gefängnis immer attraktiver. So korrupt und unfähig, wie das italienische Justizsystem auch sein mag, es ist noch nicht ganz so verkommen, wie es das kolumbianische Justizsystem unter der Herrschaft des Drogenbarons Pablo Escobar einst war. Sogar für derart seltene Fluchtprojekte gibt es jedoch Spezialisten. Gewalttätige Gefängnisausbrüche enden üblicherweise im Desaster und sind selten. Aber jedes Jahr gelingt ein paar Häftlingen die Flucht. Während ich behutsam ein Netz an Informationen aus erstklassigen, vertrauenswürdigen Quellen spann, erreichte mich eine Botschaft von außen. Meine Mutter hatte einen berüchtigten und konfrontativen Privatdetektiv zu der Frage konsultiert, wie man mich aus dem Gefängnis von Pisa holen und nach Deutschland schaffen könne.

Der Strippenzieher war in diesem Fall wieder einmal Josef Resch, der Häscher, der mich einst rund um den Globus gejagt hatte, in der Hoffnung, ein Kopfgeld von 1,5 Millionen einstreichen zu können sowie 20 Prozent aller Gelder, die man aus mir hätte herauspressen können. Augenblicklich ertönte in meinem Inneren ein schrilles Alarmsignal. Mein erster Gedanke war: »Wieder dieser verdammte JR! Dieser Typ muss der gerissenste Geschäftsmann der Welt sein!« Auf der anderen Seite war ich nicht sicher, ob JR ein Bluffer oder ein ernsthafter Verhandler war. In Paris und Chile war er mir gefährlich nahe gekommen. Er hatte sich Zugang zu meinem engsten Kreis verschafft. Und das war gar nicht so leicht.

Das Honorar für die erfolgreiche Organisation des Gefängnisausbruchs sollte sechs Millionen Euro betragen, inklusive des sicheren Transports nach Deutschland. Einige Wochen später und nach diversen Verhandlungen konnte diese Summe auf 5.150.000 Euro gesenkt werden. Ich, der ehemalige Beinah-Dollar-Milliardär, konnte aber nicht einmal diese lächerliche Summe aufbringen. Aufgrund der mörderisch hohen Anwaltsrechnungen und der Diebstähle waren meine liquiden Mittel auf eine Summe weit unterhalb dieses Betrags geschrumpft und meine Mutter hatte nicht einmal annähernd eine solche Summe zur Verfügung. Millionen lagen in der Schweiz auf eingefrorenen Konten, auf die ich keinen Zugriff hatte. Andere Personen, die mir sehr nahestehen, weigerten sich rundheraus, ein derart gewagtes und im Wesentlichen illegales Vorhaben zu finanzieren.

Ein tschetschenisch-albanisches Joint Venture bot mir den gleichen Service für die Hälfte an. Das war finanziell beinahe machbar. Der Resch-Plan war allerdings ein Spaziergang, wohingegen der Grosny-Tirana-Plan eine Hubschrauberaktion vom Gefängnishof aus vorsah. Das konnte definitiv in einer schweren Schießerei mit automatischen Schnellfeuergewehren vom Typ AK 47 oder eher noch Uzis enden. Die ethische Seite dieses Plans missfiel mir. Dabei würden höchstwahrscheinlich nicht wenige Gefängniswärter getötet. Zwar lagen mir diese Typen nicht besonders am Herzen, aber einige von ihnen waren gute Männer und Väter. Noch viel wichtiger war jedoch der Umstand, dass ich daran glaubte, dass die Heilige Muttergottes eine Lösung finden würde.



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