Wo das Chaos hinfällt (German Edition) by Sandra Grauer

Wo das Chaos hinfällt (German Edition) by Sandra Grauer

Autor:Sandra Grauer [Grauer, Sandra]
Die sprache: deu
Format: epub
veröffentlicht: 2015-09-29T16:00:00+00:00


Der Abend konnte nur noch besser werden? Hatte ich das wirklich gedacht? Der Abend sollte in einer Katastrophe enden.

Tim bestellte uns grüne Tagliatelle mit einer Lachs-Pilze-Sahne-Soße sowie eine Holzofenpizza, belegt mit frischen Tomaten, Mozzarella und Basilikum. Es klang so köstlich, dass mir bereits bei der Bestellung das Wasser im Mund zusammenlief. Erst jetzt fiel mir auf, wie hungrig ich eigentlich war. Seit dem Frühstück hatte ich nur einen kleinen Snack gehabt und sonst nichts mehr gegessen.

Bis das Essen kam, dauerte es allerdings noch eine Weile. Tja, das war der Nachteil, wenn man zur Hochsaison am See lebte. Die Restaurants waren zu dieser Zeit immer gut besucht. Doch die Zeit konnten wir angenehm überbrücken. Tim und ich unterhielten uns wunderbar. Anfangs hatte ich ein bisschen Angst gehabt, dass wir vielleicht außer der Buchhandlung und den Lesungen kein gemeinsames Gesprächsthema finden würden, aber dem war nicht so.

»Eigentlich wollte ich das Geschäft ja heute außen vor lassen, aber ich hab gestern Nachmittag noch eine Nachricht bekommen, die dich bestimmt freuen wird«, meinte Tim und machte eine kleine Pause. »Freiherr von Schmidt hat zugesagt, mit dem Krimi-Winter klappt also auch alles.«

»Sehr gut, ich bin dir echt dankbar.«

»Ach Quatsch. Alles andere besprechen wir wie gesagt nächste Woche. Ist ja auch noch ein wenig Zeit bis dahin. Heute soll es mal nur um uns gehen.«

Ich schluckte. Um uns. Das klang in meinen Ohren schon ziemlich ernst. Tim erhob sein Glas und wir stießen miteinander an. Zwar waren wir immer noch bei der Limonade, aber was machte das schon?

»Also, wie war’s gestern Abend?«, fragte Tim, nachdem er einen Schluck genommen hatte. »Boris hat mir von dem Schwulenjubiläum erzählt.«

Ich verschluckte mich beinahe an meiner Limonade.

»Was hat er dir erzählt?«

»Nicht viel. Er hatte nur mal erwähnt, dass ihr da zusammen hin wolltet.«

»Ach so, das.« Ich unterdrückte ein erleichtertes Aufatmen. Und ich hatte schon befürchtet, Boris hätte Tim von unserem Kuss erzählt. »Carlos Schwulenjubiläen sind legendär, und so war es auch gestern Abend wieder richtig lustig. Ich fürchte nur, dass es für Boris ein etwas traumatisches Erlebnis war.«

»Inwiefern?«, wollte Tim wissen.

Ich musste grinsen.

»Na ja, wenn Carlo etwas macht, dann macht er es richtig. Du weißt schon: rosa Deko, Prosecco, entsprechende Kostüme. Und den ganzen Abend liefen Elton John, Boy George oder Queen.«

Nun musste auch Tim grinsen.

»Verstehe.«

»Das Schlimmste allerdings war für ihn vermutlich, dass Boris der einzige Hetero-Mann und ich die einzige Frau auf der Party war.«

»Also als schlimm würde ich das nun nicht gerade bezeichnen. Bei dir ist man doch in bester Gesellschaft.«

Verlegen wandte ich den Blick ab. Tim ging echt aufs Ganze.

»Oh, danke. Wie nett von dir.«

»Hat Boris das etwa anders gesehen?«

Mein Blick wanderte zurück zu Tim. Ob er doch etwas wusste oder ahnte? Nein, mit Sicherheit nicht. Ich zuckte mit den Schultern.

»Keine Ahnung. Aus Boris werde ich nicht immer wirklich schlau.«

Tim lachte.

»Ja, so ist unser Boris nun mal.«

»Nehmen wir zum Beispiel mal Sarah«, begann ich, ehe ich mich davon abhalten konnte. »Boris behauptet, da wäre nichts. Ist er wirklich so blind oder will er es nicht sehen? Diese Sarah steht doch total auf ihn.



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