Zwischen den Schlägen der Nacht by Charles Sheffield

Zwischen den Schlägen der Nacht by Charles Sheffield

Autor:Charles Sheffield [Sheffield, Charles]
Die sprache: deu
Format: epub
veröffentlicht: 2015-04-23T16:00:00+00:00


17

Das Erwachen war qualvoll.

Es begann als ein leises Stimmengemurmel in vertrauter Sprache, aber in Tonfall und Klangfarbe so verändert, daß sie nahezu unverständlich blieb. Es war wie die Stimme einer Maschine. Er bemühte sich, zu verstehen: »...etwas mehr Asfanol... vielleicht noch ein paar Minuten ... bis wir wissen, was zu tun ist... Herzschlag jetzt kräftig ...«

Dann eine klarere Feststellung, in einer ärgerlichen, tieferen Stimme. »Dumme Geschichte. Wir können nichts machen, bis wir eine politische Erklärung haben. Warum mußte dieser Dummkopf so etwas tun... wird uns einen Monat kosten ...«

Er atmete. Die Luft drang heiß in seine Lunge, versengte die feinen Bläschen mit jedem Atemzug. Er fühlte das Brennen, als die Luft-Blut-Schranke übersprungen wurde, dann drangen feurige Sauerstoffströme durch Arterien und Kapillargefäße in alle Teile seines Körpers. Es war ein erbarmungsloser Schmerz, eine Agonie erwachenden Gewebes und wiederkehrender Zirkulation, begleitet von unbeherrschbaren Muskelkrämpfen.

Er bewegte die Zunge. Als sie seine Zähne berührte, fühlte sie sich trocken und geschwollen an, zu groß für die Mundhöhle. Doch als er sich die Lippen leckte, hatte er das Gefühl von glattem Glyzerin, begleitet von einem Geschmack, der das Innere seines Mundes zusammenzog. Er grunzte vor Unbehagen, doch kam kein Geräusch aus seiner Kehle.

»Er ist wach«, sagte eine andere Stimme. »Machen Sie sich bereit, Peron Turco! Können Sie die Augen öffnen?«

Peron versuchte es. Die Lider waren wie zugeklebt, aber durch gleichmäßige Anstrengung konnte er sie nach und nach lösen. Er spähte durch Augenschlitze aufwärts und sah eine blaßgraue Decke über sich, die ohne Winkel wie ein Gewölbe in die Wände von gleicher Farbe überging. Zu seiner Rechten war ein gleichmäßig zischendes und pulsierendes Geräusch zu vernehmen.

Er wandte den Kopf zu dieser Seite. Die Halsmuskulatur knirschte widerwillig, streckte sich und gehorchte seinem Befehl. Er lag neben einer eindrucksvollen Menge medizinischer Geräte, Monitoren, Pumpen und telemetrischer Einheiten. Zahlreiche Schläuche und Kabel führten von dort herüber zu seinem entblößten rechten Arm. Andere liefen in seine Nase und waren mit seinem Unterleib verbunden. Er war unbekleidet.

Er hob den Kopf. Etwas war falsch an der Bewegung, aber es fühlte sich nicht wie ein inneres Problem an, eher als hätten die Gesetze der Mechanik eine Änderung erfahren, so daß er sich zwar nicht in Schwerelosigkeit befand, aber auch nicht unter einer normalen Form von Schwere bewegte.

Und etwas stimmte nicht mit seinen Augen. Etwas war nicht in Ordnung. Er konnte zwar sehen, aber alles war verschwommen und undeutlich, mit unscharfen Rändern und Farben, die zu Pastelltönen verblaßt waren.

Er wandte den Kopf nach links. Neben dem Bett, auf dem er lag, saß eine Frau. Sie war in den mittleren Jahren und sah ihn stirnrunzelnd und mit offensichtlicher Mißbilligung an. Ihr Gesicht hatte eine glatte säuglingshafte Haut. Um den Kopf trug sie ein festgeknotetes blaues Kopftuch.

»Motorische Kontrolle scheint da zu sein«, sagte sie, offenbar sprach sie aber nicht zu Peron. »Befehl: drei Kubikzentimeter Historex in den linken Schenkel.«

Es war die Stimme, die er zuerst gehört hatte, und wieder klang sie heiser und eigentümlich mechanisch. Er sah und hörte nichts, aber nach ein paar Sekunden verspürte er einen kurzen neuen Schmerz im Oberschenkel.



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