Dark Matter - Der Zeitenläufer by Crouch Blake

Dark Matter - Der Zeitenläufer by Crouch Blake

Autor:Crouch, Blake [Crouch, Blake]
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: Wilhelm Goldmann Verlag
veröffentlicht: 2017-01-23T23:00:00+00:00


NEUN

Er steht früher auf.

Er trinkt weniger.

Fährt schneller.

Liest mehr.

Er arbeitet an seiner Fitness.

Er hält seine Gabel anders.

Lacht ungezwungener.

Simst weniger.

Er duscht länger, und anstatt nur mit der Seife über den ganzen Körper zu fahren, benutzt er jetzt einen Waschlappen.

Er rasiert sich jeden zweiten Tag, nicht mehr nur jeden vierten, und das am Waschbecken und nicht länger in der Dusche.

Er zieht seine Schuhe direkt nach dem Ankleiden an, nicht erst an der Eingangstür, bevor er das Haus verlässt.

Er benutzt regelmäßig Zahnseide, und vor drei Tagen hat sie sogar beobachtet, wie er sich die Augenbrauen zupfte.

Und seit fast zwei Wochen hat er das T-Shirt, in dem er am liebsten schlief – ein ausgewaschenes Relikt von einem U2-Konzert, das sie vor zehn Jahren im United Center besuchten –, nicht mehr getragen.

Er spült das Geschirr anders – anstatt im Trockengestell einen unhandlichen Turm aufzustapeln, legt er die nassen Teller und Gläser auf Geschirrtücher, die er auf der Arbeitsfläche ausgebreitet hat.

Er trinkt zum Frühstück nur noch eine Tasse Kaffee, nicht mehr zwei, und er macht ihn schwächer als früher, eigentlich so schwach, dass sie sich jeden Morgen mit ihm ein Wettrennen liefert, damit sie den Kaffee aufbrühen kann.

In letzter Zeit drehen sich die Gespräche beim Abendessen um Ideen, um Bücher und Artikel, die Jason liest, und um Charlies schulische Belange, es sind nicht länger banale Aufzählungen von den Geschehnissen des Tages.

Und was Charlie betrifft – auch mit seinem Sohn geht Jason anders um.

Nachsichtiger, weniger streng.

Als hätte er vergessen, was es heißt, Vater eines Teenagers zu sein.

Er bleibt nicht mehr bis zwei Uhr morgens auf, um auf seinem iPad Netflix-Serien zu schauen.

Er nennt sie nie mehr Dani.

Er will sie dauernd, und es ist jedes Mal wie das erste Mal.

Er sieht sie mit einer schwelenden Intensität an, die sie daran erinnert, wie frisch Verliebte sich in die Augen schauen, die noch viele Geheimnisse und unerforschte Bereiche zu entdecken haben.

Diese Gedanken, alle diese winzigen Erkenntnisse, laufen in Danielas Hinterkopf zusammen, während sie neben Jason vor dem Spiegel steht.

Es ist früher Morgen, und sie machen sich beide für ihren jeweiligen Tag fertig.

Sie putzt sich ihre Zähne, er seine, und als sich ihre Blicke kreuzen, grinst er zahnpastaverschmiert und zwinkert ihr zu.

Sie fragt sich:

Hat er Krebs und sagt’s mir nicht?

Nimmt er ein neues Antidepressivum und sagt’s mir nicht?

Hat er seinen Job verloren und sagt’s mir nicht?

Ein gemeiner Gedanke steigt heiß in ihr auf: Hat er eine Affäre mit einer seiner Studentinnen, und ist es dieses Mädchen, das ihn sich so fühlen und verhalten lässt, als wäre er ein ganz neuer Mann?

Nein. Nichts von alledem fühlt sich richtig an.

Die Sache ist die, nichts ist offensichtlich falsch.

Ganz allgemein gesehen geht es ihnen sogar besser. Er schenkt ihr so viel Aufmerksamkeit wie noch nie. Seit Beginn ihrer Beziehung haben sie nicht mehr so viel miteinander geredet und gelacht.

Es ist nur, dass er … anders ist.

Jason bückt sich vor und spuckt ins Waschbecken.

Er dreht den Wasserhahn zu, tritt hinter sie, legt ihr die Hände auf die Hüften und drückt sich sanft an sie.

Sie sieht sein Gesicht im Spiegel.



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