Wie kommt der Wert in die Welt? by Mariana Mazzucato

Wie kommt der Wert in die Welt? by Mariana Mazzucato

Autor:Mariana Mazzucato [Mazzucato, Mariana]
Die sprache: deu
Format: epub
Tags: Bruttoinlandsprodukt, Bruttowertschöpfung, Gebrauchswert, Inlandsprodukt, Innovation, Kapitalismus, Kapitalismustheorie, Nettoproduktionswert, Preis, Preispolitik, Preissetzung, Produktwert, Tauschwert, Wertlehre, Wertschöpfung, Werttheorie, Ökonomie, Finanzwirtschaft, Gesellschaft
ISBN: 9783593441252
Herausgeber: Campus
veröffentlicht: 2019-03-12T23:00:00+00:00


Die Maximierung des Shareholder-Value

Aktienrückkäufe treiben die Vergütung der Manager in die Höhe. Zur Verteidigung des Gedankens, erfolgsorientierte Vergütungsmodelle einten die Interessen von Managern und Aktionären, behauptet man immer wieder, Aktienrückkäufe maximierten den Shareholder-Value und verbesserten dadurch die Effizienz der Unternehmen.8 Finanztechnische Maßnahmen, so das Argument, seien eine legitime Möglichkeit für Manager, für mehr Produktivität zu sorgen und damit sowohl den Mitarbeitern als auch der Kundschaft und den Aktionären zu nützen. Wenn ein Unternehmen zu gegebenem Zeitpunkt höhere Erträge erwirtschaften könne, indem es Kapital »finanziell« arbeiten lasse, anstatt Autos oder Software direkt zu verkaufen, dann handle es nur rational und im besten Interesse des Geschäfts. Die Wahlmöglichkeit zwischen finanziellem und produktivem Einsatz von Kapital helfe, das (angebliche) Kerngeschäft, Autos oder Software zu verkaufen, auf Trab zu halten, schließlich müsse es mit der finanziellen Alternative konkurrenzfähige Erträge erwirtschaften. Damit sagt man freilich auch: Den Kunden die Kreditaufnahme zu erleichtern, damit sie – vor allem die eigenen – Produkte kaufen können, sei ein Dienst am Mann von der Straße. Da mag etwas dran sein, aber nicht viel. Wo kamen diese Ideen her? Und, wenn überhaupt, wie stichhaltig sind sie?

In den 1970er Jahren, als Wirtschaftskrise und Stagnation Performance und Profitabilität des Unternehmenssektors hemmten, machte die Unzufriedenheit der Aktionäre den Aktionärsertrag zum Hauptanliegen eines jeden Konzerns. 1970 veröffentlichte Milton Friedman im New York Times Magazine einen Artikel, der zum Gründertext der Shareholder-Value-Bewegung wurde und, in vielerlei Hinsicht, der Unternehmensführung ganz allgemein. Unter dem Titel »Die gesellschaftliche Verantwortung des Unternehmens besteht in der Steigerung des Profits« unterbreitete Friedman die Idee, dass Amerikas wirtschaftliche Performance zurückgehe, weil sie gegen ein Kardinalprinzip der Mainstream-Ökonomie – Unternehmen maximieren ihren Profit – verstieß. Laut Friedman wurden Manager, die den Profit nicht maximieren, nicht mehr bestraft. Aktionäre könnten für eine solche Bestrafung nicht sorgen, dazu seien sie zu dispers und unkoordiniert; und die Märkte seien dazu nicht in der Lage wegen der Monopolmacht börsennotierter Gesellschaften, die keine Wettbewerber duldeten, wenn der Wettbewerb ihre Kosten und ihre Preise nach oben trieb.

Einige Ökonomen der 1960er Jahre hatten dem »Managerialismus« einen potenziellen Nutzen für die Gesellschaft beigemessen, sofern Profite zugunsten höherer Löhne oder höherer Standards hinsichtlich Umwelt, Gesundheit, Sicherheit oder zugunsten der Investition in neue Produkte geopfert wurden. Friedman sorgte in der Debatte für einen Neuansatz mit seiner Ansicht, dass Manager den Profit aller Wahrscheinlichkeit nach eher ihrem eigenen Spesenkonto und einem Leben in Saus und Braus opfern würden, und allein der Gedanke, die Kosten wegen irgendeiner »gesellschaftlichen Verantwortung des Unternehmens« steigen zu lassen, sei von Grund auf falsch. Der Artikel gebar einen Zweig akademischer Literatur, der als »Agency-Theorie« bekannt wurde.

Weiterentwickelt hat Friedmans Idee Michael Jensen von der University of Chicago, ein Mann, der von den Ideen des »freien Markts« geprägt war. 1976 veröffentlichte Jensen, mittlerweile Professor an der University of Rochester, einen Aufsatz zusammen mit dem Dekan von Rochesters Business School William Meckling, der – wie Jensen – in Chicago unter Friedman studiert hatte. Die beiden legten in diesem Artikel eine Möglichkeit zur Umsetzung von Friedmans Ideen vor. Der Artikel trug den Titel »Theorie der Unternehmung: Führungsverhalten, Agenturkosten und Besitzstruktur«.



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