Wundes Herz by Amélie Duval

Wundes Herz by Amélie Duval

Autor:Amélie Duval [Duval, Amélie]
Die sprache: deu
Format: epub
veröffentlicht: 2015-01-28T16:00:00+00:00


Als sie in ihren Gemächern zurückkam, war sie immer noch so durcheinander, dass sie die Nachricht nicht gleich bemerkte, die auf ihrem Nachttisch lag. Erst nachdem sie sich gewaschen und umgezogen hatte, entdeckte sie das zusammengefaltete Blatt Papier mit der ihr bekannten Handschrift. Sie stieß die Luft hörbar aus. Die Nachricht war von Madeleine.

Meine liebe C.,

ich bete zu Gott, dass du diese Nachricht erhältst. H. ist in Sicherheit! Wir haben bei einer sehr netten Dame Zuflucht gefunden, nur zwei Tagesreisen von dir entfernt. Wir können dort so lange bleiben, bis die Lage geklärt ist. Ich kann dir leider nicht mehr darüber sagen, für den Fall, dass jemand anders als du diese Nachricht liest. H. geht es gut, er vermisst dich, wie ich auch. Mach dir bitte keine Sorgen und pass auf dich auf. Ich bin sicher, alles wird sich zum Besten wenden.

Mit unseren Gedanken sind wir bei dir. Gott behüte dich.

Deine M.

Tränen rannen Claires Wangen hinunter, während die Nachricht ihren gefühllosen Fingern entglitt. Sie kniete sich neben ihr Bett und faltete die Hände zum Gebet. Die Dankesworte, die leise aus ihrem Mund sprudelten, wurden so inbrünstig vorgetragen wie schon lange nicht mehr. Ihre Seele mochte in Gefahr sein, aber zumindest befanden sich Henry und Madeleine in Sicherheit.

Ein diskretes Klopfen an der Tür schreckte sie auf.

„Madame?“, fragte eine besorgte Stimme. „Fühlt Ihr Euch wohl?“

Es war Madame Léonard.

Claire wischte sich über die Augen, wühlte in ihrem Nachttisch nach einem Taschentuch und schnäuzte sich die Nase.

„Ja, alles in Ordnung, vielen Dank!“, rief sie mit bebender Stimme.

„Habt Ihr die Nachricht erhalten, Madame?“, kam es dumpf zurück.

Verblüfft blickte Claire auf, dann rappelte sie sich etwas schwerfällig auf. Noch einmal wischte sie sich übers Gesicht, glättete ihr Kleid, dann durchquerte sie den Salon, um die Tür zu öffnen.

Wie immer trug Madame Léonard ein graues Kleid und ein dazu passendes adrettes Häubchen, in ihrem Blick lagen Fürsorge und Mitgefühl.

„Welche Nachricht?“, fragte Claire vorsichtig.

Die ältere Frau senkte die Stimme. „Als Ihr nicht da wart, habe ich mir erlaubt, eine Nachricht auf Euren Nachttisch zu legen.“

Claire nickte.

„Ich hoffe, es waren gute Neuigkeiten.“

Claire sah der anderen Frau in die Augen und nickte erneut. Ein Lächeln huschte über Madame Léonards strenges Gesicht.

„Das freut mich, Madame.“

Dann wandte sie sich ab, doch Claire hielt sie zurück. „Wer hat Euch die Nachricht gegeben?“

„Ein Bauernjunge hat sie einem der Hausmädchen ausgehändigt.“

„Hat … hat der Marquis die Nachricht gelesen?“

„Ich glaube nicht, Madame“, antwortete die andere Frau, dann lächelte sie. „Wenn Ihr mich entschuldigen würdet.“

„Natürlich“, antwortete Claire. „Und vielen Dank.“

Benommen schloss sie die Tür. Nicht auszudenken, wenn der Junge die Nachricht einem Lakaien gegeben hätte! Dann wäre sie direkt an den Butler und damit höchstwahrscheinlich in Juliens Hände gelangt.

Beim Abendessen stellte sie mit einigem Schrecken fest, dass einzig Julien ihr Gesellschaft leisten würde. Als sie eintrat, stand er höflich auf, wartete, bis sie Platz genommen hatte, bevor er sich wieder setzte. Sie wechselten kein einziges Wort, bis das Essen serviert wurde. Es gab Kaninchen und Truthahn, dazu Gemüse und eine köstliche Rotweinsauce. Zum ersten Mal seit Tagen aß Claire mit Appetit, was Julien keineswegs entging.



Download



Haftungsausschluss:
Diese Site speichert keine Dateien auf ihrem Server. Wir indizieren und verlinken nur                                                  Inhalte von anderen Websites zur Verfügung gestellt. Wenden Sie sich an die Inhaltsanbieter, um etwaige urheberrechtlich geschützte Inhalte zu entfernen, und senden Sie uns eine E-Mail. Wir werden die entsprechenden Links oder Inhalte umgehend entfernen.