051 - Die gelbe Schlange by Edgar Wallace

051 - Die gelbe Schlange by Edgar Wallace

Autor:Edgar Wallace [Wallace, Edgar]
Die sprache: deu
Format: epub
veröffentlicht: 2012-03-05T09:31:08+00:00


19

Stephen Narth und seine Töchter wollten nicht vor drei Uhr früh zurückkommen, und Joan hatte zuerst die Absicht, auf ihre Rückkehr zu warten. Doch dann überlegte sie sich, daß sie am nächsten Tag wieder frisch sein mußte, denn schließlich war sie für die reibungslose Abwicklung des Narthschen Haushaltes verantwortlich, ganz gleich, was für romantische oder schreckliche Dinge die Nacht noch bringen mochte. Obgleich Joan nicht erwartete, Schlaf zu finden, ging sie doch hinauf in ihr Zimmer.

Die rückwärtigen Räume des Hauses waren für das Personal bestimmt. Über der Garage hauste der Diener in einem Zimmer, das zur Chauffeurwohnung gehörte. Damit war er praktisch vom Herrenhaus abgeschnitten. Er war ein Mann in mittleren Jahren und ziemlich phlegmatisch, aber Joan war ganz froh, ihn bei der Hand zu haben, denn ungeachtet ihres Protestes fühlte sie sich doch ein wenig ängstlich.

Sie ließ das Licht in der Eingangshalle und auf den beiden Treppenabsätzen brennen. Die Fenstervorhänge in ihrem Schlafzimmer waren zugezogen, und das Bett war aufgedeckt. Trotz ihrer Müdigkeit saß Joan noch ein Weilchen auf dem Rand ihres Bettes, ohne sich auszukleiden. Doch dann raffte sie sich auf, legte langsam die Kleider ab und schlüpfte unter die Decke. Entschlossen schaltete sie das Licht aus, lag aber noch lange wach und bemühte sich vergeblich, zur Ruhe zu kommen. Das ganze Haus schien ihr voll von eigenartigen Geräuschen zu sein, und in ihrer Einbildung glaubte sie, ein aufgeregtes Flüstern auf dem oberen Treppenabsatz zu hören. Plötzlich krachte ein Dielenbrett, und Joan fuhr erschrocken auf.

Dabei fiel ihr die schwarze Kugel ein, die sie von Clifford bekommen hatte. Joan stand wieder auf, machte Licht und nahm sie aus ihrer Handtasche. Vorsichtig legte sie das Ding auf ihren Nachttisch. Die Überzeugung, daß Clifford, dieser starke, ruhige Mann, auf sie aufpaßte, brachte Ruhe in ihr aufgeregtes Gemüt, und Joan fiel in einen tiefen Schlaf...

Jemand mußte im Nebenzimmer sein. Als Joan zu sich kam, saß sie aufrecht im Bett, Angstschweiß auf der Stirn. Jetzt hörte sie es wieder, dieses leise Anstreifen eines menschlichen Körpers an die dünne Wand und ein leises Scharren, als ob der Eindringling einen Tisch fortgeschoben hätte. Sie erinnerte sich an diesen Tisch, er stand in der Nähe des Bettes. Dieses schäbige Möbelstück mit einer Bambusplatte bildete zusammen mit einem ärmlichen Bettgestell die ganze Einrichtung des Mädchenzimmers.

Leise stahl Joan sich aus dem Bett, knipste die Lampe an und schlich auf Fußspitzen zur Tür, um zu lauschen. Es war totenstill - ihre überreizte Phantasie mußte sie getäuscht haben.

In dieser Lage konnte sie nur eines tun: sie mußte sich davon überzeugen, daß das Nebenzimmer leer war. Kurzerhand drehte sie den Schlüssel um und öffnete die Tür. Aber mit einem gellenden Schrei fuhr das Mädchen zurück.

Mitten in der Türöffnung stand eine große, ungeschlachte Gestalt mit langen, herabhängenden Armen, nackt bis zum Gürtel. Einen Augenblick starrte sie in schwarze, geschlitzte Augen, dann sprang der Chinese auf sie zu - ein brauner Arm umklammerte sie, eine schwere Hand schloß ihr den Mund. Joan wehrte sich rasend, aber sie mußte erkennen, daß ihr Angreifer nicht allein gekommen war.



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