Wirtschaftsmacht Brasilien - Busch, A: Wirtschaftsmacht Brasilien by Alexander Busch

Wirtschaftsmacht Brasilien - Busch, A: Wirtschaftsmacht Brasilien by Alexander Busch

Autor:Alexander Busch [Busch, Alexander]
Die sprache: deu
Format: epub, mobi
Herausgeber: Hanser, Carl GmbH + Co.


Die Pensionsfonds: Die Grauzone des Staatseinflusses

Ein anderer Einflusskanal des Staates auf die Unternehmen ist weniger transparent – aber ähnlich wichtig. Wir lernten ihn während des Rundgangs beim Banco do Brasil und der Caixa, den beiden größten staatlichen Banken, nur indirekt kennen. Denn an die Staatsbanken angehängt sind mächtige Pensionsfonds: Der Pensionsfonds Previ ist der mit Abstand größte Pensionsfonds Brasiliens und ganz Lateinamerikas. Er gehört zum Banco do Brasil. Petros ist die Kasse der Petrobras-Mitarbeiter und Funcef die der Belegschaft der staatlichen Caixa Econômica Federal. Zwei Drittel der Mittel der gesamten Pensionsfonds in Brasilien stammen aus staatlichen Unternehmen. Auch die Fonds haben Schlüsselpositionen in vielen wichtigen Unternehmen. Weil private Banken kaum Finanzierungen über ein Jahr anbieten, sind die rund 200 Milliarden Dollar, welche die brasilianischen Pensionsfonds in Unternehmen anlegen können, entscheidend für deren Investitionskraft. Sie sind der verlängerte Arm der Exekutive. Die Fonds komplettieren den Staatseinfluss. Etwa bei der Vale: Der brasilianische Staat erreicht mit sieben Prozent Anteil am Kapital keine Mehrheit an der Vale. Doch zusammen mit den Aktienpaketen der Previ (16 Prozent) und des BNDES (17 Prozent) hat er de facto die Kontrolle über den zweitgrößten Bergbaukonzern der Welt.

Doch die Fonds arbeiten wenig transparent: Die Spitzen der Fonds werden politisch von den Regierungen, Gewerkschaften und Unternehmensvertretern besetzt. Die meisten Fonds »gehören« einer Partei oder einem politischen Clan, der dafür sorgt, dass stets Vertreter aus den eigenen Reihen zum Zuge kommen. Es sind Schlüsselpositionen in der brasilianischen Bürokratie und Politik. Ihre Funktionäre sind kaum in der Öffentlichkeit bekannt – dafür aber umso mächtiger. Es gibt wenig Bürokraten, deren Handynummern so begehrt sind wie die der Direktoren der Pensionsfonds. Die Entscheidungen der Fonds, sich an einem Wasserkraftwerk, einem Schlachthof oder einer Raffinerie zu beteiligen, können aus armen Gemeinden oder ganzen Landstrichen des Landesinnern in wenigen Monaten Boomregionen machen – oder eben nicht. Für Bürgermeister, Abgeordnete und Senatoren kann das politisch überlebenswichtig sein.

Die unübersichtlichen Verflechtungen zwischen Regierung, Staatsbanken und Pensionsfonds – dem Rückgrat der Brasil SA – schaffen ein fruchtbares Ambiente für Korruption und Ineffizienz. Weniger beim BNDES, der nach den Privatisierungen kaum in Skandale verwickelt war. Doch immer wieder fliegen Direktoren der Pensionsfonds auf, die sich von privaten Unternehmen schmieren ließen. Legendär sind in Brasilien seitdem Landrover-Jeeps. Einen solchen ließ sich ein Fondsdirektor von einem Ölunternehmen schenken. Zudem arbeiten die Fonds selbst oft ineffizient und mussten mehrfach in der Vergangenheit durch den Staat saniert werden.



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