001 - 1793 by Niklas Natt och Dag

001 - 1793 by Niklas Natt och Dag

Autor:Niklas Natt och Dag [Natt och Dag, Niklas]
Die sprache: deu
Format: epub
veröffentlicht: 0101-01-01T00:00:00+00:00


4»Zwei Männer fragen nach dir.«

Anna Stina weiß bloß, dass das Mädchen Ulla heißt. Ihren Nachnamen kennt niemand, wahrscheinlich nicht mal Ulla selbst. Anna Stina braucht ein paar Sekunden, um auf den hervorgelispelten Ruf zu reagieren. Ulla ist nicht ganz klar im Kopf, und es wäre ein Leichtes, einfach abzutun, was sie sagt, und ihrer Aussage keine Bedeutung beizumessen. Genau wie Anna Stina ist sie Obsthökerin in Marien, wenn auch ein Stück weiter südlich. Der Händler Efraim Jansson hat für seine Mädchen ein System erstellt, jedes von ihnen hat seine eigene Route, und die Mädchen passen höllisch auf, dass es so bleibt. Gnade Gott derjenigen, die in das Revier einer anderen eindringt. Da drohen Schläge und Kratzer, und der Eindringling wird an den Haaren gezogen.

Trotzdem begegnen sie sich manchmal an den Grenzen ihrer Territorien. Wie beispielsweise jetzt gerade. Anna Stina läuft vom Ufer des Lortfjärden bis zur Repslagargatan im Westen und zur Sankta Katarinas gata im Süden, während Ulla den Fatburen umrundet, wohin sonst niemand seinen Fuß setzen will, und oben am Postmästarbacken mit Blick über die Schleuse und die Stadt zwischen den Brücken treffen sie aufeinander. Anna Stinas Korb ist schon fast leer. Sie hofft, dass sie den Rest auf dem Weg zu Jansson ein Stück den Hügel hinunter loswird, sodass er ihr Nachschub mitgeben kann. Wenn sie sich beeilt, kann sie noch eine ganze Runde schaffen, bis die Sonne untergeht.

Mit offenem Mund blinzelt die schielende Ulla sie an. Anna Stina weiß nicht viel über sie; sie ist seit dem Frühling Hökerin, und die wochenlange Arbeit an der Sonne hat ihre Spuren hinterlassen. Ihre Haut ist von der Sonne gegerbt und schmutzig und der Rücken von der Last gebeugt. Mit Ach und Krach verkauft sie gerade so viel, dass sie die Arbeit nicht verliert. In einem fort wird sie einbestellt und getadelt, und ihr übrig gebliebenes Obst muss auf andere verteilt und verscherbelt werden, damit es nicht verdirbt. Anna Stina hat selbst gesehen, wie Ulla aus Schuppen und Höfen herausgestolpert kam, mit fleckigem Rock und der bunten Bindmütze schief auf dem Kopf, nachdem sich Männer an ihr bedient hatten. Unwillkürlich wandern Anna Stinas Gedanken zum Walpurgisfeuer und zu Anders Petter, und ihr läuft ein Schauder über den Rücken, als sie darüber nachdenkt, an wie viele solcher Szenen Ulla sich wohl erinnern mag. Dass das Mädchen noch nicht schwanger geworden ist, muss allein die Gunst des Schicksals sein.

In den langen Stunden der vergangenen Nacht hat Anna Stina darüber nachgegrübelt, was Lysander gesagt hat; sie hat versucht, sich die Teile der Geschichte auszumalen, die sie nicht mit Sicherheit weiß: in welcher Stimmung Anders Petter an jenem Abend nach Hause gekommen sein muss – entrüstet darüber, dass sie ihn abgewiesen hatte. Wie seine Eltern den Zustand des Sohnes bemerkt haben müssen. Sie hat genug über Natanael und Klara Sofia Lundström gehört, um sich den Rest denken zu können. Insbesondere die Mutter hatte Anna Stinas Freundschaft mit Anders Petter bereits in den zurückliegenden Jahren zusehends misstrauisch beäugt; womöglich hatte sie befürchtet, dass ihr Sohn



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