001 - Träume by Miriam Georg

001 - Träume by Miriam Georg

Autor:Miriam Georg [Georg, Miriam]
Die sprache: deu
Format: epub
Tags: History
ISBN: 9783644012790
veröffentlicht: 0101-01-01T00:00:00+00:00


Ich hatte keine Ahnung, wo man eine Fahrkarte kaufen konnte. Später erfuhr ich, dass es eine Deputation für Auswanderer gab, bei der man kostenlos Auskunft zu allen Fragen erhielt.

Vielleicht wäre vieles anders gekommen, wenn ich das vorher gewusst hätte.

Überhaupt schien mir alles, was später geschah, rückblickend wie eine Reihe von unglücklichen Verkettungen, die schließlich zu dem schrecklichen Ereignis führte, das mein Leben für immer verändern sollte.

Aber ich wusste es nicht. Und schon am ersten Abend im Gasthaus sprach mich jemand an.

Es war ein Schifffahrtsagent, und er erklärte mir, wo ich am nächsten Tag hingehen sollte. «Sagen Sie meinen Namen, dann bekommen Sie einen schönen Rabatt.» Er zwinkerte, und ich steckte die Karte mit der Adresse ein, froh, diese erste Hürde anscheinend so leicht gemeistert zu haben. Am folgenden Tag ging ich zum Hafen. Die riesigen Kräne, der Lärm, die Tausenden kleinen und großen Boote auf dem Wasser, es dauerte ewig, bis ich mich losreißen konnte und nach dem Kontor fragte, an das ich mich wenden sollte.

Agentur für Schiffspassagen nach den Vereinigten Staaten von Amerika stand auf dem Schild über der Tür, und ich seufzte erleichtert auf.

«Wohin soll es denn gehen, junge Dame?», fragte der Kontorist väterlich, und ich war froh, dass er so freundlich wirkte. Schließlich hörte man allerlei Unlauteres über Schiffsagenten.

«Nach Amerika», erklärte ich und spürte, wie mich eine Welle von Stolz durchflutete. Es klang so erwachsen, so abenteuerlich. So durch und durch unglaublich.

«Natürlich, wie alle, ins Gelobte Land.» Er lächelte, als hätte er nichts anderes erwartet. «Wo Milch und Honig fließen und die Straßen mit Gold gepflastert sind.» Seine Stimme hatte einen spöttischen Unterton angenommen, und verunsichert musterte ich ihn. Ich wusste nicht, was ich auf diesen Scherz erwidern sollte, deswegen nickte ich nur.

«So schnell wie möglich, am liebsten morgen, bitte», sagte ich schließlich, und der Mann hinter dem Schreibpult prustete in seinen Bart.

«So schnell geht das nun nicht, junge Dame! Wir sind lange ausgebucht. Über Wochen!»

Erschrocken starrte ich ihn an. «Sie scherzen!», rief ich.

«Den nächsten freien Platz haben wir in fünf Wochen, das Schiff fährt nach …» Er las aus seiner Akte: «Nyork, Boston, Philadelphia, Montreal, Quebec und Halifax. Kanada soll ja auch sehr schön sein, kostet mehr, weil es weiter weg ist, versteht sich, aber mein Vetter lebt dort und berichtet nur das Beste.»

«Ich kann nicht fünf Wochen warten!», stieß ich hervor und merkte, wie meine Unterlippe zu zittern begann. «Das geht einfach nicht!»

Er zögerte. Sein Blick glitt über die Brille hinweg über meinen Bauch. «Nun, setzen Sie sich erst mal. Ich will sehen, was ich für Sie tun kann. Schließlich sind wir die beste Agentur weit und breit.» Er grinste und entblößte eine Reihe gelbbrauner Zähne. Ich ließ mich auf einen Stuhl ihm gegenüber fallen. «Nun», er wühlte in einem Stapel Papiere. «Wenn Sie an die Westküste wollen, kann ich nichts für Sie tun, da sind wir wirklich über Wochen voll. Nach Nyork ist es einfacher, weil dorthin mehr Schiffe gehen.»

«Ich will einfach nach Amerika», sagte ich leise, und er hob den Blick und musterte



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