Wohin dein Traum dich führt. Roman by Barbara Wood

Wohin dein Traum dich führt. Roman by Barbara Wood

Autor:Barbara Wood [Wood, Barbara]
Die sprache: deu
Format: epub
ISBN: 9783104027890
Herausgeber: FISCHER E-Books
veröffentlicht: 0101-01-01T00:00:00+00:00


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Auf den Straßen von Hollywood herrschte dichter Verkehr. Aber Nigel war nicht in Eile und fuhr langsam den Hollywood Boulevard auf der Suche nach einem Nachtclub ab, den es eigentlich nicht mehr gab. Die Lamonts hatten ihn erwähnt, als er sie abermals auf ihrer Baustelle besucht und zu erkennen gegeben hatte, dass er gelegentlich Langeweile verspüre und sich frage, wo man ein wenig Nachtleben genießen könne.

Da war es ja endlich, das Pink Flamingo! Die verrammelte Vordertür, die gelöschten Neonlichter und nicht zuletzt der am Eingang angeklebte Zettel »Betrieb eingestellt« zeugten davon, dass das Lokal dichtgemacht hatte. Gleiches vollzog sich überall in der Stadt, überall im Land. Etablissements, die auf den Absatz von Alkoholika gebaut hatten, verloren ihre Kunden und gingen über Nacht pleite.

Nigel fuhr auf den Parkplatz daneben und fand eine Lücke zwischen einem Packard Runabout und einem Lincoln Sports Phaeton, jeder von ihnen mehr als hunderttausend Dollar wert – und das in einer Stadt, wo man im Durchschnitt ein Haus für achttausend Dollar kaufen konnte und einen Mittelklassewagen für dreihundert! Ein Hinweis auf gut betuchte Kundschaft.

Er ging durch die dunkle Seitenstraße zum Hintereingang des Pink Flamingo, wo er dreimal an eine unauffällige Tür klopfte. Eine Sperre in Augenhöhe wurde beiseitegeschoben. »Ja?«

»Ali Baba schickt mich.« Die Tür öffnete sich und gab den Blick auf eine helle, laute Club-Szenerie frei.

Nigel legte seinen Mantel ab und übergab ihn dem hübschen Mädchen an der Garderobe, rückte seine Krawatte zurecht, fuhr sich glättend übers Haar und mischte sich unter die schillernde Menge. Das Orchester spielte Ain’t We Got Fun, aus Kanada und Mexiko geschmuggelter oder von Schwarzbrennern gelieferter Alkohol floss in Strömen. Wie Tausende Restaurants und Clubs in den Vereinigten Staaten, war das Pink Flamingo, anstatt dichtzumachen, zu einer Flüsterkneipe geworden – so genannt, weil man nur hinter vorgehaltener Hand darüber sprechen durfte, damit die Polizei nicht von ihrer Existenz erfuhr.

Die einheimischen Ordnungshüter wussten natürlich Bescheid. Es war bekannt, dass der Polizeichef sich jeden Samstagabend hier mit seiner Geliebten französischen Champagner munden ließ.

Im Gedränge machte Nigel den Eigentümer des Nachtclubs aus: Tony Riccio, einen Mann mit rosa Schweinchengesicht. Zu seinem maßgeschneiderten weißen Seidenanzug mit Goldknöpfen trug er einen weißen Filzhut mit breiter Krempe und verwegenem Knick, und an seinen Fingern blitzten Brillanten. Er war erst kürzlich nach Los Angeles gekommen, aus Chicago, wo er, wie man munkelte, mit gewissen Gangsterbossen in Verbindung stand. Wie es hieß, wurde die Konkurrenz in Chicago zu groß, wohingegen man in Südkalifornien weiterhin Handlungsfreiheit genoss.

Riccio begrüßte seine Gäste, nicht ohne dabei mit einem goldenen Zahnstocher in seinen Zähnen herumzufummeln. Er war nicht der einzige Gangster, der sich neben diesem einen noch weitere Clubs in und um Los Angeles unter den Nagel gerissen hatte. Zusammen mit Riccio bildeten sie ein Syndikat, das darauf abzielte, sich im Süden Kaliforniens das Monopol im lukrativen Alkoholhandel zu sichern.

Sie alle gehörten einem neuen Typus von Gangstern an, die sich die unersättliche Gier der Bevölkerung nach Alkohol zunutze machten. Wegen der äußerst beschränkten Versorgungsmöglichkeiten für den Durchschnittsbürger sahen Männer wie Tony Riccio das große Geschäft darin, Leute anzuheuern, die Rum aus der Karibik einschmuggelten oder Whiskey aus Kanada.



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