Zusammen küsst man weniger allein by Evanovich Janet

Autor:Evanovich, Janet
Die sprache: eng
Format: epub
Herausgeber: Goldmann
veröffentlicht: 2015-08-27T16:00:00+00:00

18

Grandma schnippelte gerade Suppengemüse, als ich in die Küche kam.

»Kaffee steht drüben. Nimm dir«, sagte sie. »Soll ich dir schnell ein paar Eier kochen? Deine Mutter ist in der Kirche.«

»Ich hab schon gefrühstückt«, sagte ich, »aber Kaffee geht immer.«

»Du bist bestimmt happy, jetzt, wo Jimmy Poletti hinter Gittern ist«, sagte Grandma.

»Ja. Briggs ist aus meinem Leben verschwunden, und ich kann mir wieder ein eigenes Auto leisten. Danke für deine Hilfe bei der Festnahme.«

»War doch ein gelungener Auftakt für meine Löffelliste«, sagte Grandma. »Nicht dass ich vorhätte, so bald abzutreten, aber was du heute kannst besorgen, das verschiebe nicht auf morgen.«

»Es geht das Gerücht, du würdest Joes Grandma Bella nachstellen«, sagte ich.

»Und ob ich ihr nachstelle. Ich jage ihr Angst und Schrecken ein. Sie hat ein paarmal versucht, mich mit dem bösen Blick anzusehen. Aber ich hab den bösen Blick einfach erwidert.«

»Weißt du, wie man das macht?«

»Das hab ich gegoogelt. Und ich bin mir sicher, dass ich den Dreh heraushabe.«

Joes Oma Bella ist die Geißel von Burg. Sie sieht aus wie ein Statist aus Der Pate. Grau meliertes Haar, hinten zu einem Knoten zusammengesteckt. Kein Make-up. Extrem schwarze Brauen. Augen wie ein Fischadler. Fünf lange schwarze Kinnbarthaare. Sie ist klein und gebückt und trägt schwarze Hemdblusenkleider und flache schwarze Schuhe. Je länger sie in diesem Land lebt, desto ausgeprägter wird ihr sizilianischer Akzent. Gefürchtet aber ist sie wegen ihres bösen Blicks. Der böse Blick ist irgendein schräger sizilianischer Fluch, nach dem einem die Haare ausfallen sollen, Warzen im Gesicht wachsen, die Zähne im Mund verfaulen und die Genitalien verschrumpeln. Intelligente Menschen wechseln lieber die Straßenseite, als sich an Bella vorbeidrängen zu müssen. Grandma drängt sich gern so dicht wie möglich an Bella vorbei und traut sich auch noch, sie anzuschielen. Bella wiederum nimmt die Herausforderung nur zu gerne an, was manchmal in einen hässlichen kleinen Zickenkrieg zwischen zwei alten Weibern ausartet. Und wehe, die beiden stoßen zufällig im Beerdigungsinstitut am Tisch mit den Erfrischungen aufeinander, und nur noch ein Cookie ist übrig!

»Ich weiß, Bella zu überwältigen, das steht auf deiner berühmten Löffelliste.«

»Das steht sogar ganz oben. Ich will sie fertigmachen, ein für alle Mal. Wie oft ist sie mir blöd gekommen, es reicht! Weißt du noch, einmal hat sie mich ein altes Luder genannt.« Grandma brach eine Möhre entzwei. »Dabei bin ich gar nicht so alt. Im Supermarkt rempelt sie mich mit ihrem Einkaufswagen an, ich sei nicht schnell genug. Und dann versucht sie, sich an der Kassenschlange vorzudrängen.«

Als Grandma mit ihrer Tirade fertig war, kam meine Mutter in die Küche.

»Sie ist doch nur eine dumme alte Frau«, sagte sie. »Sei eine gute Christin, und halt ihr die andere Wange hin.«

»Ich bin eine verdammt gute Christin«, sagte Grandma. »Aber ich weiß aus zuverlässiger Quelle, dass ich Bella für IHN drankriegen soll.«

Meine Mutter bekreuzigte sich und blickte wehmutsvoll zu dem Küchenregal, wo sie ihren Alkohol aufbewahrte. Als gute Hausfrau und noch bessere Christin war ihr klar, dass es für medizinische Hilfe von Jack Daniels noch zu früh am Tag war.

»Ich muss zur Arbeit«, sagte ich zu Grandma.

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