004 - Das Wachsfigurenkabinett by Dämonenkiller

004 - Das Wachsfigurenkabinett by Dämonenkiller

Autor:Dämonenkiller
Die sprache: deu
Format: epub


Daniel Shorter beobachtete noch immer das Wachsfigurenkabinett in der Benson Road. Er hatte sich mit Ronny Murray abgewechselt und dabei auch den zweiten Eingang nicht aus den Augen gelassen.

Es waren nicht viele Besucher gekommen, und er hatte jeden von ihnen fotografiert. Jetzt war es kurz nach zehn. Alle Fenster waren dunkel, doch Madame Picard befand sich noch im Haus.

Shorter war das Warten gewöhnt; es gehörte zu seinem Beruf. Er hing seinen Gedanken nach, die sich heute besonders mit seiner verschwundenen Frau und seiner Tochter beschäftigten. Er vermißte die beiden sehr. Sein Leben war ohne sie leer und inhaltslos geworden. Er hoffte noch immer, daß sie irgendwann wieder auftauchen würden, aber insgeheim wußte er, daß er damit einer Illusion nachhing. Vermutlich waren sie einem Verbrechen zum Opfer gefallen.

Er hatte mit dem Leben abgeschlossen, doch nicht den Mut zum Selbstmord aufgebracht. Jetzt saß er im Wagen, hatte den Sitz weit zurückgeschoben und rauchte eine Zigarette nach der anderen. Gelegentlich stellte er das Radio an, und jede halbe Stunde setzte er sich über Funk mit Ronny Murray in Verbindung.

Zehn Minuten nach zehn Uhr meldete sich sein Partner plötzlich.

»Eben verläßt Madame Picard das Haus. Sie steht vor der Tür und sieht sich um. Jetzt sperrt sie ab und geht auf einen weißen Morris zu. Sie steigt ein. Ich werde ihr folgen. Du kannst jetzt nach Hause fahren.«

»Verstanden«, sagte Shorter, doch er dachte gar nicht daran, das Feld zu räumen und starrte weiter das Haus an. Zwar hatte er von Dorian Hunter keinen Auftrag erhalten, das Kabinett zu durchsuchen, doch die Gelegenheit konnte kaum günstiger sein. Außerdem war er sich inzwischen sicherer denn je, daß Madame Picard etwas mit dem Verschwinden seiner Familie zu tun hatte. Er wartete noch einige Minuten, dann stieg er aus. Die Straße war leer. Kein Mensch war zu sehen, kein Auto fuhr vorbei. Er hatte auch die anderen Häuser in der schmalen Straße beobachtet; alle Fenster waren dunkel.

Shorter überquerte die Straße und blieb vor der Tür des Wachsfigurenkabinetts stehen. Er sah sich nochmals um und nahm sich dann das Türschloß vor. Es dauerte eine halbe Minute, bis er es geknackt hatte. Vorsichtig stieß er die Tür auf und huschte in den Vorraum. Er zog die Tür hinter sich zu, blieb stehen, holte seine Stablampe heraus und schirmte den Lichtstrahl mit der Hand ab. Die Kasse war leer. Völlige Ruhe herrschte; nur seine Schritte hallten in der Stille. Die Tür zum Kabinett war nur angelehnt. Er stieß sie auf, ließ den Strahl der Lampe durch die Gänge huschen und ging dann an den Figuren vorbei. Gelegentlich blieb er stehen und betrachtete die eine oder andere Gestalt genauer. In Schein der Lampe wirkten sie alle recht eindrucksvoll.

Bald erreichte er die nächste versperrte Tür. Sekundenlang überlegte er, ob er sie öffnen oder das Wachsfigurenkabinett wieder verlassen sollte, und entschied sich gegen einen Rückzieher. Diesmal bereitete ihm das Schloß allerdings erhebliche Schwierigkeiten. Er brauchte mehr als fünf Minuten, bis die Tür endlich aufsprang.

Im gleichen Moment hörte er ein Geräusch hinter sich. Blitzschnell drehte er sich um.



Download



Haftungsausschluss:
Diese Site speichert keine Dateien auf ihrem Server. Wir indizieren und verlinken nur                                                  Inhalte von anderen Websites zur Verfügung gestellt. Wenden Sie sich an die Inhaltsanbieter, um etwaige urheberrechtlich geschützte Inhalte zu entfernen, und senden Sie uns eine E-Mail. Wir werden die entsprechenden Links oder Inhalte umgehend entfernen.