Welt im Fels by Harry Harrison

Welt im Fels by Harry Harrison

Autor:Harry Harrison [Harrison, Harry]
Die sprache: deu
Format: epub
Tags: TTB 304
veröffentlicht: 2014-03-14T00:00:00+00:00


4.

Im ersten Moment war er wie gelähmt vor Schreck, doch dann merkte er, daß die Hitze nicht stärker wurde und die Sonne nicht näherkam. Sie bewegte sich nur sehr langsam, weil sie einen halben Tag Zeit hatte, um den Himmel zu überqueren. Es war zwar heiß, aber nicht unerträglich. Er konnte ihr mühelos ausweichen. Ohne Hast warf er seine Ausrüstung auf die blaue Oberfläche des Himmels hinaus und schloß den Deckel hinter sich. Er hielt das Gesicht von der Sonne abgewandt, denn ihr Licht blendete ihn schrecklich, wenn man hineinsah. Die Sonne im Rücken, in einer Hand den Wasserbehälter, in der anderen das Tötungsgerät, machte er sich auf den Weg quer über den Himmel zum Nordende des Tales, unter dem die geheimen Tunnel der Beobachter lagen.

Jetzt, da er sich etwas mehr daran gewöhnt hatte, war es ein unbeschreibliches Erlebnis, viel erregender als alles, was er zuvor erlebt hatte. Beschwingt und mit weitausholenden Schritten überquerte er die weite blaue gewölbte Fläche. Über ihm, wo der Himmel hätte sein sollen, hing das Tal. Spitze Berge hingen an beiden Seiten herunter und zogen sich quer über ihm hin. Fester Grund, massiver Fels war unter seinen Füßen. Seit er das wußte, machte es ihm nichts mehr aus, daß die Welt, in der er aufgewachsen war, wie ein monströses Gewicht über seinem Kopf hing. Als der Abstand zur Sonne groß genug war, hielt Chimal an, um zu rasten. Er setzte sich auf den blauen Himmel und öffnete den Wasserbehälter. Als er ihn an die Lippen setzte, sah er hinauf zum Tal, zur Pyramide mit dem Tempel, direkt über seinem Kopf. Er setzte den Behälter wieder ab und legte sich flach auf den Rücken. Er verschränkte die Arme hinter dem Kopf und betrachtete lächelnd seine Heimat. Wenn er genau hinsah, konnte er sogar die Arbeiter auf den Feldern ausmachen. Die Leute gingen ihrer Arbeit nach und merkten nicht, daß sie in einem Gefängnis lebten. Warum? Und ihre Aufseher, selbst Gefangene in ihren Termitengängen, welche geheimnisvolle Macht hatte sie zu ihrer Beobachterrolle bestimmt? Was bedeutete das Gerede des Mädchens über den Großen Planer?

Er konnte die winzigen Gestalten sehen, die sich von den Feldern her auf Quilapa zubewegten. Er überlegte, ob sie ihn hier oben wohl sehen könnten, und er winkte mit Armen und Beinen und hoffte, sie würden zu ihm herausgehen. Was würden sie denken? Vielleicht, daß er ein Vogel sei. Vielleicht sollte er mit dem Tötungsgerät in großen Buchstaben seinen Namen in das Blau des Himmels kratzen, endgültig und unveränderlich. Eine Aufgabe für die Priester, das ihren Gläubigen zu erklären!

Lachend stand er auf und nahm seine Sachen. Er marschierte weiter.

Als die Felsbarriere über ihm hing, die das Ende des Tales abriegelte, musterte er sie interessiert. Es sah sehr echt aus, obwohl die großen Blöcke von hier aus wie kleine Steinchen wirkten. Hinter der Barriere setzte sich das Tal nicht fort, dort war nur grauer Fels, aus dem die Bergspitzen herauswuchsen. Alles künstlich angelegt und so angeordnet, daß es den Eindruck der Ferne vermittelte. Die scheinbar entfernteren Gipfel waren kleiner als die am Rand des Tales.



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