Zur Hoelle mit Bridget [10.11.14] by Paige Harbison

Zur Hoelle mit Bridget [10.11.14] by Paige Harbison

Autor:Paige Harbison [Harbison, Paige]
Die sprache: deu
Format: epub
ISBN: 9783956490811
Google: ajlwoAEACAAJ
Barnesnoble:
Herausgeber: MIRA Taschenbuch
veröffentlicht: 2014-10-31T23:00:00+00:00


8. KAPITEL

Ich hockte in der Ecke der Garderobe vor meiner fünften Klasse. Mein Körper fühlte sich klein und kompakt an, ich saß dort perfekt in eine Ecke geschmiegt. Im Nachbarraum hörte ich ein Kind „Abtauchen!“ rufen.

Auf meinem Schoß lag ein Stück rosafarbenes Tonpapier mit einem mit Buntstift gezeichneten Herz in der Mitte. Ich sah, wie meine Hand in kritzeligen und nach rechts geneigten Buchstaben etwas schrieb, aber ich war nicht diejenige, die mit dieser Hand schrieb. Ich sah, wie Wörter auf dem Papier erschienen. Und ohne dich wär ich …

Im Bruchteil einer Sekunde dämmerte es mir. Eine Ahnung wuchs in mir, bevor ich Schritte hörte, die näher kamen. Ich blickte gerade noch rechtzeitig auf, um zu sehen, wie jemand in meinen heiß geliebten Kleine-Meerjungfrau-Turnschuhen quietschend den Raum betrat.

Ich war in Bretts Körper. Mein Gott – das war kein Witz. Ich fühlte alles, was er fühlte. Verstand alles, was er dachte, und tat alles, was er tat, hatte aber absolut keine Kontrolle darüber. Es war, wie einen Film zu sehen, bloß aus dem Inneren einer Figur heraus, gekoppelt mit dem intensiven Verständnis für deren Beweggründe.

Mich durchzuckte eine Art böse Vorahnung, bevor ich die zehnjährige Bridget Duke sprechen hörte.

„Brett!“

Das Papier wurde von meinem Schoß gerissen, und ich sah mich selbst – mir gegenüber – das angefangene Gedicht lesen, während ich gleichzeitig die Angst fühlte, die Brett empfand.

Ich sah das Gesicht des Mädchens, es war mein Gesicht. Sah meine Augen das Gedicht lesen. Sah, wie ich die Stirn runzelte, als ich Wörter las, die ich entweder nicht verstand oder nicht kannte.

Alles wurde dunkel, als Brett plötzlich die Hände vors Gesicht schlug.

Nein, nein, nein, nein, NEIN! Ich wusste genau, was ich tun würde, und ich fühlte, dass der zehnjährige Brett es ebenfalls wusste.

Ängstlich blinzelte ich nach oben und sah, wie sich mein eigenes Gesicht triumphierend verzog. Dann bewegte sich mein Pferdeschwanz wippend aus der Garderobe in Richtung Klasse.

Das Nächste, das ich aus Bretts Sicht wahrnahm, war meine Stimme, die im Nachbarraum laut und hämisch „Brett liebt Miche-elle!“ sang. Mir schien sich der Magen umzudrehen. Mir wurde ganz kalt, und ich fühlte, wie Brett vor Scham geradezu geschüttelt wurde. Im Klassenraum las meine Stimme laut das Gedicht vor. Vor Gemeinheit triefend betonte ich jedes Wort, sodass es schmutzig und abstoßend klang. Ich hörte, wie der Rest der Klasse in das schallende Gelächter einstimmte. Beschämt erinnerte ich mich daran, dass ich es angestimmt hatte.

Und dann fingen sie wie auf ein Kommando hin alle an, das K-Ü-S-S-E-N-Lied zu singen.

Brett schlotterte am ganzen Körper, dann kickte er den Papiermüll vor sich zur Seite und kroch hinüber zur Wand, um verstohlen in den angrenzenden Klassenraum zu spähen. Sein Blick fiel auf Michelle.

Ich atmete mit ihm auf, als er sah, dass Michelle die Einzige war, die nicht lachte. Sie sah überhaupt nicht fröhlich aus. Genau genommen wirkte sie tief verlegen. In Bretts Bauch bildete sich eine seltsame Mischung aus einerseits Erleichterung darüber, dass Michelle nicht mitlachte, und andererseits Mitgefühl mit ihr, weil sie sich nun schlecht fühlen musste.

Die Zärtlichkeit, die



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